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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erschrocken.
Parzifal antwortete nicht, sondern machte nur eine warnende Geste, dann erhob sich Braiden, ging zur Tür und
zog dabei sein Schwert, und auch Lancelot nahm seine
Waffe aus der Scheide und tat ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung, um durch die Ritzen der hölzernen Läden nach draußen zu blicken.
»Hier ist nichts«, murmelte Braiden nach einem Augenblick.
Lancelot hätte viel darum gegeben, hätte er dasselbe sagen können.
Das Fenster war an der Rückseite des Gebäudes angebracht und man konnte zum Bach hinübersehen. Jenseits
des schmalen Wasserlaufes stand eine Gestalt, ein Lancelot auf schreckliche Weise bekannter Umriss – die Konturen eines Menschen, der etwas wie eine Priesterkutte mit
einer weit nach vorne gezogenen Kapuze trug. Lancelot
wusste, dass er das Gesicht darunter selbst bei hellem Tageslicht nicht hätte sehen können, vielleicht weil es keines
gab, aber er spürte den Blick der schwarzen Augen mit
fast körperlicher Intensität und es war ein schreckliches
Gefühl.
Er wartete darauf, dass das Schwert in seiner Hand zu
vibrieren begann, aber das geschah nicht und diesmal hörte er auch keine Stimme, die direkt in seinem Kopf erscholl und ihn verspottete. Die Gestalt stand nur da und
starrte ihn an, aus unsichtbaren Augen, die dennoch mühelos bis auf den Grund seiner Seele zu blicken schienen.
»Lancelot! Ist bei Euch alles in –?«
Braiden kam nicht dazu, die Frage zu Ende auszusprechen. Lancelot spürte die Gefahr, die sich irgendwo hinter
ihm zusammenballte wie eine schwarze Gewitterwolke,
die ohne jegliche Warnung an einem strahlend hellen
Sommernachmittagshimmel erschien, und wirbelte herum.
Aber er hatte die Bewegung noch nicht halb zu Ende gebracht, als die Tür wie von einem unsichtbaren Hammerschlag getroffen in zahllose Stücke auseinander flog und
etwas Riesiges, Glitzerndes, das nur aus Zähnen und
Klauen und Panzerplatten und Gestalt gewordener Wildheit zu bestehen schien, Braiden einfach von den Füßen
riss und auf ihn zuflog.
Lancelot versuchte das Schwert zwischen sich und den
heranwirbelnden Dämon zu bringen, aber es gelang ihm
nur halb. Die schrecklichen Kiefer des Ungeheuers schlugen mit einem Laut wie dem Geräusch einer zuschnappenden Bärenfalle unmittelbar vor seinem Gesicht aufeinander und die krallenbewehrten Pfoten streiften ihn nur,
aber schon diese flüchtige Berührung reichte, um ihn so
heftig gegen die Wand taumeln zu lassen, dass er das
Schwert fallen ließ und auf die Knie sank. Neben ihm
krachte das Monstrum mit solcher Wucht gegen die Wand,
dass der hölzerne Fensterladen aus den Angeln gerissen
wurde und davonflog und das ganze Haus in seinen
Grundfesten erbebte. Dennoch fuhr das Ungeheuer mit
schier unfassbarer Schnelligkeit herum und stürzte sich
mit weit aufgerissenem Maul so schnell auf Lancelot, dass
er nicht die geringste Chance hatte, wieder auf die Füße zu
kommen oder gar nach seiner Waffe zu greifen. Und zweifellos wäre es im nächsten Moment um ihn geschehen
gewesen, hätte sich nicht Sir Parzifal todesmutig zwischen
ihn und die Bestie geworfen.
Dieser selbstmörderische Angriff zeitigte wenig Erfolg –
Parzifal wurde zur Seite geschleudert, als wäre er von einem wütenden Stier angefallen worden. Er wirbelte durch
die Luft und schlug auf dem Tisch vor dem Kamin auf, der
unter seinem Gewicht zusammenbrach.
Sein Schwert flog davon und klirrte gegen die Wand.
Aber der Zusammenprall hatte auch das Monstrum abgelenkt. Seine gewaltigen Kiefer verfehlten Lancelots Kehle,
nach der sie geschnappt hatten, ein zweites Mal um Haaresbreite und die tödlichen Krallen rissen nur Splitter aus
dem Holz neben seiner Schulter. Lancelot warf sich nach
vorne, aber der peitschende Schwanz des Ungeheuers traf
seine Unterschenkel mit solcher Kraft, dass er abermals
fiel und schwer zu Boden krachte.
Diesmal war es Sir Braiden, der ihn rettete. Der Ritter
hatte sich wieder aufgerappelt und stürzte sich mit ebensolcher Todesverachtung in den Kampf wie Parzifal vor
ihm. Sein Schwert zischte durch die Luft und traf die Bestie zielsicher im Nacken, und auch wenn er mit der linken
Hand zuschlug, so war der Hieb doch mit solcher Gewalt
geführt, dass er jede vorstellbare Kreatur auf der Stelle
enthauptet hätte.
Nicht so den Höllenhund.
Die Klinge prallte Funken sprühend vom gepanzerten
Nacken der Bestie ab und wurde Braiden durch die pure
Wucht seines eigenen Schlages aus der Hand geprellt. Der

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