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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Worte schier die Kehle
zu. Er konnte Artus nur fassungslos anstarren.
»Euer Schweigen könnte als Eingeständnis ausgelegt
werden, Sir«, sagte Artus ruhig.
»Es ist besser, Ihr antwortet«, fügte Parzifal hinzu. Er
war der Einzige, auf dessen Gesicht irgendeine Regung
abzulesen war. Und er fühlte sich sichtlich nicht wohl in
seiner Haut.
»Ich habe Euch nicht betrogen, Mylord«, sagte Lancelot,
so ruhig er konnte. »Und ich habe auch die Krone und
Camelot nicht verraten.«
»Wollt Ihr leugnen, dass Ihr und Lady Gwinneth –«
»Wenn Ihr mich fragt, ob ich sie liebe, dann ist die Antwort ein Ja«, unterbrach ihn Lancelot. Er wusste, wie ungeheuerlich es war, in einer Situation wie dieser dem König ins Wort zu fallen, aber er hatte nicht mehr die Kraft,
sich zu beherrschen. Erregt fuhr er fort: »Ja, es ist wahr!
Ich habe sie vom ersten Moment an geliebt, in dem ich sie
gesehen habe. Aber das ist auch alles. Wir haben nichts
getan, weswegen wir uns verteidigen müssten.«
»Bitte erspart uns die Erniedrigung, uns auch noch eine
Lüge anhören zu müssen«, sagte Artus. »Wir alle haben
mit eigenen Augen gesehen, wie –«
»– ich mich von Lady Gwinneth verabschiedet habe, ja«,
unterbrach ihn Lancelot heftig. »Sie kam zu mir, weil sie
in Sorge um mich war, und ich sagte ihr, dass ich Camelot
und sie verlassen werde. Für immer … sobald diese
Schlacht vorüber ist.«
»Und das sollen wir Euch glauben?«, fragte Sir Mandrake. »Für mich sah es anders aus.«
Lancelot verschwendete keinen Atemzug, ihm zu antworten, sondern blickte nach wie vor den König an. »Es
ist die Wahrheit«, sagte er. »Wenn ich ein Verbrechen
begangen habe, indem ich dieselbe Frau liebe wie Ihr,
dann bestraft mich dafür. Aber bezichtigt mich nicht des
Verrats und der Feigheit. Dazu habt Ihr kein Recht. Nicht
einmal Ihr.«
Mandrake wollte auffahren, aber Artus hob rasch die
Hand und brachte ihn mit einer wütenden Geste zum
Schweigen. Wieder blickte er Lancelot lange und durchdringend an. Dann seufzte er tief, schüttelte den Kopf und
senkte den Blick. »Wie gerne würde ich Euch glauben, Sir
Lancelot«, sagte er. »Allein, die Tatsachen sprechen gegen
Euch.«
»Welche Tatsachen?«, fragte Lancelot trotzig. »Das, was
Sir Mandrake sagt? Ich wusste nicht, dass seine Worte
mehr Tatsache sind als die meinen.«
»Genug!«, unterbrach Artus in lautem Ton. »Was Ihr getan habt, ist unverzeihlich, Sir. Ihr habt nicht allein meine
Ehre verletzt und die von Lady Gwinneth. Das allein wäre
schlimm genug, aber ich könnte es vielleicht ertragen.
Aber Ihr habt die Krone beleidigt und seid deshalb schuldig. Ich müsste Euch auf der Stelle hinrichten lassen, aber
ich habe auch nicht vergessen, was Ihr für mich und uns
alle getan habt.«
Parzifal und Galahad tauschten einen überraschten Blick
und zwischen Mandrakes Augenbrauen erschien eine steile Falte, aber Artus fuhr fort: »In Anbetracht Eurer Verdienste um Camelot schenke ich Euch das Leben, Lancelot
du Lac. Aber ich erkenne Euch Euren Rang als Ritter der
Krone ab und Ihr werdet mit sofortiger Wirkung aus Camelot verbannt. Ihr habt Zeit bis Sonnenaufgang, die Stadt
zu verlassen. Solltet Ihr Euch dann noch in Camelots
Mauern aufhalten, so betrachtet Euch als vogelfrei.«
Lancelot starrte Artus aus aufgerissenen Augen an. Er
wusste selbst nicht, was er erwartet hatte, aber das war …
Er fand keine Worte dafür. Artus’ Entscheidung hatte ihn
getroffen, als hätte der König ihn geohrfeigt.
Es war jetzt das zweite Mal, dass Artus sich seiner entledigte, so skrupellos und kalt, wie man ein zerbrochenes
und nutzlos gewordenes Werkzeug wegwarf.
»Aber Mylord, ich bitte Euch«, murmelte Mandrake verstört. »Ihr könnt doch nicht –«
»Ihr habt meine Entscheidung gehört«, unterbrach ihn
Artus. Er warf Mandrake einen eisigen Blick zu, drehte
sich dann wieder zu Lancelot herum und führt fort: »So
wie Ihr, Lancelot. Ich werde der Wache am Westtor Bescheid geben, dass man Euch unbehelligt passieren lässt.
Nehmt an Vorräten mit, was Ihr braucht, und dann geht.«
Lancelot rang immer noch nach Worten. Er weigerte
sich zu glauben, was er hörte. Artus musste doch wissen,
wie haltlos Mandrakes Anschuldigungen waren.
Schließlich begann er mühsam: »Sire, ich bitte –«
»Ich will nichts mehr hören«, unterbrach ihn Artus. »Ihr
seid ein Fremder für mich, Sir. Gebt Acht, dass Ihr nicht
zu meinem Feind werdet.« Damit fuhr er auf dem Absatz
herum

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