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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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helfen.
Aber wenn er ging und Gwinneth mit sich nahm, dann
würde er endgültig zum Verräter werden, nicht nur in Artus’ Augen und in denen der anderen, sondern auch in
seinen eigenen, und wenn es etwas gab, was der einfache
Küchenjunge Dulac in der kurzen Zeit seines neuen Lebens als Ritter Lancelot gelernt hatte, dann, dass nichts
Gutes daraus werden konnte, wenn man versuchte ein
neues Glück auf Verrat und Lüge aufzubauen.
All dies und noch viel mehr hätte er Gwinneth sagen
können und er wusste auch, dass sie ihn verstanden hätte,
aber es war gar nicht nötig. Trotz allem waren sie sich so
ähnlich, dass Lancelot einfach klar war, dass sie seine
Beweggründe erriet und begriff.
Der Wind drehte sich. Für einen Moment kehrte eine fast
unheimliche Stille ein, dann wechselten die Böen erneut
ihre Richtung und durch die offenen Fenster wehte wieder
das entfernte Getöse der Schlacht herein.
Gwinneth wandte den Kopf und blickte zum Fenster,
und als sie sich herumdrehte und auf ihn zukam, sah er
Tränen in ihren Augen glitzern. Als sie noch einen Schritt
von ihm entfernt war, da musste er mit aller Macht gegen
den Impuls ankämpfen, davonzurennen, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her, zugleich aber auch gegen
einen zweiten, ebenso starken Wunsch, sie einfach an sich
zu reißen und mit aller Macht festzuhalten und nie wieder
loszulassen. Doch er stand einfach nur reglos da und sah
ihr entgegen und es war Gwinneth, die ihn in die Arme
schloss, um ihn lange und zärtlich zum Abschied zu küssen.
Die Tür wurde mit solcher Wucht aufgestoßen, dass sie
gegen die Wand krachte und der hölzerne Riegel zerbrach.
Lancelot fuhr erschrocken herum und Gwinneth stieß einen entsetzten Schrei aus. Sie waren beide viel zu überrascht, um sich aus ihrer gegenseitigen Umarmung zu lösen.
Artus stand unter der Tür. Sein Mantel und seine Rüstung waren unversehrt und sauber, was bewies, dass er
auch jetzt nicht an der Schlacht teilgenommen hatte, und
hinter ihm standen Parzifal, Sir Galahad und Sir Mandrake. Galahad und Parzifal sahen entsetzt drein, während
Mandrake, der die lauthals schluchzende Zofe mit der unversehrten Hand festhielt, alle Mühe zu haben schien, ein
grimmiges Lächeln zu unterdrücken.
Artus aber wirkte, genau wie Gwinneth vorhin, nicht
wirklich überrascht. Nur unendlich traurig.
»Also doch«, sagte er leise.
Lancelot fand endlich die Kraft, sich von Gwinneth zu
lösen und sich ganz zum König herumzudrehen. »Sire, das
ist nicht so, wie es aussieht«, begann er hastig. »Es ist …«
Er brach ab. Selbst in seinen Ohren klangen die Worte
absurd, lächerlich und seiner und Gwinneths nicht würdig.
Artus nickte langsam. »Das weiß ich, mein Freund«,
sagte er. »Es ist in Wahrheit viel schlimmer, als es aussieht.«
»Artus«, begann Gwinneth, »du musst –«
Artus warf ihr einen eisigen Blick zu und brachte sie
damit zum Verstummen. Wieder schüttelte er den Kopf
und seine Stimme klang noch trauriger. »Ich glaube, ihr
wisst gar nicht, was ihr getan habt. Was ihr mir und euch
selbst und vor allem Camelot angetan habt. Mir bleibt jetzt
keine andere Wahl mehr.«
»Aber –«, begann Gwinneth, verstummte jedoch sofort
wieder, als Lancelot ihr einen warnenden Blick zuwarf.
Es war besser, wenn sie schwieg. Vielleicht hätte es etwas gebracht, wenn sie mit Artus allein gewesen wären,
aber so konnte alles, was sie sagte, die Situation nur
schlimmer machen.
»Ich stehe Euch zur Verfügung, Sire«, sagte Lancelot
leise.
Artus nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. Dann
wandte er sich an Gwinneth. »Geht in Eure Gemächer,
Mylady«, sagte er kalt. »Ich werde später entscheiden, was
mit Euch zu geschehen hat.« Er drehte sich halb herum.
»Sir Parzifal, bitte begleitet die Königin zur Kemenate.«
Der Angesprochene fühlte sich in dieser Rolle alles andere als wohl, das war ihm anzusehen. Trotzdem nickte er,
trat einen respektvollen Schritt zurück, um Gwinneth vorbeizulassen, und schloss sich ihr dann an.
Gwinneth machte jedoch nur zwei oder drei Schritte auf
den Flur hinaus, blieb dann stehen und maß Sir Mandrake
mit einem so vernichtenden Blick, dass dieser ihm nur
kurz standhielt, ehe er die immer noch wimmernde Zofe
losließ. Gwinneth legte den Arm um die Schulter der
schluchzenden jungen Frau und führte sie davon und Artus, Galahad und Mandrake warteten, bis sie zusammen
mit Parzifal das Ende des Flures erreicht hatten und auf
der Treppe verschwunden waren.
Erst dann wandte sich

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