Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Elbenkinder lagerten. Der Mond strahlte die Schwaden auf eine ganz seltsame Weise an, dass es schien, als würde der Nebel von sich heraus leuchten.
„Kannst du uns hören, Daron?“, fragte eine Gedankenstimme.
Aber Daron versuchte, diese Stimme nicht zu beachten. Stattdessen lauschte er konzentriert in die Nacht hinein. Einerseits warnte ihn das vielleicht frühzeitig, falls die Trorks doch noch auf der Jagd nach ihnen waren und einen Überfall durchführen wollten, und andererseits lenkte es ihn von den Verheißungen ab, die ihm die Gedankenstimmen der Nebelgeister versprachen.
Es wurde stockdunkel, und selbst der Mond verschwand irgendwann hinter dichten Wolken. Kein Stern war mehr am Himmel zu sehen. Selbst für die ausgezeichneten Augen eines Elben gab es nur noch wenig in der Umgebung zu entdecken.
Umso wichtiger wurde das Gehör. Die Geräusche und Stimmen von unzähligen Geschöpfen erfüllten die Nacht. Die Grablaute der Flügelschlangen etwas waren nicht zu überhören. Ihr Schaben lieferte den Hintergrund für alles andere, was in diesen Wäldern geschah.
Die riesigen Laufvögel waren ab und an zu hören, und hier und dort gingen Greifvögel und eulenähnliche Geschöpfe auf die Jagd.
Zwischen all dem vernahm Daron dann allerdings auch etwas, was ihn sehr verwunderte.
Musik!
Ganz leise drang sie an sein spitzes Ohr. Da war der Schlag einer Trommel, irgendein Flöteninstrument und die Stimme eines Sängers zu hören. Der Wind blies leicht aus jener Richtung und trug die Musik für ein paar Augenblicke an Darons Ohr. Dann war sie zunächst einmal nicht mehr zu hören, und als sie dann erneut aufklang, weckte er Sarwen. „Hör mal!“, sandte er ihr einen sehr intensiven Gedanken, der augenblicklich dafür sorgte, dass sie wach wurde.
Sie lauschte und vernahm ebenfalls die Musik.
„Sollte in dieser Gegend tatsächlich jemand leben, der musizieren kann?“, fragte sie sich laut.
„Vielleicht hat uns unser Riesenfledertier viel weiter ins Wilde Land getragen, als wir bisher angenommen haben, und dies ist schon die südliche Grenze“, meinte Daron. „Ist dir nicht aufgefallen, dass immer häufiger Bäume zwischen den Riesenschachtelhalmen wachsen?“
„Ehrlich gesagt, ich habe nicht so darauf geachtet“, gestand Sarwen.
„Vielleicht beginnt hier bereits irgendein anderes Reich. Vielleicht sogar eines, dessen Bewohner Schiffe bauen, mit denen man die Flüsse entlangfahren kann.“
„Und du meinst, dort würde man uns helfen, nach Hause zu gelangen?“
„Natürlich!“, stießt Daron beinahe euphorisch aus.
Doch so begeistert wie ihr Bruder war Sarwen nicht. Sie gähnte und sagte: „Wir sollten uns morgen dort umsehen. Außerdem haben wir ja sowieso keine andere Wahl, was die Richtung betrifft. Schließlich wollen wir ja nicht den Trorks vor die Speere laufen.“
„Nein, lass uns jetzt schon losgehen!“, forderte Daron.
„Bei Nacht? Wieso das denn?“, wunderte sich seine Schwester. „Dann müssen wir dauernd diesen ekelhaften Flügelschlangen ausweichen, und ehe man sich versieht, ist man in ein Fressmoos getreten.“
„Überleg doch mal!“, sagte Daron. „Wann wird Musik gespielt? Meistens dann, wenn getanzt wird. Und das passiert abends bis in die Nacht hinein.“
„Jedenfalls bei den Menschen“, schränkte Sarwen ein, denn Elben tanzten nur sehr selten.
„Für die Konzerte unserer Komponisten in Elbenhaven gilt das Gleiche. Hast du schon mal eins am Morgen erlebt? Na also. Und deswegen müssen wir jetzt los!“
„Ich verstehe noch immer nicht“, gestand das Elbenmädchen.
Daron unterdrückte ein Seufzen. „Also, die meisten intelligenten Wesen musizieren nur abends und in der Nacht, also müssen wir jetzt aufbrechen, um dem Klang der Musik zu folgen. Denn er führt uns zu jenen Wesen, die diese Musik spielen. Verstanden?“
Seine Schwester nickte. „Alles klar. Jetzt hab ich’s begriffen.“
„Einfach immer dem Klang nach, und wir sind am Ziel“, sagte der Elbenjunge. „Morgen früh jedoch werden wir nichts hören außer das Krächzen einiger Laufvögel.“
Sarwen überlege kurz und dachte schließlich: „ Du hast mich überzeugt, Bruderherz.“
„Aber wir sollten vorsichtig sein“, mahnte er.
„Wieso?“
„Nun, wissen wir ja nicht, ob wir dort, wo die Musik herkommt, überhaupt willkommen sind. Oder ob das vielleicht Wesen sind, die keine Elben mögen. Du weißt, welche Vorurteile zum Beispiel viele Menschen gegen uns hegen, und sie sind nicht
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