Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
der Faun die Unterhaltung der beiden Elbenkinder. „Und auch, wenn ihr es vielleicht nicht gewohnt seid, dass man eure Gespräche unterbricht, muss ich das jetzt leider tun. Die Lage ist ernst. Die Waldgeister kennen diesen Eingang zum Geheimen Wald und werden versuchen, ihn zu durchschreiten."
Daron folgte dem Faun zurück zu den anderen, Sarwen an seiner Seite, und fragte Cabrejus: „Was können wir tun, um euch zu helfen?"
Cabrejus deutete auf eine Schar von Katzenkriegern, die versuchten, einen gewaltigen Stein zu bewegen. Er hatte die Form eines Eis, ragte eine Mannslänge aus dem Waldboden, und seine Oberfläche war über und über mit Moos bedeckt. Dieses besondere Moos musste wohl in die Gewänder der Faune und in Elbenschrecks Federbusch eingewoben sein, denn es passte sich in seiner Färbung dem Hintergrund an, weshalb die Elbenkinder den Stein im ersten Moment gar nicht sahen.
„Er markiert den Übergang zwischen dem Geheimen Wald und dem Waldreich, in dem zurzeit die Waldgeister ihr Unwesen treiben. Es gibt mehrere davon, und weil unser Geheimer Wald stetig schrumpft, müssen wir sie regelmäßig versetzen. Das geschieht allerdings nur einmal in hundert Jahren, und wir hatten bisher immer Zeit genug, das vorzubereiten. Aber jetzt muss es schnell gehen.“
Den Katzenkriegern gelang es inzwischen mit vereinten Kräften, den eiförmigen Stein umzustürzen. Sie hatten die Kundschafter der Faune dafür zur Seite gedrängt. Offenbar waren die ziegenbeinigen Waldwesen nach Meinung der Katzenkrieger nicht stark genug, um ihnen eine Hilfe zu sein.
„Bevor die ersten Baumgeister hier auftauchen, muss der Stein möglichst weit fortgeschafft sein, dann können sie den Eingang zum Geheimen Wald nicht mehr erspüren. Selbst dann nicht, wenn sie all ihre Kräfte aufbieten“, erklärte Cabrejus. Er deutete auf Rarax. „Was ist, könnte euer Riesenfledertier uns da nicht helfen?“
„Rarax ist nach einem Angriff der Baumgeister, den er nur knapp überlebte, etwas geschwächt“, erklärte Daron. „Aber so einen Stein ein Stück zu versetzen, das müsste er auch jetzt noch schaffen.“
„Das freut mich zu hören“, sagte Cabrejus. „Worauf wartest du dann noch? Dein Flugmonster soll den Stein so weit fortschaffen wie möglich. Natürlich nur innerhalb des Bereichs, der zu unserem Geheimen Wald gehört, aber den könntet ihr so ohne Weiteres auch gar nicht verlassen."
„Es gibt da nur eine Schwierigkeit“, gab Daron zu bedenken.
„So?" Cabrejus legte die Stirn so sehr in Falten, dass seine Haut wieder wie ein faltiges Tuch wirkte. „Hört das Ungetüm etwa nicht auf euch? Hätten wir das gewusst, hätten wir ihm den Zutritt zu unserem Wald verweigert.“
„Er hört auf unsere Gedanken", mischte sich Sarwen ein. „Aber die sollen wir ja unterdrücken, wir du uns eindringlich erklärt hast."
„Ich möchte mir ungern den Zorn der hiesigen Pflanzenwelt zuziehen", fügte Daron hinzu.
„Ich kann nämlich gut und gern darauf verzichten, noch mal durch die Luft geschleudert zu werden", setzte Sarwen noch eins drauf.
Der Faun seufzte, und seine Stirn zog sich für einen Augenblick glatt, nur um anschließend umso faltiger zu wirken. Er trat von einem seiner Ziegenhufe auf den anderen und wirkte ziemlich nervös.
Gern hätte sich Daron mittels ein paar schnell ausgetauschter Gedanken mit Sarwen darüber verständigt, wie groß die Gefahr durch die sich nähernden Waldgeister wohl sein mochte. Die beiden Elbenkinder wechselten auch einen kurzen Blick, und die Versuchung, ein klein Wenig intensiver zu denken, sodass jeder wie gewohnt mitbekam, was dem anderen im Kopf umherschwirrte, war ausgesprochen groß.
Andererseits war die Erinnerung an die Folgen, die das im Geheimen Wald der Dryaden und Faune haben konnte, noch zu frisch, um es gleich wieder zu probieren.
„Seid doch einfach etwas vorsichtiger mit euren Gedanken“, schlug der Faun vor, „und bedenkt dabei, dass ihr vielen Wesen dieses Waldes arge Schmerzen bereitet, wenn diese zu intensiv sind."
Wieder vernahmen sie den Singsang der knorrigen Bäume, und diesmal klang er wie ein Chor der Zustimmung.
„In diesem speziellen Fall werden die Geschöpfe des Geheimen Waldes eure Gedanken und den Schmerz ertragen“, fuhr Cabrejus fort, „denn sie wissen genau, was geschieht, würden die Waldgeister hierher gelangten und ihrer Wut freien Lauf lassen."
„Sind diese singenden Bäume hier denn nicht auf irgendeine Weise mit ihnen verwandt?",
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