Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
das Elbenmädchen hervor. „Die übelsten Kreaturen des Wilderlandes sind hier so zahm wie die Schoßhunde, die sich die Menschen halten!“
„Es gibt viele uralte Geschöpfe in diesem Geheimen Wald“, erklärte Cabrejus. „Und manche von ihnen haben sich hier in ganz anderer Weise weiterentwickelt als in der Außenwelt.“
Außenwelt!, echote es in Darons Gedanken, doch er hütete sich davor, nicht so intensiv zu denken, dass er damit irgendwem Schmerzen bereitete. Die Faune betrachteten den Geheimen Wald offenbar als eine Welt für sich, und genau das war er wohl auch. Eine Welt, die aus irgendwelchen Gründen stetig kleiner wurde, wie Cabrejus erwähnt hatte.
Vielleicht werden wir den Grund dafür ja noch erfahren, dachte Daron.
Inzwischen hatte Rarax den Ei-Stein fast eine Viertelmeile weit fortgerollt.
Die Lage blieb dennoch angespannt. Die Baumgeister tobten hinter der unsichtbaren Barriere, die den Geheimen Wald schützte. Sie streckten ihre astartigen Arme aus, um das unsichtbare Hindernis abzutasten. Manche hämmerten noch immer wie von Sinnen darauf ein, und die Risse, die dadurch entstanden waren, hatten sich weiter fortgesetzt. An manchen Stellen sah fast so aus, als würde verästelndes Gewächs an einer gläsernen Wand emporwachsen. In Wahrheit waren es weitere kleine Risse in der Schutzglocke, die den Geheimen Wald umgab.
Dann schaffte es der erste Waldgeist, durch einen der Risse hindurchzugelangen, indem er sich in einen Schwarm kleinster Schattenteilchen verwandelte, von denen gut die Hälfte durch die Barriere schlüpfte.
Die Katzenkrieger zögerten nicht einen Moment und warfen den Blütenstaub der Sinnlosen. Der wölke auf, und aufschreiend zog sich der Waldgeist wieder zurück.
An einer anderen Stelle hatte ein Waldgeist den geheimen Zugang gefunden, der sich allerdings inzwischen auf die Größe einer Elbenfaust verkleinert hatte, da Rarax den Ei-Stein schon ein ganzes Stück von der Grenze des Geheimen Waldes fortgerollt hatte. Daher passte nur noch ein einziger mitteldicker Ast durch die Öffnung. Aber auch dieser Waldgeist verwandelte sich in einen Schwarm von Schattenteilchen, um in den Geheimen Wald zu gelangen.
Die Katzenkrieger vertrieben ihn schnell. Und dann eilte der Faun Cabrejus mit großen Bocksprüngen zu der Öffnung, blieb abrupt stehen, breitete die Arme aus und rief Worte in einer Sprache, die Daron und Sarwen noch niemals gehört hatten. Es musste sich aber um eine magische Formel handeln, so viel war ihnen dennoch klar.
Der Zauber verhindert zumindest, dass noch ein weiterer Waldgeist durch die Öffnung dringen konnte, die immer kleiner wurde, was Cabrejus mit seiner Formel wohl noch unterstützte. Als Rarax den Ei-Stein eine Achtelmeile weitergerollt hatte, war der Eingang endlich verschlossen.
Das Riesenfledertier sank erschöpft in sich zusammen. Daron kümmerte sich um das Flugungeheuer. Aber mit gedanklichem Zuspruch blieb er sparsam, schließlich wollte er niemanden unnötig gegen sich aufbringen, nicht mal irgendeinen Schachtelhalm.
Sarwen machte sich Sorgen um die Risse in der durchsichtigen Barriere. Noch standen die Waldgeister auf der anderen Seite und konnten nicht hindurch, aber schon bröckelte die Schutzglocke an einer Stelle. Sarwen spürte erst den winzigen Windhauch, dann sah sie, dass ein paar stecknadelkopfgroße, glasartige Stückchen herabfielen.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis der unsichtbare Wall, der noch den Geheimen Wald umgab, in sich zusammenbrechen würde, und dann waren sie alle verloren. Darüber machte sich Sarwen keine Illusionen.
Sie ging auf die Barriere zu. Die sich verästelnden Risse sorgten immerhin dafür, dass Sarwen sie deutlich sehen konnte. Ansonsten wäre die unsichtbare Grenze nur anhand der unterschiedlichen Vegetation auf beiden Seiten erkennbar gewesen.
Vorsichtig berührte sie das glasartige Etwas, aus dem die Barriere bestand. Irgendeine besondere Art von Magie musste dahinterstecken, das spürte Sarwen sofort.
„Das hättest du besser nicht getan!“, rief Cabrejus erschrocken und eilte herbei. Mit seinen Ziegenhufen war er ein sehr schneller Läufer, mit dem wahrscheinlich nur wenige Menschen oder Elben mithalten konnten.
Aber es war zu spät. Es zischte laut, als Sarwen die unsichtbare Grenze mit beiden Handflächen berührte, und kleine Blitze zuckten, die auch die Baumgeister auf der anderen Seite bemerkten. Sarwen spürte, wie ein eigenartiges schmerzhaftes Prickeln ihren Körper
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