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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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muss mich noch bei Euch bedanken«, sagte Braiden, während er sich bückte um ein Stück auseinander
gerissenes Blech aufzuheben, das Lancelot erst beim dritten Hinsehen als die Reste seines Panzerhandschuhs erkannte. Einen Moment lang drehte Braiden ihn fast hilflos
in der Hand, dann zuckte er bedauernd mit den Schultern
und warf ihn zu Boden. »Dass Ihr mir das Leben gerettet
habt«, fuhr er fort. »Eine Winzigkeit später und …«
»Bedankt Euch lieber bei dem Schmied, der Lancelots
Schwert fertigte«, sagte Parzifal.
Lancelots Herz machte einen erschrockenen Sprung.
Schnell drehte er sich zu Parzifal um. Der Tafelritter war
zur anderen Seite des Raumes gegangen und hatte sein
Schwert aufgehoben – genauer gesagt das, was davon übrig geblieben war. Die Klinge war eine Handbreit über
dem Griff abgebrochen. »Und erinnert mich daran, dass
ich meinem Schmied den Hals umdrehe, sobald wir zurück
in Camelot sind«, fügte er hinzu.
Lancelot lächelte flüchtig und wollte antworten, aber in
diesem Moment hörte er ein leises Wimmern und es fiel
ihm ein, dass außer Parzifal und Braiden noch jemand hier
war.
Landon hockte in der hintersten Ecke des Zimmers am
Boden. Er hatte die Beine an den Leib gezogen und die
Knie mit beiden Armen umklammert und kämpfte vergeblich gegen die Tränen an, die ihm über das Gesicht liefen.
Als Lancelot auf ihn zutrat und die Hand ausstreckte, fuhr
er erschrocken zusammen und wimmerte noch lauter und
Lancelot zog die Hand hastig wieder zurück.
»Keine Angst«, sagte er beruhigend. »Es ist alles vorbei.
Er ist tot.«
Landon starrte ihn aus großen Augen an. Lancelot war
ziemlich sicher, dass er seine Worte gar nicht gehört hatte,
und für einen Moment fühlte er sich schrecklich hilflos.
Wenn Parzifal, Braiden und ihm dieses Ungeheuer schon
solche Angst eingeflößt hatte, wie mochte sich dann dieser
Junge fühlen?
»Am besten, Ihr lasst ihn ganz in Ruhe«, meinte Braiden
leise. »Er wird sich beruhigen.«
Lancelot war ziemlich sicher, dass das nicht das Beste war, aber er fühlte sich hilfloser denn je und er spürte
auch, dass alles, was er sagen oder tun konnte, es noch
schlimmer machen würde. Mit einem Lächeln, das sehr
viel mehr Zuversicht ausstrahlte, als er wirklich empfand,
ging er zu den beiden Rittern zurück. Im Vorbeigehen
warf er schnell einen Blick aus dem Fenster und zum
Waldrand hin. Das Gelände am anderen Flussufer war
leer. Der Schatten war verschwunden.
»Was ist das nur für eine Bestie?«, sagte Parzifal kopfschüttelnd, während er sich – ebenso in respektvollem
Abstand – neben dem toten Höllenhund in die Hocke sinken ließ. Er streckte die Hand aus, wie um den Kadaver zu
berühren, wagte es aber dann doch nicht und beließ es bei
einem erneuten Kopfschütteln.
»Jedenfalls nicht aus dem Teil der Welt, den wir kennen«, fügte Braiden hinzu – und wieder warf er Lancelot
einen raschen und fragenden Blick zu.
Auch diesmal tat Lancelot so, als hätte er ihn nicht bemerkt. »Vielleicht haben wir jetzt wirklich einen Drachen
erschlagen.« Er hatte versucht scherzhaft zu klingen, aber
weder Parzifal noch Braiden lachten, sondern sahen ihn
nur verwirrt an.
»Ich meine, wenn Ungeheuer wie dieses tief in den Wäldern leben«, fuhr er fort, »dann wissen wir, woher die Legenden von Drachen und anderen Ungeheuern stammen.
Die armen Bauern hier haben keine Chance gegen eine
solche Bestie.«
»Da habt Ihr Recht«, sagte Parzifal mit säuerlichem Gesichtsausdruck. Er sah auf den abgebrochenen Schwertgriff, den er immer noch in der Hand hielt, und schüttelte
erneut den Kopf, als könne er nicht glauben, was er sah.
Lancelot konnte ihn verstehen. Abgesehen von Artus und
ihm selbst besaß vielleicht niemand auf der ganzen Welt
ein Schwert von der Qualität Excaliburs und seines dunklen Bruders, aber auch die Schwerter der Tafelritter waren
Meisterwerke der Schmiedekunst.
Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Parzifals Klinge den schweren Eisenpanzer eines piktischen Kriegers
fast so mühelos durchschlagen hatte, wie es sonst sein
eigenes Schwert tat.
»Hätten wir Euer Schwert nicht gehabt …«, begann Parzifal, schüttelte wieder den Kopf, ließ die zerbrochene
Waffe endlich fallen und sah Lancelot an. »Ich wusste,
dass es eine gute Waffe ist, aber so gut … Darf ich sie
einmal sehen?«
Unter gar keinen Umständen!, dachte Lancelot. Aber mit
welchem Grund sollte er Parzifal diese Bitte verweigern?
Zögernd griff

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