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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schienen gar
nicht mehr wirklich Lancelot zu gelten. »Wir waren so
siegessicher. Sie waren mehr als wir, aber welche Rolle
spielt das schon? Einer gegen zwei oder einer gegen zehn
– wo ist der Unterschied? Wir waren überzeugt, sie schlagen zu können. Aber wir haben verloren.«
»Verloren!?«, ächzte Lancelot.
Artus nickte. Er sah ihm immer noch nicht in die Augen,
sondern starrte weiter an ihm vorbei ins Leere, aber diesmal schien er nicht die Wand hinter ihm zu sehen, sondern
etwas unendlich Furchteinflößendes.
Artus’ Blick allein reichte Lancelot, um ihn das Getöse
der Schlacht hören zu lassen, die Schreie der Sterbenden,
das Klirren von Stahl und das Kreischen verwundeter
Pferde, den Geruch von Blut und den Gestank des Todes
wahrzunehmen.
»Wir haben sie geschlagen«, fuhr Artus nach einer
Ewigkeit fort, »aber um welchen Preis? Die Hälfte meiner
Ritter ist tot. Ein Drittel unseres Heeres wurde ausgelöscht
und der Rest ist verwundet und krank. Wir haben die erste
Schlacht gewonnen, aber für die zweite fehlt uns die Kraft. Das war die eigentliche Falle, Lancelot.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Lancelot.
»Auch ich habe es zu spät verstanden«, gestand Artus.
»Ich habe Morgaine unterschätzt. Es gibt keine Entschuldigung dafür. Ich kenne sie besser als irgendjemand anders auf der Welt und ich hätte wissen müssen, was sie
plant, aber ihre Bosheit ist noch größer, als ich ahnte. Wir
waren zwei- und sie sechshundert. Wir haben sie geschlagen. Nicht ein Pikte hat das Schlachtfeld lebend verlassen.
Aber ihre Zahl scheint unendlich und die meiner Krieger
ist begrenzt. Für jedes tote Fleisch –«, er lachte ganz leise
und bitter, als er dieses Wort aussprach, »– das auf dem
Schlachtfeld zurückbleibt, kommen zehn neue Barbarenkrieger aus dem Norden. Doch meine Ritter sind nicht zu
ersetzen.«
»Ihr seid –«
»– zum ersten Mal ohne Dagdas Schutz in die Schlacht
gezogen«, sagte Artus hart. »Und sie haben gekämpft.
Meine Ritter haben unter den Barbaren gewütet wie die
Dämonen unter den armen Seelen. Aber es waren nur
Stahl und Fleisch, die aufeinander prallten.«
Nicht mehr Magie gegen verwundbare Menschheit,
dachte Lancelot bitter. Er begriff nun, was geschehen war.
Zum ersten, zum allerersten Mal hatten nur die Ritter Camelots gegen einen Feind gestanden, nicht mehr seine
unbesiegbare Magie. Er dachte an die erste und einzige
Schlacht zurück, die er selbst miterlebt hatte, und ein eisiger Schauer lief ihm über den Rücken.
Stahl gegen Fleisch war unfair genug; Magie gegen
Fleisch war kein Kampf, sondern ein Schlachten.
»Und das bedeutet?«, fragte er.
»Es bedeutet, dass wir verloren haben, mein Freund«,
sagte Artus traurig. »Ich habe Boten in alle befreundeten
Königreiche und Länder geschickt und um Unterstützung
gebeten. Aber selbst wenn sie alle auf meinen Ruf hören,
haben wir keine Chance. Camelot verfügt noch über tausend Mann unter Waffen und acht von zehn dieser tausend
Mann sind Bauern, Handwerker und Tagediebe, die kaum
wissen, an welchem Ende man ein Schwert anfassen muss.
Unsere Kundschafter berichten, dass weit mehr als zehntausend Pikten im Anmarsch sind. Sie werden in vielleicht
einer Woche hier sein. Ohne Merlins Magie sind wir verloren.«
Lancelot starrte ihn an und alles, was er hatte sagen wollen, weigerte sich über seine Lippen zu kommen.
Seine Gedanken wirbelten ziellos durcheinander. Er
dachte an Gwinneth, den Höllenhund, an Morgaine Le
Faye und die Pikten, an das, was Artus ihm angetan hatte,
und an Dagdas Tod, alles auf einmal und ohne einen einzigen dieser Gedanken wirklich greifen zu können.
Er fühlte sich hilflos, als stünde er in einer zentnerschweren Rüstung auf dünnem Eis und spüre es bereits
unter sich knirschen.
Er war nicht hierher gekommen, um mit Artus über den
Krieg zu sprechen oder die Pikten oder über die Zukunft
des Landes. Er wollte mit ihm über Gwinneth reden, über
sonst nichts. Aber er spürte auch, dass er es nicht konnte.
Wut über sich selbst machte sich in Lancelot breit. Er hatte während der vergangenen beiden Tage an wenig anderes gedacht als an genau dieses Gespräch und nun fühlte er
sich hilfloser und verlorener als zuvor. Er war Artus nicht
gewachsen. Nicht mit Worten, nicht mit dem, was er plante oder dachte. Eine Sekunde lang fragte er sich zu seinem
eigenen Entsetzen, ob er Artus vielleicht mit dem Schwert
in der Hand gewachsen wäre. Aber er wagte nicht,

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