Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
gespürt, dass mit ihrem Bruder irgendetwas nicht stimmte, und war deshalb zu ihm gelaufen.
Daron erhob sich und wischte sich mit der Hand übers Gesicht. Dann murmelte er eine magische Formel, die ihm half, Klarheit in seinen Geist zu bringen.
„Ich habe von Rarax geträumt“, sage er mit ernstem Gesicht. „Es war nicht einfach nur ein gewöhnlicher Traum, davon bin ich überzeugt.“
„Du meinst, es war ein seherischer Traum?“
„Ja, das könnte sein.“
Seherische Träume, in denen sich die Zukunft oder Geschehnisse an weit entfernten Orten zeigten, waren bei den Elben nichts Ungewöhnliches, und das galt umso mehr für zwei magisch dermaßen begabte Elben wie Daron und Sarwen. Allerdings hatte Daron zum ersten Mal einen derartigen Traum gehabt, in dem Rarax eine Rolle spielte.
„Rarax wurde von Blauling-Jägern gefangen genommen - und das Juwel ist auch in ihren Besitz gelangt“, eröffnete er seiner Schwester.
„Und du glaubst wirklich, dass das nicht einfach nur ein Tagtraum war, wie man ihn auch ab und zu mal hat?“, vergewisserte sich Sarwen.
„Ja, völlig.“ Hatte Daron zuvor vielleicht zumindest noch leichte Zweifel gehegt, so waren diese inzwischen vollständig verflogen.
Später, als er wieder neben Koy dem Halbling auf dem Kutschbock saß, sprach Daron mit ihm über seinen Traum.
„Bei uns glaubt man nicht, dass Träume irgendeine Bedeutung haben“, erklärte Koy. „Und mit ›uns‹ meine ich sowohl die Halblingen in Osterde als auch unsere Verwandten, die Kleinlingen, hier im Norden.“
„Aber vielfach kann man in Träumen etwas über die Zukunft erfahren“, wandte Daron ein. „Oder zumindest etwas über sich selbst, über die eigenen Ängste und verborgenen Wünsche.“
„Also ich an deiner Stelle würde mir den Glauben an die Macht von Träumen schleunigst abgewöhnen“, riet ihm Koy. „Du belastest dich nur mit quälenden Fragen und schläfst dann schlecht. Das sollte sich meiner Ansicht nach niemand antun.“
„Aber ich baue auf meine Träume“, widersprach Daron. „Und dieser Traum hat mir etwas gezeigt, das entweder schon geschehen ist oder noch passieren wird, da bin ich absolut sicher. Immerhin bin ich kein magisch Minderbegabter wie Waffenmeister Thamandor.“
„Wie wer?“, fragte Koy.
„Spielt keine Rolle, den kennst du nicht. Wichtig ist nur, dass Rarax höchstwahrscheinlich gefangen genommen wurde und sich das Juwel jetzt in den Händen der Blaulinge befindet. Oder aber dies wird in nächster Zeit passieren.“
„Na ja, ein bisschen weit hergeholt finde ich das schon, aber …“
„Was würden die Blaulinge mit einem Riesenfledertier und einem Juwel dieser Größe anfangen, Koy?“, fragte der Elbenjunge. „Du kennst doch die Verhältnisse hier besser.“
Koy zuckte mit den Schultern. „Normalerweise verkaufen die Blaulinge alles, was sich irgendwie tauschen oder zu Geld machen lässt. Hast du zufällig auch noch geträumt, in welche Richtung wir uns halten müssen?“
„Leider nicht. Aber ganz am Schluss, da habe ich kurz eine Stadt gesehen, die an einem See entlangführte.“
„Skara, die Hauptstadt des Knochenherrschers, liegt an einem See“, erläuterte Koy. „Ich weiß von vielen Blaulingen, dass sie dorthin reisen, wenn sie etwas verkaufen wollen, meistens die Felle ihrer Jagdbeute, aber auch seltene Tiere – oder eben einen Edelstein mit Zauberkraft, der ihnen vor die Füße gefallen ist.“
„Haben die Blaulinge nicht Angst, dass der Knochenherrscher sie mit seiner Magie versklavt?“, erkundigte sich Daron.
„Der Knochenherrscher versklavt nur diejenigen, bei denen er sich einen Vorteil davon verspricht“, antwortete Koy. „Ich kenne mich zwar mit Magie nicht aus, aber so etwas soll enorm kraftraubend sein. Und was die Blaulinge betrifft, so hat er einen größeren Vorteil davon, wenn sie immer wieder in sein Reich kommen und begehrte Waren von außerhalb mitbringen.“
„Warum treibst du dann keinen Handel mit diesem Reich und durchquerst es auf deinen Reisen normalerweise nicht mal?“, wollte Daron wissen. „Der Knochenherrscher müsste es doch auch als vorteilhaft ansehen, mit dir Geschäfte zu tätigen, schließlich dürften deine Waren erlesener und von besserer Qualität sein als das, was ihm die Blaulinge bringen.“
„Meine Güte, du fragst einem ja Löcher in den Bauch!“, beklagte sich der Halbling. „Gestattet man das Elbenkindern?“
„Am Hof meines Großvaters hält man so etwas für Wissbegier
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