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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Unheimliches geschah:
Nicht nur der Schmerz erlosch, Lancelot konnte spüren ,
wie etwas von Artus zu ihm herüberfloss, eine große, allumfassende heilende Wärme, die sich in seiner Hand ausbreitete wie goldenes Sonnenlicht auf einer von Raureif
bedeckten Morgenwiese, und bald nach dem Schmerz erlosch auch das dumpfe Wühlen des Fiebers in seiner Hand
und ein Gefühl von pulsierendem Leben durchströmte
seinen ganzen Arm. Um ein Haar hätte er die Hand zurückgezogen, so unheimlich war das, was er spürte.
Einige Augenblicke vergingen, dann nahm Artus die
Hände von ihm und sah ihm mit einem zuversichtlichen
Lächeln in die Augen. »Schont die Hand noch ein paar
Tage«, sagte er. »Danach ist alles in Ordnung.«
Lancelot wusste weder, was er sagen, noch, was er von
diesem sonderbaren Erlebnis halten sollte. Aber es war
seltsam: Der Schmerz in seiner Hand war erloschen, er
wusste einfach, dass die Wunde verheilen und ihm keine
Schwierigkeiten mehr bereiten würde, aber er fühlte sich
nicht erleichtert; nicht einmal über den einfachen Umstand, keine Schmerzen mehr zu haben. Vielmehr hatte er
das völlig absurde Gefühl, besudelt worden zu sein.
Ohne es zu wollen trat er einen Schritt zurück und ein
Blick in Artus’ Gesicht machte ihm klar, welchen Eindruck er auf den König machen musste.
»Ich danke Euch, Mylord«, sagte er. »Aber nun …«
Artus nickte. »Ich verstehe«, murmelte er. Er klang traurig und auf eine Art enttäuscht, die Lancelot nicht
verstand.
»Verzeiht, Mylord«, fuhr Lancelot fort. Nun benutzte er
das Wort Mylord ganz bewusst. »Wir wären schneller zurückgekehrt, aber …«
Er berichtete Artus mit möglichst knappen Worten, was
ihnen widerfahren war, und Artus hörte kommentarlos zu,
wenngleich sich sein Blick mit jedem Wort weiter zu verdüstern schien. Als Lancelot geendet hatte, starrte er wieder an ihm vorbei ins Leere, dann nickte er und ein niedergeschlagener Ausdruck machte sich auf seinen Zügen
breit.
»Gott legt uns wirklich schwere Prüfungen auf«, murmelte er. Dann gab er sich einen Ruck und zwang sich
Lancelot anzulächeln. »Aber zugleich hat er mir auch einen treuen Ritter zur Seite gestellt, wie ich mir keinen
besseren wünschen kann, Sir Lancelot.«
Lancelot verzichtete darauf, eine entsprechende Frage zu
stellen. Er sah den König nur an und nach einer Weile
deutete Artus ein Achselzucken an, machte einen Schritt
zurück und drehte sich so herum, dass er zugleich ihn und
den Altar im Auge hatte. Lancelot war nicht ganz klar, ob
seine nächsten Worte ihm oder dem Gekreuzigten galten.
»Warum verlangt Ihr diese Entscheidung von mir?«,
murmelte Artus.
»Welche Entscheidung?«, fragte Lancelot. Fast sofort
war ihm klar, dass diese Worte ein Fehler gewesen waren.
Und noch bevor Artus antworten konnte, wallte Zorn in
ihm auf, als er begriff, wie unfair dieses Duell war. Er war
Artus nicht gewachsen – wie konnte er es auch sein? Was
immer er tat, Britanniens vermeintlicher König hatte ihm
fünfzig oder vielleicht auch fünfhundert Jahre Lebenserfahrung voraus. Es war kein fairer Kampf und das sollte er
wohl auch nicht sein.
»Die Entscheidung zwischen Krieg und Frieden«, sagte
Artus. »Ihr wart doch draußen im Land, Lancelot. Ihr habt
mit den Menschen gesprochen, deren Leben ich nun für
mich reklamiere. Wir werden diesen Krieg vielleicht gewinnen, aber um welchen Preis? Ist er es wert?«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht …«, erwiderte Lancelot
wahrheitsgemäß.
»Es wird nicht mehr lange dauern und Camelot wird in
einem Meer von Blut versinken«, sagte Artus. »Mordreds
Pikten rüsten zum Kampf. Überall im Land ziehen sie
Truppen zusammen. Viele unserer Späher sind nicht zurückgekehrt, aber die, die zurückgekommen sind, bringen
keine guten Neuigkeiten, mein Freund.«
Natürlich wusste er, dass Artus und seine Ritter kurz
nach seinem Aufbruch ebenfalls losgezogen waren um
dem piktischen Heer entgegenzureiten, das sich auf den
Marsch auf Camelot vorbereitete. Aber allein der Umstand, dass Artus unversehrt vor ihm stand und Camelot
noch nicht in Trümmern lag, hatte ihn ganz selbstverständlich annehmen lassen, dass er diese Schlacht gewonnen
hatte. Doch nun kamen ihm zum ersten Mal Zweifel.
»Euer Zug gegen die Pikten …?«
»Wir haben verloren, Lancelot«, sagte Artus ruhig. Seine
Augen wurden dunkel, als ihn die Erinnerung an das Zurückliegende einholte. »Es war eine Falle.«
Seine Stimme wurde leiser und die Worte

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