Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
der Bann vorzuhalten, der uns vor diesen wilden Gesellen und den anderen gefährlichen Kreaturen des Wilderlandes schützt. Aber ich fürchte, das wird sich bald ändern.“
„Nun mach den beiden Elben mal keine Angst, Mok“, tadelte Mik, „und mal den Trork nicht an die Wand, wie man bei uns zu sagen pflegt.“ Dann wandte er sich an Daron und Sarwen. „Steigt auf den Wagen! Wir bringen euch in unser Dorf. Aber gebt Acht, da steht eine Kiste mit werkstattneuen Dunkelsehern auf der Ladefläche, und die sind sehr empfindlich. Macht sie nicht aus Versehen kaputt!“
„Keine Sorge“, versicherte Daron.
„Komische Leute sind das!“ , empfing er im selben Moment Sarwens Gedanken. „Wer seine Augen in der Nacht mit dunklen Gläsern bedeckt, kann doch nicht ganz richtig im Kopf sein!“
„Ich weiß“, sandte Daron zurück. „Aber die beiden Knirpse machen einen weitaus netteren Eindruck als alle Kreaturen, die uns bisher auf unserer Reise begegnet sind, oder?“
Kapitel 10
Das gestohlene Juwel
Daron und Sarwen kletterten auf die Ladefläche des Pferdewagens, und Mik stieg wieder auf den Kutschbock. Dann fuhr der Wagen wieder an, und zwar mit einem mächtigen Ruck, der die Holzkiste mit der wertvollen Ladung einmal über die ganze Ladefläche rutschen ließ.
Beiden Elbenkindern gelang es zwar, der Kiste auszuweichen, aber Sarwen sandte ihrem Bruder in Gedanken zu: „Hoffentlich gibt man nicht uns die Schuld, wenn am Ende was kaputt ist!“
„Warten wir einfach ab“ , gab Daron zurück.
„Immer vorsichtig mit der Kiste!“, rief Mik nach hinten. „Die Dunkelseher werden in den südlichen Ländern, wo die Sonne oft scheint und einen dauernd blendet, zu Höchstpreisen verkauft. Und wir haben die einzige Werkstatt, die sie in dieser Qualität und Stückzahl herstellen kann!“ Mik schien richtig stolz auf seine Arbeit.
„Aber dass er auch bei Nacht eines dieser Dinger tragen muss, ist übertrieben“, äußerte Sarwen in Gedanken, an denen sie nur Daron teilhaben ließ.
„Für Elbenaugen ist so etwas sowieso nichts, denke ich“, war dieser überzeugt.
Mok trieb das Pferd an, und der Wagen schien aber auch jedes Schlagloch durchfahren zu müssen. Die Kiste mit den Dunkelsehern hüpfte jedes Mal, und es schepperte darin.
Mik berichtete inzwischen davon, dass ein paar Halblinge die Kiste mit Dunkelsehern in den Süden mitnehmen würden. Dass die Halblinge Verwandte der Kleinlinge waren, wusste Daron aus den Erzählungen von Keandir und Lirandil. Ein Halbling war genau halb so groß wie ein Mensch, und ein Kleinling war wiederum etwa halb so lang wie ein Halbling.
Endlich erreichten sie das Dorf, aus dem die Musik gekommen war. Es wurde immer noch gespielt. Und Daron und Sarwen hörten mit ihren guten Elbenohren sogar die Schritte der Tanzenden.
Das Dorf bestand aus einer größeren Anzahl von Holzhäusern, die alle um ein sehr viel größeres Steinhaus herum errichtet waren. Auf dem Dach des Steinhauses ragte ein Mast empor, der für Daron Ähnlichkeit mit einem riesigen Kerzenständer hatte, nur dass man ganz oben die Kerze vergessen hatte.
Daron blickte zu dem Mast empor, der vom Mondlicht angestrahlt wurde, und dann sah er plötzlich Sarwen an.
„Du spürst es auch, nicht wahr?“, wandte er sich an seine Schwester.
Sie nickte. „Rarax war hier!“, bestätigte sie. „Ich bin mir ganz sicher!“
Der Wagen hielt vor dem Steinhaus, und die beiden Elbenkinder sprangen von der Ladefläche. Bei Mik und Mok dauerte es etwas länger, ehe sie vom Kutschbock gestiegen waren.
„Ihr müsst mir eine Frage beantworten“, wandte sich Daron an die beiden Kleinlinge.
Mik hatte inzwischen seinen Dunkelseher abgenommen. Er rieb sich die Augen. „Bitte, frag ruhig. Sofern jemand wie ich, der so gut wie sein ganze Leben in diesem Dorf verbracht hat und sehr selten mal herauskommt, dir deine Frage beantworten kann, will ich das gerne tun.“
„Ist hier in eurem Dorf zufällig ein Riesenfledertier aufgetaucht? Es hat große Ähnlichkeit mit einer Fledermaus, ist aber so riesengroß, dass es problemlos vier, fünf Reiter tragen kann, und zwar welche von meiner Größe, nicht von deiner.“
Die beiden Kleinlinge tauschten einen halb erstaunten, halb erschrockenen Blick.
„Ja“, bestätigte Mok anschließend. Er trug einen Schnauzbart, dessen Enden derart gezwirbelt war, dass er wie die Schnurrhaare eines Fuchses aussah. „Hier war tatsächlich so ein Tier, wie du es beschreibst. Ein riesenhaftes
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