Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
jeder unter einem Arm des Eldran geklemmt. Dieser schritt scheinbar gewichtslos über den Abgrund, blickte kurz in die Tiefe und meinte: „Gut, dass ihr nicht da unten gelandet seid. Ich glaube, einen so tiefen Sturz kann man nicht mal mit Magie abmildern.“
Rarax flatterte herbei und stand für wenige Augenblicke in der Luft, während seine Flügel heftig auf- und niederschlugen. Daron und Sarwen kletterten geschwind auf seinen Rücken, auf den auch Merandil Platz nahm, sodass alle drei schließlich auf dem Riesenfledertier saßen. Rarax gewann wieder an Höhe, während unter ihnen weitere Gesteinsbrocken aus den Mauern des Turms brachen. Tiefe Risse wurden überall in dem aus reiner Magie erschaffenen Gebäude sichtbar und verzweigten sich wie feine Adern. Daron und Sarwen klammerten sich am dichten Fell von Rarax fest, während unter ihnen der Turm vollends einstürzte.
Merandil wäre um ein Haar von Rarax Rücken geschleudert worden, denn er war schlichtweg zu leicht und hatte sich zunächst auch nicht richtig festgehalten.
Rarax flog auf das Meer hinaus, den schwarzen Schiffen entgegen.
Merandil hielt sich nun ebenfalls an Rarax Rücken fest und gewann wieder an Gestalt. Das Leuchten wurde schwächer und sein Gesicht wieder deutlich erkennbar. Nach kurzer Zeit waren sogar wieder Einzelheiten seiner Kleidung zu sehen.
Sein Horn allerdings trudelte in die Tiefe wie eine Feder im Wind.
„Mach deinem Reittier mal klar, dass ich dieses Horn unbedingt wiederhaben muss!“, forderte Merandil von Daron.
Der Elbenjunge ließ Rarax eine Schleife fliegen, die sie unter dem nach unten trudelnden Horn brachte. Das Instrument schien im Moment völlig aus Licht zu bestehen. Merandil griff danach und bekam es zu fassen. Sofort setzte er es sich an den Mund, um damit ein Signal zu geben. Es unterschied sich deutlich von den Tönen, die er bis dahin geblasen hatte.
„Denkt Ihr, dass Ihr die Maladran auf diese Weise erschrecken könnt, werter Merandil?“, fragte Daron.
„Ganz gewiss nicht“, erwiderte der Hornbläser. „Offenbar seid ihr zwei mit der alten Signalsprache der elbischen Hornbläser nicht vertraut. Ich habe mich abgemeldet, damit niemand denkt, mir wäre etwas zugestoßen, nur weil ich keine Signale mehr gebe.“
„Ihr seid wirklich ein pflichtbewusster Hornbläser“, sagte Sarwen in bewunderndem Tonfall.
„Das war ich schon, bevor ich starb“, erklärte Merandil. „Früher diente ich Eurem Großvater, jetzt tue ich das Gleiche für Fürst Bolandor.“
Daron brauchte nicht viel magische Kraft aufzuwenden, um Rarax auf eines der schwarzen Schiffe zufliegen zu lassen. Das Riesenfledertier schien ebenso neugierig auf die Vergessenen Schatten zu sein wie seine Reiter.
Das Schiff, dem sie sich näherten, führte die herannahende Flotte an.
Mindestens hundert Maladran befanden sich an Bord. Manche von ihnen waren nichts als schattenhafte Umrisse von Kriegern und bestanden aus reiner Schwärze. Gesichtslose Schatten , ging es Daron schaudernd durch den Kopf.
Aber hin und wieder, wenn sich eine dieser Schattengestalten bewegte, glaubte er für einen Moment etwas zu sehen. Totenschädel schimmerten kurz durch die Schwärze hindurch. Manchmal waren auch an den Händen Knochen zu sehen.
Daron ließ Rarax einen Halbkreis ziehen und sorgte dann mit ein paar sehr klaren Gedankenbefehlen dafür, dass das Riesenfledertier noch einmal über das Schiff hinwegflog, diesmal allerdings deutlich tiefer.
„Nehmt euch in Acht. Mit den Vergessenen Schatten ist nicht zu spaßen“, erklärte Merandil. Er befestigte das Horn an seinem Gürtel, dessen Schnalle manchmal grell leuchtete, wie Daron bereits festgestellt hatte.
Auf dem Rücken trug der Geisterelb einen Köcher mit Pfeilen und einen elbischen Kurzbogen, wobei die meiste Zeit über nur deren Umrisse zu erkennen waren. An seiner Seite hing ein schmales Schwert aus Elbenstahl. Der Helm war eigentlich silberfarben und in der Mitte mit einem rubinroten Streifen Elbensamt besetzt, auf das mit goldenem Garn ein paar magische Schutzzeichen aufgestickt waren. Allerdings konnte man diese Einzelheiten immer nur dann erkennen, wenn das Leuchten, das aus dem Eldran drang, etwas schwächer wurde.
Merandil nahm den Bogen vom Rücken und legte einen gleißenden Lichtpfeil ein. Der wirkte wie ein helles Gegenstück zu den Pfeilen der Maladran, die aus reiner Finsternis zu bestehen schienen. „Besser, man ist auf alles vorbereitet“, meinte er dazu. „Jedenfalls
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