Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
rot zu
färben; das Ungeheuer hatte ihn verletzt, als es nach dem
leeren Panzerhandschuh geschnappt hatte, aber Lancelot
war sicher, dass diese kleine Wunde nicht der Grund für
Braidens verstörten Gesichtsausdruck war.
»Seid Ihr verletzt?«, fragte Parzifal.
Braiden schüttelte den Kopf und starrte weiter seinen
Armstumpf an. »Gottes Wege sind manchmal wirklich
sonderbar«, murmelte er. »Wer hätte geglaubt, dass mir
der Krieger das Leben rettet, der mir damals die Hand
abgeschlagen hat?«
Langsam, die immer noch heftig schmerzende linke
Hand mit der rechten umklammernd und gegen die Brust
drückend, ging auch Lancelot zu Braiden hin und betrachtete erst ihn, dann den Kadaver des Höllenhundes, der
neben ihm ausgestreckt auf dem Boden lag.
Ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken, als er sah,
dass das Elbenschwert den Leib der Bestie glatt durchstoßen hatte und dicht unterhalb seines Brustbeins herausgedrungen war. Die Spitze der Klinge ragte gute zwei Fingerbreit zwischen den schuppigen Panzerplatten des Ungeheuers hervor. Wäre das Monstrum nur den Bruchteil
eines Atemzuges später gestorben und hätte er auch nur
ein einziges weiteres Mal auf den Schwertgriff gedrückt,
dann hätte er nicht nur die Bestie, sondern auch Braiden
durchbohrt und getötet.
Parzifals Gedanken schienen sich in dieselbe Richtung
zu bewegen, denn er starrte erst die Schwertspitze und
dann Lancelot sehr nachdenklich an. »Das ist sonderbar«,
murmelte er.
»Ich wollte nicht –«, begann Lancelot, aber Parzifal fuhr
unbeeindruckt fort:
»Kein Blut.«
»Wie meint Ihr das?« Lancelot trat mit zwei schnellen
Schritten um Braiden herum und ließ sich neben dem toten
Höllenhund in die Hocke sinken, wobei er aber weiterhin
einen großen Sicherheitsabstand zwischen sich und dem
Kadaver hielt, als rechne er damit, dass das Monstrum
jeden Moment wieder erwachen und sein Vernichtungswerk fortsetzen könnte.
»Ihr seht es doch selbst«, sagte Parzifal.
Lancelot erwiderte nichts mehr – wozu auch? Parzifal
sprach die Wahrheit. Trotz der schrecklichen Verheerung,
die das Elbenschwert angerichtet hatte, war unter dem
toten Ungeheuer nicht ein einziger Tropfen Blut zu sehen.
»Das ist kein Geschöpf Gottes«, murmelte Parzifal
schaudernd.
»Das habe ich auch keinen Moment lang angenommen«,
fügte Braiden hinzu. Er sprach mit sonderbarer Betonung,
und als Lancelot den Kopf drehte und ihm ins Gesicht sah,
begriff er auch, dass diese Worte zugleich auch eine Frage
gewesen waren, eine Frage, die der Tafelritter an ihn gerichtet hatte. Er tat so, als hätte er es nicht begriffen, blickte noch einmal schaudernd auf das tote Ungeheuer hinab
und erhob sich dann um das Schwert aus dem Kadaver zu
ziehen. Es gab im Moment kaum etwas auf der Welt, das
er weniger gern getan hätte, aber er spürte Braidens und
auch Parzifals Blicke auf sich gerichtet und ihm war vollkommen klar, dass jedes Zögern ihr Misstrauen noch weiter schüren musste. Trotzdem stockte er für einen Moment
in der Bewegung, als sich seine rechte Hand um den
Schwertgriff schloss. Er lauschte in sich hinein. Aber da
war nichts. Der übliche Blutdurst, die unstillbare Gier der
magischen Klinge waren nicht da. Und es kostete ihn auch
unerwartet viel Mühe, den Stahl aus dem Kadaver des
Höllenhundes zu ziehen. Lancelot wurde plötzlich klar,
dass der Zauber des Elbenschwertes bei dieser Kreatur
versagt hatte. Er erinnerte sich daran, wie schwer es ihm
gefallen war, die schuppigen Panzerplatten der Bestie zu
durchdringen. Das Schwert war immer noch eine hervorragende Waffe, aber seine Magie verfing bei diesem Geschöpf nicht. Es hatte das Blut des Ungeheuers nicht getrunken.
Das kann es auch nicht, weil es kein Blut hat, versuchte
er sich in Gedanken selbst zu beruhigen, aber er wusste,
wie billig diese Ausrede war. Und wie falsch.
Hastig richtete er sich auf, wich zwei weitere Schritte
von dem toten Ungeheuer zurück und starrte es noch einen
Atemzug lang an, jetzt beinahe davon überzeugt, dass es
wieder aufspringen und ihn erneut attackieren würde, nun
wo der tödliche Stahl nicht mehr in seinem Herzen steckte.
Aber der Höllenhund blieb liegen.
Kreatur aus Fleisch und Blut oder Dämon aus den tiefsten Abgründen der Verdammnis – es hatte auf seine Art
gelebt und Excaliburs dunkler Bruder hatte dieses Leben
beendet. Mit einem lautlosen Aufatmen schob Lancelot
die Klinge in die weiße Lederscheide an seinem Gürtel
zurück.
»Ich

Weitere Kostenlose Bücher