Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
war ein Elbenzauber und keine fremde Magie!“
„Da bist du dir ganz sicher?“, fragte Sandrilas.
„Ich habe die Alte Sprache gelernt, um die Schriften lesen zu können, die in ihr verfasst wurden“, erklärte Sarwen. „Und ich beherrsche sie sicher besser als mancher Magier oder Schamane!“
„Dann solltest du selbst eine Schamanin werden, um deine Fähigkeiten zum Wohle des ganzen Elbenvolks einzusetzen“, sagte Sandrilas lapidar. Offenbar nahm er ihren Hinweis nicht für ernst.
„Es war eindeutig die Alte Sprache!“, beharrte Sarwen. „Jeder, der nur einen Funken magische Begabung hat, muss doch gespürt haben, dass die geflügelten Affen ebenso wie die Nebelgeister durch Elbenmagie geleitet wurden!“
Einige der Wachen bestätigten daraufhin, dass auch sie noch ein paar Worte in der Sprache der Alten Heimat gehört hatten, bevor sie zu Boden gesunken und eingeschlafen waren.
„Möglicherweise haben die Nebelgeister die Sprache unserer Alten Heimat benutzt, um uns zu täuschen“, vermutete Rhenadir.
Aber Lirandil der Fährtensucher war da entschieden anderer Ansicht. Er stand noch immer an den Mauerzinnen und beobachtete, wie sich der Nebel weiter zurückzog. Noch waberten Nebelschwaden im Hafenbereich, doch es konnte nicht mehr lange dauern, bis sich der graue Dunst auch dort aufgelöst hatte.
„Bei den Eldran, unseren vergeistigten Ahnen!“, rief er. „Ich bin wahrscheinlich mehr Nebelgeistern begegnet als jeder andere von euch - aber dass sie die Magie der Elben verwenden, habe ich nie erlebt! Selbst nicht in unserer Alten Heimat Athranor, die ich gut gekannt habe, da ich immerhin älter bin als die meisten von euch. Nein, wir sollten dieses Zeichen nicht übersehen, auf das Sarwen uns aufmerksam gemacht hat!“
„Das würde bedeuten, dass ein Elb hinter all dem steckt“, sagte Sandrilas. „Und daran will ich nicht glauben!“ Er senkte den Blick auf den Dreizack in seinen Händen, den er vom Boden aufgenommen hatte. „Eine so dunkle Magie, wie sie hier auftrat, würde kein Elb verwenden. Da bin ich mir sicher!“ Angewidert warf er den Dreizack zu Boden. „Davon abgesehen wären alle Elbenmagier zusammen wohl kaum noch mächtig genug, Nebelgeister unter ihren Willen zu zwingen.“
Daron wandte sich an den König. „Großvater, wir sollten keine Zeit verlieren, sondern die Diebe des Schicksalsbezwingers verfolgen!“
„Dafür bin ich immer zu haben!“, rief Waffenmeister Thamandor und rückte sich den Gürtel mit seinen beiden Einhandarmbrüsten zurecht, den er in aller Eile angelegt hatte. „Wer immer hinter diesem dreisten Diebstahl stecken mag, soll erfahren, dass wir uns nicht vor irgendwelcher Magie und Nebelgeistern fürchten. Ich jedenfalls nicht, und ich hoffe, dass dies auch für die anderen hier gilt!“
„So kann nur jemand sprechen, der so magisch minderbegabt ist wie Ihr“, meinte Prinz Sandrilas. „Ihr verhaltet Euch wie ein Blinder, der die Gefahr einfach nicht kommen sieht und deshalb behauptet, es gäbe sie nicht.“
„Nun übertreibt Ihr aber, Prinz Sandrilas“, erwiderte Waffenmeister Thamandor sichtlich beleidigt. „Ich will ja nicht darauf eingehen, dass Ihr der Blindheit genau um ein Auge näher seid als ich, aber …“
„Schluss jetzt!“, fuhr der König dazwischen. „Bis morgen früh hat sich der Nebel hoffentlich gänzlich verzogen. Ich werde ein Schiff ausrüsten lassen und zur Insel Naranduin aufbrechen. Auch wenn ich selbst das Gesetz erlassen habe, dass niemand dieses Eiland betreten darf. Doch uns bleibt keine Wahl.“
„Nimm kein Schiff, Großvater - flieg mit uns!“, wandte Daron ein. „Rarax wird uns zur Insel tragen. Dann sind wir viel schneller dort.“
Keandirs Gesicht wurde auf einmal sehr, sehr ernst, während er seinen Enkel musterte. „Ihr bleibt schön hier auf Burg Elbenhaven“, bestimmte er.
„Aber, Großvater! Es dürfte – mal abgesehen von unserem Onkel Andir – keinen Elben geben, der auch nur annähernd über so starke magische Kräfte verfügt wie wir. Und gerade uns willst du nicht mitnehmen?“
„Ihr seid Kinder.“
„Aber wir sind älter als so mancher Erwachsene!“, hielt Daron dagegen.
„Dann hättet Ihr Euch entschließen sollen, entsprechend zu wachsen, um auch die körperliche Reife eines Erwachsenen zu erlangen!“, entgegnete Keandir ziemlich gereizt. „Abgesehen davon bist du mein Thronfolge, und schon deswegen würde ich dich nicht mit auf diese Reise nehmen. Naranduin ist ein
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