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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und gar
untypisch für Artus.
Solange Lancelot ihn kannte, war Artus niemals einer
Gefahr ausgewichen und er hätte erst recht keinen seiner
Ritter vorgeschickt, um unbekanntes Gelände zu erkunden. Er war er geradezu dafür berüchtigt, immer in vorderster Linie loszustürmen und manchmal Risiken einzugehen, die ein König vermeiden sollte.
Wenn den beiden anderen Tafelrittern dies auffiel, so
ließen sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Nebeneinander und drei Stufen vor den anderen schlichen sie die
Treppe weiter hinab. Während sie ihnen folgten, versuchte
Lancelot einen Blick mit Artus zu tauschen, aber der König wich ihm aus. Seine Hand lag immer noch auf dem
Schwert, aber Lancelot hatte eher das Gefühl, dass er etwas brauchte, um sich daran festzuhalten, nicht eine Waffe, die er zum Kampf ziehen wollte. Was ging hier vor?
Galahad erreichte den Fuß der Treppe und damit die
Gangbiegung als Erster, hielt für einen Moment inne und
tauschte einen verständigenden Blick mit Parzifal, ehe er
mit einem Satz lossprang – und sofort wieder stehen blieb.
Parzifal folgte ihm und nur einen Moment später auch
Lancelot und Artus. Der Gang vor ihnen war von einer
weiteren, heftig flackernden Fackel erhellt, vielleicht
zwanzig Schritte lang, bevor er erneut nach rechts abknickte, und er war nicht leer. Etwa in seiner Mitte, mit
weit nach vorne gestreckten Armen, als hätte ihn der Tod
mitten in der Bewegung ereilt, während er versucht hatte,
die Treppe zu erreichen und Alarm zu schlagen, lag ein
toter Wächter. Füße und Unterschenkel eines zweiten
Mannes waren hinter der nächsten Gangbiegung zu sehen
und die fast unheimliche Stille, die hier unten herrschte,
machte ihnen klar, dass auch die anderen Posten nicht
mehr am Leben waren.
»Sir Parzifal, geht hinauf und schlagt Alarm«, flüsterte
Artus. »Rasch! Aber die Männer sollen leise sein, wenn
sie herunterkommen.«
Anders als gewohnt reagierte Parzifal nicht sofort auf
den Befehl seines Königs, sondern sah ihn auf eine Art an,
als wolle er widersprechen. Ganz offensichtlich behagte es
ihm nicht, Artus nur mit Galahad und Lancelot in seiner
Begleitung hier unten zurückzulassen. Aber dann machte
Artus eine knappe, befehlende Kopfbewegung und Parzifal lief schnell, aber lautlos die Treppe wieder hinauf.
Noch immer von Galahad angeführt, gingen sie weiter.
Lancelot wollte zu ihm aufschließen, doch erneut gab Artus ihm ein verstohlenes Zeichen, den Abstand zu dem
Tafelritter beizubehalten, und Lancelots Verwirrung steigerte sich noch mehr. Hätte er es nicht besser gewusst,
dann hätte er in diesem Moment gewettet, dass Artus
Angst vor dem hatte, was sie hinter der nächsten Gangbiegung erwartete.
Und vielleicht hatte er Grund dazu. Lancelot fühlte jetzt
immer deutlicher, dass dort vorne etwas war. Ein Gefühl,
das er aus Malagon kannte, aber das er auch zuvor schon
verspürt hatte, und niemals in anderem als gefährlichem
Zusammenhang. Das letzte Mal, dass er es in einer derartigen Intensität verspürt hatte, war während der so brutal
unterbrochenen Trauung gewesen.
»Vielleicht sollten wir warten, bis die anderen hier
sind«, flüsterte er. Die Worte galten nicht Artus, sondern
einzig und allein Galahad und er sah aus den Augenwinkeln, wie Artus ihm einen überraschten, aber auch dankbaren Blick zuwarf, dass er es übernahm, einen Vorschlag zu
machen, den Artus als König niemals machen konnte.
Aber auf den Vorschlag des Königs hätte Sir Galahad vielleicht gehört; auf den eines anderen Ritters nicht. Er blieb
keineswegs stehen, sondern beschleunigte seine Schritte
sogar noch, und bevor Lancelot erneut versuchen konnte
ihn zurückzuhalten, trat er um die Gangbiegung und stieß
einen wütenden Schrei aus.
»Verrat!«, brüllte er, riss sein Schwert in die Höhe und
stürmte los und nun konnten sie nicht anders, als ihm zu
folgen.
Obwohl sie die Abzweigung kaum einen Atemzug nach
ihm erreichten, kamen sie doch beinahe zu spät. Vor ihnen
lagen zwei weitere erschlagene Wächter in ihrem Blut und
Sir Galahad kreuzte bereits seine Klinge mit einem ihrer
Mörder – einem Mann, dessen bloßer Anblick Lancelot
einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Er war
ein sehr hoch gewachsener, schlanker Krieger, der ganz in
eine Rüstung aus schwarzem Leder und gleichfarbigem
Eisen gehüllt war und ein gewaltiges, ebenfalls schwarzes
Schwert führte. Auch sein Gesicht verbarg sich hinter
schwarzem Metall,

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