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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aber Lancelot wusste, dass es schmal,
von fast weißer Farbe war und dass der Krieger spitze
Fuchsohren hatte. Es war ein Elbenkrieger; einer der Dunkelelben, die er in Malagon gesehen hatte! Ein zweiter
Dunkelelb stürmte in diesem Moment aus dem hinteren
Teil des Ganges heran und riss im Laufen sein Schwert
aus dem Gürtel, um seinem Kameraden beizustehen, obwohl auf den ersten Blick zu erkennen war, wie wenig
dieser Hilfe benötigte. Sir Galahad war nach Mandrake
und Artus selbst vielleicht der beste Schwertkämpfer, den
es auf Camelot gab, und doch war er dem Elbenkrieger
hoffnungslos unterlegen. Sein erster Hieb hatte den Mann
zurückgetrieben, aber nur weil er ihn offensichtlich vollkommen überrascht hatte, jetzt wendete sich das Blatt
blitzschnell. Galahad versuchte einen zweiten Treffer anzubringen, aber der Elb wehrte seinen Angriff geradezu
spielerisch ab, versetzte ihm einen Stoß mit der freien
Hand vor die Brust, der ihn zurücktaumeln ließ, und dann
war alles, was Sir Galahad noch übrig blieb, das verzweifelte Bemühen, seinerseits nicht getroffen zu werden. Im
nächsten Augenblick würde der zweite Elbenkrieger heran
sein und dann war es um Galahad geschehen.
Lancelot riss sein Schwert heraus und warf sich dem
zweiten Elbenkrieger entgegen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ihm die Zauberklinge
gegen diesen Gegner möglicherweise ebenso wenig helfen
würde wie die magische Rüstung. Hinter ihm schrie Artus
ein gellendes »Nein!«, aber Lancelot achtete nicht darauf,
sondern drang mit hoch erhobener Klinge auf den Mann
im schwarzen Eisen ein.
Und etwas schier Unglaubliches geschah: Statt seinen
Schlag zu erwidern oder ihn seinerseits anzugreifen, warf
sich der Elbenkrieger mit einer entsetzten Bewegung zurück, verlor fast das Gleichgewicht und stürzte ungeschickt gegen die Wand. Lancelot war so überrascht, dass
auch sein Hieb fehlging, aber er nutzte den Schwung seiner eigenen Bewegung, um herumzuwirbeln und einen
zweiten, diesmal besser gezielten Hieb nach seinem Gegner zu führen.
Der schwarz gepanzerte Riese machte nicht einmal den
Versuch, dem Schlag auszuweichen oder ihn abzuwehren.
Lancelots Klinge prallte mit furchtbarer Wucht gegen seinen Brustharnisch – und federte zurück! Die ganze Kraft
des Schlages, die die Rüstung seines Gegners hätte durchdringen sollen, wurde auf seine Handgelenke zurückgeworfen und explodierte dort mit grausamem Schmerz.
Lancelot schrie gequält auf, stolperte zwei, drei Schritte
rücklings und prallte an die gegenüberliegende Wand. Nur
mit äußerster Mühe gelang es ihm, das Schwert festzuhalten, und er begriff den vermutlich tödlichen Fehler, den er
begangen hatte. Diese Männer trugen Rüstungen, die aus
derselben Schmiede stammen mussten wie seine eigene,
und plötzlich galt nicht mehr Zauberkraft gegen die Kräfte
eines Menschen, sondern Magie gegen verwundbares
Fleisch.
Dieser Mann war ebenso gut gepanzert wie er und besaß
zweifellos eine Klinge, die der seinen ebenbürtig war, und
das bedeutete, dass er nicht die Spur einer Chance gegen
ihn hatte.
Und dennoch tötete ihn der Elbenkrieger nicht.
Er war unter seinem Schlag ein Stück zur Seite getaumelt, hatte sein Gleichgewicht aber bereits wieder gefunden und starrte Lancelot durch die schmalen Sehschlitze
seiner schwarzen Gesichtsmaske mit einer Mischung aus
Fassungslosigkeit und Entsetzen an, wie er sie selten in
den Augen eines Menschen gesehen hatte. Er hob das
Schwert, machte einen zögernden halben Schritt in seine
Richtung, dann senkte er die Waffe wieder und Lancelot
setzte alles auf eine Karte. Obwohl seine Handgelenke
immer noch so schmerzten, als wären sie mit glühendem
Draht umwickelt, stieß er sich von der Wand ab und führte
einen beidhändigen, mit ganzer Kraft geführten Hieb.
Der Elbenkrieger fegte seine Klinge mit einer fast spielerisch anmutenden Bewegung zur Seite, packte Lancelot
bei den Schultern und warf ihn mit solcher Gewalt gegen
die Wand, dass ihm übel wurde. Seine Knie gaben nach.
Er rutschte an dem Stein hinab, ließ das Schwert endgültig
fallen und versuchte vergeblich sich wieder zu erheben. Er
konnte nur noch verschwommen sehen und alles drehte
sich um ihn. Und noch immer verzichtete der Elbenkrieger
darauf, seinen nunmehr so deutlichen Vorteil auszunutzen
und seinen Gegner niederzustrecken. Er stand einfach da
und starrte Lancelot an, und als dieser sich endlich wieder
weit genug in

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