Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Jahre genug Flugabenteuer erlebt!“
Kapitel 9
Die schwarzen Schiffe
Rarax stieg mit heftigem Flügelschlag auf, und schon wenig später blickten Daron und Sarwen aus großer Höhe auf Estanor hinab.
Der Turm, der aus der messingfarbenen Kuppel emporgestiegen war, wuchs noch ein bisschen weiter in die Höhe.
Das Riesenfledertier ließ ihn rasch hinter sich.
„Dann bring uns mal dorthin, wo du meinst, uns etwas zeigen zu müssen“, wandte sich Daron mit einem Gedanken an Rarax und hielt die geistigen Zügel locker.
Rarax folgte dem breiten Meeresarm, der Bucht von Estanor.
Die ganze Zeit über, da sie an der Küste der Bucht entlangflogen, sahen sie Eldran, die Richtung Süden zogen. Manche von ihnen schritten wie lebende Elben dahin, andere schwebten dicht über den Boden, ohne dabei die Beine zu bewegen, und wieder andere ritten auf schnellen Eldranpferden.
Aber allen gemein war die Richtung.
„Sie fliehen nach Estanor“, sagte Daron.
Dort, wo die Bucht ins offene Meer mündete, waren nur vereinzelte Eldran zu sehen.
Genau an dem Punkt, an dem sich das Land am weitesten ins Meer erstreckte, stand ein hoher Turm. An seiner Spitze brannte ein Leuchtfeuer, und neben diesem stand ein Eldran, der immer wieder jenes Horn blies, dessen Signal man nur in Gedanken hören konnte und das deswegen umso weiter vernehmbar war.
„Das ist Merandil der Hornbläser“, erkannte ihn Sarwen.
„Und dort hinten am Horizont sind die schwarzen Schiffe der Maladran“, ergänzte Daron, Rarax stieß einen durchdringenden Ruf aus, so als wollte er diese Aussage lautstark bekräftigen. „Wir sollten uns das mal aus der Nähe ansehen“, schlug Daron mit einem Gedanken vor.
„Ich wäre dafür, dass wir zuerst mal den Hornbläser über die Lage befragen“, widersprach Sarwen. „ Merandil wird uns vielleicht noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg geben können, was wir beachten sollten, wenn wir uns den Schiffen der Maladran nähern.“
„Ach, auf ein paar ermahnende Worte kann ich verzichten.“
„Daron!“
„Ist doch wahr. Fürst Bolandor wusste auch nicht besonders viel. Die Bewohner Estoriens scheinen vor allem Angst vor den Maladran zu haben.“
„Wir sollten nicht leichtsinnig werden, Daron. Du hast doch mitbekommen, wie Malagond angegriffen wurde. Und auch, wenn Fürst Bolandor aus irgendeinem mir nicht ganz ersichtlichen Grund seine Hoffnung auf uns setzt, wissen wir doch noch nicht einmal, wie man einen Maladran bekämpfen kann.“
Daron seufzte.
Sie hatten sich schon ein ganzes Stück von der Küste entfernt. Dennoch hätte ein Menschenauge die schwarzen Schiffe nicht sehen können. Aber für die Augen eines Elben war das kein Problem. Mindestens zwei Dutzend waren es.
„Herrscht dort draußen eigentlich noch die Zeit Estoriens oder jene, wie sie außerhalb des Landes der Geister üblich ist?“, wandte sich Daron mit einem Gedanken an seine Schwester.
„Frag mich was Leichteres“, gab sie zurück.
Daron ließ Rarax umdrehen und zu Merandils Turm fliegen. Das Riesenfledertier protestierte dagegen mit einem lauten Schnauben, aber Daron duldete keinen Widerspruch. „Du hast uns gezeigt, was wir uns ansehen sollten, jetzt müssen wir etwas in Erfahrung bringen.“
„Hast du eigentlich mal überlegt, wieso Rarax die Maladran offenbar auf eine so weite Entfernung hinweg spüren konnte?“, fragte Sarwen.
„Keine Ahnung. Aber das werden wir vielleicht noch herausfinden.“
„Möglicherweise hängt es damit zusammen, dass er ein Geschöpf der Finsternis ist.“
„Leider kann er nicht reden, sonst könnten wir ihn einfach fragen. Und seine Gedanken sind so fremdartig, dass sie sich nicht in Worte fassen lassen.“
„Was das angeht, sollten wir bei Gelegenheit mal nach einer magischen Lösung suchen.“
Rarax landete etwas widerwillig auf dem Turm des Hornbläsers. „Los, Flügel zusammenfalten! Sonst wirkst du zu beängstigend!“, befahl Daron, und Rarax gehorchte knurrend.
„Seid gegrüßt, werter Merandil!“, rief Sarwen dem Hornbläser zu. Sie und Daron stiegen von Rarax' Rücken, während Merandil die beiden Elbenkinder stirnrunzelnd ansah.
„Daron und Sarwen! Schön, dass ihr nach Estorien gekommen seid! Allerdings …“
„Jetzt sagt nicht auch, Ihr hättet erwartet, dass wir inzwischen schon etwas erwachsener wären“, schnitt Daron ihm das Wort ab.
„Genau darauf wollte ich hinaus“, gestand Merandil und seufzte. „Lange ist es her, seit ich mit Eurem Großvater das
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