Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

war, erschien ein Lächeln. „Ich sehe eure Verwirrung. Aber eure Furcht ist unbegründet, denn keiner von euch ist für die Wut der Waldgeister verantwortlich, sondern ich.“
    „Das verstehe ich nicht“, gestand Daron.
    „Vor langer Zeit schuf ich die Waldgeister, damit sie für das Wohlergehen des Waldes sorgten und dass der Boden stets fruchtbar bleibt. Mein Baum hatte damals schon eine beachtliche Größe erreicht, und ich selbst sah fast noch so aus wie ein gewöhnlicher Dryadenmann. Aber ich war damals in Sorge, dass mein Baum dem Boden zu viel Kraft entzog und er eines Tages nicht mehr wachsen könnte und sterben würde. Ich habe die Waldgeister so erschaffen, dass sie alles nach meinem Willen tun, und dafür war mein Wohlwollen ihr Lohn.“
    „Aber dann bist du in einem immerwährenden Schlaf gefallen“, sagte Sarwen.
    „Die Zeit, in der ich schlief, wurde länger und länger, aber zwischendurch wachre ich immer wieder auf, um das Tun der Waldgeister mit Anerkennung zu belohnen, sie zu loben für das, was sie für mich taten. Denn ohne ihr Wirken wäre mein Baum nicht derart gewachsen und längst abgestorben. Und ich mit ihm, so wie es das Schicksal meines ansonsten kurzlebigen Volks ist.“
    „Kurzlebig?“, wiederholte Sorabos. „Was soll denn da ein Zentaur oder noch schlimmer ein Mensch sagen?“
    „Es ist immer eine Frage des eigenen Blickwinkels“, antwortete Dragas-Pan und seufzte, dann gähnte er. Seine Gestalt veränderte sich und glich auf einmal einem erwachsenen Dryadenmann mit äußerst wirrem Mooshaar. „Es scheint, als wäre mein letzter Schlaf etwas zu lang gewesen, und die Waldgeister verloren die Geduld. Wenn das geschieht, werden sie wütend. Wütend nicht auf euch, sondern auf mich, weil ich offenbar nicht zu schätzen weiß und anerkenne, was sie mir Gutes tun. Aber ich kann euch versichern, für die nächsten Jahrtausende sind sie beruhigt. Und zudem werde ich einen Weckzauber wirken, der dafür sorgt, dass ich mich das nächste Mal rechtzeitig um meine Diener kümmere.“
    Er streckte die Hand aus. Seine Augen begannen zu glühen, und die Farbe seines Gesichts wurde grün. Einige Dutzend der vierflügeligen Krähen erhoben sich von ihren Plätzen auf den Ästen des Nebelbaums, auf die sie sich in höchster Not gerettet hatten und wo sie seitdem erschöpft kauerten.
    Dragas-Pan rief offenbar nur diejenigen, die bereits von den Waldgeistern angegriffen und teilweise verändert worden waren. Sie landeten zu seinen Füßen, und Lichtstrahlen traten aus den Augen des Nebelmanns, die die vierflügeligen Tiere trafen. Daraufhin verwandelten sich die zu Holz gewordenen Teile ihrer Körper zurück, und im nächsten Moment stoben sie wieder davon.
    „Das, was die Waldgeister in ihrer Wut anrichteten, soll nach Möglichkeit getilgt werden, denn aus dem, was durch diese Wut entstanden ist, wird sonst etwas Bösartiges und vielleicht der Grund für neue Wut.“
    „Dann wirst du dich so bald nicht schlafen legen können, sondern musst überall in den umliegenden Gebieten das zurückverwandeln, was die Waldgeister in ihrem Zorn zu Holz werden ließen“, stellte Daron klar.
    Der Nebelmann sah ihn an. Inzwischen hatten sich bei ihm sogar Augenbrauen aus Moos gebildet, die er nun hob. „Ist es wirklich so schlimm?“, fragte er, doch der Elbenjunge brauchte nichts zu erwidern, den Dragas-Pan fand die Antwort in Darons Gedanken. „Oh“, stieß er hervor.
    „Du hast das bisher nicht gewusst?“, fragte Daron überrascht. „Ich dachte, du weißt alles und jeder Gedanke und jede Erinnerung, die in mir ist, läge offen vor dir?“
    „Vielleicht wollte ich in diesem Punkt bisher nicht so genau hinsehen“, bekannte Dragas-Pan. „Aber du hast recht, ich werde die Spuren der Waldgeisterwut beseitigen.“
    „Heißt das, dass alle diejenigen, die von den Walgeistern verwandelt wurden …“, begann Brysantis.
    „… wieder zu dem werden, was sie vorher waren. So ist es“, bestätigte der Nebelmann.
    „Dann besteht Hoffnung für unser Dorf!“, stieß sie hervor.
    „Ich glaube das erst, wenn ich es gesehen habe“, sagte Elbenschreck skeptisch.
    In Thamandor keimte ebenfalls eine bestimmte Hoffnung auf. „Was ist mit den Flammenspeeren, Nebelmann? Wäre es vielleicht auch möglich, diese Waffen, die für die Sicherheit des Elbenreichs so überaus wichtig sind …“
    „Nein“, schnitt ihm Dragas-Pan das Wort ab. Er trat auf ihn zu, nahm exakt Thamandors Größe an, legte ihm die Hand