Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Kräfte so viel stärker sind als bei gewöhnlichen Vollelben. Und nicht alle mögen uns, Sarwen.“
Ein Ruck ging durch das Elbenmädchen.
„Ober-Schlau-Elb!“
„Dumm-Schwester!“
„Erklärungen-an-den-Haaren-Herbeizieher!“
„Nicht-mal-die-einfachsten-Sachen-Versteherin!“
Viele glaubten, dass sich Daron und Sarwen niemals stritten. Aber das stimmte nicht. In Wahrheit war es nur so, dass außer ihnen selbst normalerweise niemand etwas von diesen Streitigkeiten mitbekam. Manchmal tauschten sie in Gedanken stundenlang Schimpfwörter aus, die auf den jeweils anderen gemünzt waren. Diese aus dem Augenblick heraus erfundenen Schimpfwörter wurden dann mit zunehmender Dauer des Streits immer länger. Schließlich stritten sich die beiden ja in Gedanken, und es war nicht notwendig, irgendeines dieser ellenlangen Wortungetüme auch wirklich auszusprechen.
Meistens wollte keiner von beiden dem anderen das letzte und längste Schimpfwort überlassen, und so ging es dann zunächst immer weiter, selbst wenn beide eigentlich gar nicht mehr wütend auf den anderen waren und manchmal sogar vergessen hatten, worum es bei dem Streit eigentlich gegangen war.
Aber in dieser Nacht konnten sie es sich nicht leisten, ihre Zeit mit dem Erfinden von immer neuen und längeren Schimpfwörtern zu verschwenden.
„Lass uns das ein andermal fortsetzen“, sagte Sarwen schließlich laut. Doch schnell fügte sie noch hinzu: „Aber das heißt nicht, dass ich aufgegeben habe!“
„Natürlich nicht.“
„Ich meine das ernst!“
„Sicher. Willst du jetzt etwa noch einen zweiten Streit anfangen?“
Dann schwiegen sie eine Weile. In Darons Kopf rasten die Gedanken nur so. Zuerst schirmte er sie ab, sodass Sarwen sie nicht mitbekam. Aber dann öffnete er seinen Geist für sie, denn gemeinsam kamen sie vielleicht dem Geheimnis, das hinter dem Diebstahl des Elbenschwerts ihres Großvaters steckte, schneller auf die Spur.
„Na, endlich siehst du es ein!“, meldete sich Sarwen ein wenig spöttisch in seinem Kopf, aber Daron widerstand der Versuchung, darauf eine entsprechende Antwort zu geben.
Stattdessen sagte er laut: „Maradorn!“
„Wie bitte?“
„Ich spreche vom stellvertretenden Vorsitzenden der Magiergilde. Der Kerl, der so abfällig über uns Halbelben gesprochen hat.“
„Glaubst du, er hat etwas mit der Sache zu tun?“
„Es würde passen. Er ist ein Elbenmagier. Er gilt als verhältnismäßig begabt, und vor kurzem ist er zum Stellvertreter Jarandils aufgestiegen.“
„Na ja, vor kurzem. Manche Menschen werden nicht mal so alt, so lange ist er schon Stellvertreter des Gildenmeisters.“
„Vielleicht will er noch höher hinaus. Ich meine, nicht nur stellvertretender Gildenmeister oder gar erster Gildenmeister – nein, er will möglicherweise selbst König werden! Zu diesem Zweck stiehlt er den Schicksalsbezwinger, sodass alle sehen, wie schwach der jetzige König ist, und wenn außerdem noch wir beide als mögliche Thronerben von der Erbfolge ausscheiden, hat er freies Feld.“
„Du vergisst, dass es noch Prinz Sandrilas gibt“, hielt das Elbenmädchen dagegen.
„Ach, der entstammt doch nur einer Nebenlinie des Königshauses, da wäre sein Anrecht auf dem Thron eher ungewiss. Und außerdem ist er viel zu alt. Älter sogar als unser Großvater. Wie soll jemand, der noch einen großen Teil seines Lebens in der Alten Heimat Athranor verbracht hat, den Elben Vertrauen für die Zukunft geben?“ Daron schüttelte den Kopf. „Nein, dies wäre Maradorns Möglichkeit, an die Macht zu kommen!“
„Irgendwie glaube ich das nicht so recht“, meinte Sarwen.
„Hast du vielleicht eine bessere Idee?“
„Nein. Im Moment mache ich mir ehrlich gesagt auch viel zu viel Sorgen um Großvater.“
„Inwiefern?“
„Wenn er nach Naranduin segelt, braucht er starke magische Unterstützung. Und da wir sie ihm ja aus bekannten Gründen nicht geben dürfen …“
„Er müsste Andir mit auf die Reise nehmen“, meinte Daron. „Nur Andir ist mächtig genug!“
„Aber unser Großvater wird nicht darauf warten, bis man unseren Onkel irgendwo im Gebirge von Hoch-Elbiana aufspürt. Das kann nämlich Wochen und Monate dauern.“
„Mit Rarax …“
„Ginge es auch nicht schneller, Daron. Und wer weiß, ob sich unser Onkel überhaupt noch in Hoch-Elbiana aufhält.“
Daron sah seine Schwester überrascht an. „Was meinst du damit?“
Sarwen seufzte und strich sich mit einer beiläufigen Geste eine
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