Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Moment schien der Mond auf ihn, und Daron glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen: Es war, als würde niemand den Pferdewagen lenken! Oben auf dem Bock war nichts weiter als eine Art Bündel zu sehen, während hinten auf dem Wagen ein paar Kisten geladen waren, die jedes Mal hin und her rutschten, wenn der Wagen über eine unebene Stelle fuhr.
Und davon gab es nun wirklich viele in dieser holperigen Straße.
„Ein Wagen ohne Kutscher!“ , vernahm er Sarwens Gedanken. „Wohin hast du uns hier geführt, Daron?“
Das Pferd wieherte laut. Daron und Sarwen sprangen zur Seite, bevor die Tiere sie niedergerissen hätten und der Wagen über sie hinweggerollt wäre.
Auf einmal wurde die Bremse betätigt und auch die Zügel stramm gezogen. Das Gefährt stoppte abrupt.
„Ho, ho! Schön ruhig!“, sagte eine Stimme.
„Hast du das gesehen?“, fragte eine andere aufgeregt.
„Was soll ich gesehen haben?“, fragte wieder die erste Stimme.
„Da war doch was!“, stieß die zweite hervor. „Ein Tier oder so was!“
„Das kommt davon, wenn man seine Dunkelseher-Gläser auch bei Nacht auf der Nase trägt, nur weil das angeblich so toll aussieht! Dann fährt man eben halb blind durch die Gegend und stößt am Ende nur mit Wildschweinen zusammen!“ Ein Seufzen folgte. „Riesenmammuts verirren sich in diese Gegend ja nur selten, aber ich wette, hätte eins hier rumgestanden, du hättest es auch nicht gesehen!“
„Ja, mach dich nur lustig über mich!“
„Wer spricht da? Ich sehe niemanden“ , wandte sich Sarwen in Gedanken an ihren Bruder. Die beiden kauerten in einem Gebüsch seitlich der Straße und warteten ab.
„Sollen uns diese Unsichtbaren doch ein Stück mitnehmen“, meinte Daron.
Kapitel 9
Im Reich der Kleinlinge
Die beiden Stimmen stritten sich noch eine Weile darum, ob es sinnvoll war, ein Dunkelseher-Glas aus Schönheitsgründen auch nachts zu tragen und ob vor ihnen auf dem Weg nun etwas zu sehen gewesen war oder nicht.
Schließlich sagte eine der beiden Stimmen: „Jetzt lass uns nicht solange herumquatschen! Treib den Gaul an, damit wir endlich nach Hause kommen! Es ist wirklich schon spät genug!“
„Ja, ja, ist ja gut, nicht so ungeduldig!“
Bevor sich der Wagen jedoch wieder in Bewegung setzte, kamen Daron und Sarwen aus dem Gebüsch hervor und stellten sich vor ihm hin.
„Wartet einen Moment, ihr Unsichtbaren!“, rief Daron.
„Wir Unsichtbaren?“, fragte eine der beiden Stimmen verwundert.
„Vielleicht könntet ihr uns ein Stück mitnehmen zu dem Ort, von dem aus die Musik zu hören ist.“
„Musik?“, fragte die andere Stimme. „Welche Musik?“
„Nun“, meinte Daron, „Musik, Gesang, eine Flöte, eine Trommel, und es wird getanzt und gelacht. Nur kann ich leider nicht verstehen, was geredet wird!“
„Du musst ja ein Gehör haben wie ein Elb!“, sagte die erste Stimme, und die zweite ergänzte: „Ich glaube, das ist sogar ein Elb! He, dreh mal den Kopf etwas, dass man deine Ohren im Mondlicht sehen kann!“
Daron gehorchte. „Sie sind spitz“, erklärte er, „und wir sind tatsächlich Elben!“
„Meine Güte - Elben! Es ist lange her, dass sich Elben in dieses Land verirrt haben“, sagte die erste Stimme. „Schon viele Generationen, wenn ich richtig informiert bin. Ich glaube, mein Großvater sagte mal, dass sein Großvater einen gesehen hätte.“
„Ich glaube ehrlich gesagt, dass das alles nur Geschichten sind und noch nie Elben in unserem Dorf waren“, meldete sich die zweite Stimme zu Wort. „Die Leute erzählen viel, um sich wichtig zu machen.“
Daron trat einen Schritt näher. „Was ist nun?“, fragte er. „Können wir mitfahren?“
Der Kutschbock lag weitgehend im Dunkeln. Auf der Bank lag etwas, das vielleicht eine zusammengerollte Decke sein mochte. Dann aber bemerkte Daron dort eine Bewegung.
Die Decke wurde auseinander geschlagen, und der Elbenjunge sah zwei winzige Gestalten, höchstens so groß, dass sie Daron und Sarwen bis zu den Knien gereicht hätten.
„Ihr seid Kleinlinge!“, stellte Daron fest. „Deswegen haben wir euch in der Dunkelheit nicht gesehen und geglaubt, dass da eine Kutsche ganz allein durch die Nacht fährt!“
„Oder zwei Unsichtbare auf dem Bock sitzen“, fügte Sarwen hinzu.
Einer der beiden Kleinlinge stand auf. Die beiden waren zwar nur kniehoch, aber dennoch keine Kinder. Ihre Gesichter sahen aus wie die von ausgewachsenen Menschen oder Elben.
Daron und Sarwen hatten von diesem Volk schon
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