Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
gefährlicher Ort, und sollte mir etwas zustoßen, dann …“
Er stockte und sprach erst nach einer kurzen Pause weiter. „… dann wirst du eben sehr schnell wachsen müssen, um das Elbenreich von Elbiana zu regieren.“
Doch Daron wollte sich dem Willen seines Großvaters nicht so ohne Weiteres fügen. „Mit Rarax könntest du …“
„Ich werde dieses Ungetüm ganz bestimmt nicht reiten. Weder mit eurer Hilfe noch allein! Ich traue ihm nämlich nicht - nicht bei einer so wichtigen Reise - und nehme es lieber in Kauf, etwas länger unterwegs zu sein und dafür sicher anzukommen, als womöglich im Wilderland zu landen statt auf Naranduin.“
Daron machte ein arg enttäuschtes Gesicht.
„Ich glaube, es hat keinen Sinn, Daron“ , vernahm er Sarwens Gedanken. „Großvaters Meinung dazu ist unumstößlich.“
Kapitel 8
Aufbruch nach Naranduin
Für den Rest der Nacht machten Daron und Sarwen kein Auge zu. Nachdem sie dafür gesorgt hatten, dass Rarax in den Stall zurückgekehrt war, begaben sie sich ins Darons Gemach, um zu beratschlagen, was sie tun konnten.
Als sie es betraten, stellten sie sofort fest, dass die Äfflinge auch hier gewütet hatten.
Der Elbenjunge erschrak. Er konnte die Äfflinge sogar noch spüren. Ihr Geruch hing in der Luft und ebenfalls Spuren ihres Zorns und ihrer Wut.
Die Bettkissen waren von Dreizacken aufgeschlitzt worden, der Tisch umgestürzt und die Schränke und Truhen durchwühlt worden. Alles lag in einem wilden Durcheinander auf dem Boden zerstreut, und ein paar Dinge wie Skulpturen oder Darons Bogen waren zerbrochen.
„Was haben die hier gewollt?“, fragte Sarwen und schüttelte den Kopf. „Und was soll diese Verwüstung? Sogar die Wandteppiche haben sie von den Wänden gerissen und die Truhen aufgebrochen!“
„Ich glaube, sie haben uns gesucht“, antwortete Daron.
„Aber wieso das denn?“, wunderte sich Sarwen.
Daron zuckte mit den Schultern. „Es ist einfach nur ein Gefühl. Aber wenn wir in den über hundert Jahren, die wir schon leben, etwas gelernt haben, dann doch wohl, dass wir diesem Gefühl trauen sollten.“
„Aber das ergibt keinen Sinn!“
„Nun, mein Gefühl deckt sich mit Großvaters Empfindung, dass man uns beide entführen wollte. Das ist doch ein eindeutiges Zeichen, oder?“ Daron trat vor und stellte den Tisch wieder auf.
Natürlich hätte er das auch mithilfe seiner Magie tun können, aber wer konnte ihm garantieren, dass er die nicht bereits in Kürze brauchen würde? Er musste sie aufsparen. Die Abwehr der Äfflinge und vor allem die erfolglosen Versuche, die anderen Elben zu wecken, hatten viel Kraft gekostet. Und es dauerte immer ein bisschen, bis sich diese magische Kraft erneuerte.
„Ich nehme eher an, sie haben einfach alles wahllos durchsucht, weil sie nicht genau wussten, wo Großvater und sein Schwert zu finden sind“, glaubte Sarwen. „Denn was sollten sie von uns schon wollen?“
„Erinnere dich an den Vorfall bei Rarax' Stallung im äußeren Burghof“, sagte Daron. „Wir sind hinausgelaufen, weil Rarax unruhig wurde. Sie könnten dadurch versucht haben, uns dorthin zu locken, um uns dann zu entführen, was sie bei dir ja auch eindeutig versucht haben.“
„Aber weshalb?“
„Weil derjenige, der uns in seiner Gewalt hätte, den König erpressen könnte, das ist doch wohl klar.“
Sarwen seufzte und setzte sich auf einen Stuhl, den sie erst wieder hinstellen musste, weil die Äfflinge auch ihn umgeworfen hatten. „Wir müssen wohl abwarten, was Großvater und seine Männer herausfinden, wenn sie sich auf die Insel Naranduin begeben.“
„Ja, das ist mal wieder typisch!“, schimpfte Daron. „Uns nimmt er nicht mit, weil wir dann angeblich in Gefahr wären. Dabei sind wir auch hier, inmitten der größten Elbenburg, nicht sicher! Selbst die Mauern von Elbenhaven und unsere eigene Magie können uns nicht vor diesen geflügelten Bestien schützen!“
„Wie Großvater dir gerade noch einmal sagte, kannst du dieses Problem für die Zukunft ganz einfach lösen“, erinnerte ihn Sarwen und kam damit wieder auf das Thema zurück, dass Daron einfach nicht erwachsen werden wollte und daher sein Wachstum schlicht und ergreifend vor Jahren eingestellt hatte. Als sein Zwilling hatte es ihm Sarwen gleichgetan, und so waren Elbenkinder, die eigentlich gleichaltrig oder sogar um einiges jünger waren, längst an den beiden vorbeigezogen.
„Einen kleinen Körper zu haben heißt doch nicht, dass man jemanden nicht
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