Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards
wissen.«
Die Dienerschar war inzwischen auf über hundert Elben angewachsen. Sie stellten sich in Reih und Glied auf, ehe sie alle vor Svenya auf die Knie sanken und sich verneigten.
»Wow!«, entfuhr es Svenya.
»Zusammen mit ihnen beziehst du deinen eigenen Palast hier innerhalb der Festung«, sagte Alberich.
»P-P-Palast?«, stotterte sie.
»Palast«, bestätigte Alberich. »Mit allen Annehmlichkeiten, die du dir vorstellen kannst, und noch vielen, vielen mehr. Außerdem wird dir, sobald du dein Training absolviert hast, eine Suite oben in der Albrechtsburg zur Verfügung gestellt, und du wirst dich, anders als wir, auch bei Tage frei unter den Menschen bewegen können.«
»So?«, fragte Svenya skeptisch und deutete auf ihre Eckzähne und die spitzen Ohren. »Ich glaube doch wohl eher nicht, dass ich mich damit besonders frei bewegen kann.«
»Du hast das Pergament noch, das Hagen dir gegeben hat?«
Jetzt erst erinnerte Svenya sich daran, dass sie es, kurz bevor das Beben losgebrochen war, in eine ihrer Rocktaschen gesteckt hatte. Sie holte es hervor und rollte es aus.
»Dreh es um«, forderte Alberich sie auf.
Svenya tat wie geheißen. Erst jetzt sah sie, dass das, was sie vorher für eine Verzierung der Rückseite gehalten hatte, in Wirklichkeit ein Wort war.
Mutabor .
»Das kenne ich«, sagte sie.
»Es ist von einem guten Freund«, sagte Alberich. »Wilhelm Hauff.«
»Du kanntest Wilhelm Hauff?«, fragte Svenya überrascht. Sie liebte seine Märchen. Besonders Zwerg Nase , Die Geschichte vom Kleinen Muck , Das Kalte Herz und natürlich Kalif Storch , aus dem das lateinische Wort stammte, das Ich werde verwandelt werden , bedeutete.
»Er hat viele schöne Tage hier unten bei uns verbracht«, sagte Alberich, und sie sah, wie sein Gesicht sanft wurde bei der Erinnerung. »Sprich es laut.«
»Mutabor«, sagte sie und verwandelte sich wieder zurück.
»Bin ich jetzt wieder ein Mensch?«, fragte sie irritiert.
»Nein«, erwiderte Alberich. »Das bist du seit deinem Geburtstag nicht mehr. Aber du hast jetzt wieder deine menschliche Gestalt. Damit bist du immer noch sehr, sehr viel stärker als ein normaler Mensch und auch unsterblich, aber deine wahre Kraft hast du nur in deiner Elbengestalt. Doch das wirst du im Training noch lernen.«
»Falls ich mich überhaupt bereit erkläre«, sagte Svenya – immer noch zweifelnd.
Alberich kicherte ein fast schon jungenhaftes Kichern. »Du bist wirklich eine harte Verhandlungspartnerin, Svenya«, sagte er. Doch er irrte sich – Svenya war weit davon entfernt zu verhandeln … sie war einfach nur nicht sicher, ob sie die Aufgabe übernehmen wollte, die ihr zugedacht war. Die Monster auf den Bildern in der Kuppel sahen allesamt äußerst gefährlich aus.
»Den Schatz der Prinzessin, Raik«, rief Alberich nach oben zur Empore, und Raik benutzte sein Funksprechgerät ein weiteres Mal.
Ein Schatz?
Svenya riss ungläubig die Augen auf, als sie sah, wie große Truhen hereingetragen wurden. Viele große Truhen, die allesamt vor Svenya aufgebaut und eine nach der anderen geöffnet wurden. Als sie den Inhalt sah, machte Svenyas Herz einen kleinen Sprung, und es verschlug ihr den Atem. Einige der Truhen waren bis zum Rand gefüllt mit goldenen Münzen, die im Licht des Thronsaals funkelten, als hätte man sie gerade frisch poliert. In anderen lagen dicke Stapel Aktien und andere Wertpapiere. Und dann gab es da noch die Juwelen – kistenweise Juwelen. Diamanten, Saphire, Rubine, Smaragde … Am schönsten aber waren die Schmuckstücke und Geschmeide. So etwas Schönes hatte Svenya noch nie gesehen. Halsketten, Diademe, Armspangen, Ringe, Fußkettchen … aus Gold, Platin, Silber, Elfenbein und manche auch aus Perlmutt.
»D-d-das gehört alles mir?«, fragte sie unsicher.
»Das und mehr«, bestätigte Alberich. »Sehr viel mehr.« Von irgendwoher hatte er eine lederne Brieftasche geholt und klappte sie auf. Svenya sah ein Dutzend Kredit- und Bankkarten. »Jede einzelne von ihnen zu einem anderen Konto, auf dem zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Million Euro zu deiner Verfügung steht, die immer wieder automatisch nachgefüllt wird.«
»Das heißt, ich bin reich?«
»Alles in allem bist du die reichste Frau der Welt«, antwortete er – und klang zu ihrer Überraschung beinahe gleichgültig. »Das heißt, falls du dich dazu entschließt, die Verantwortung als Hüterin zu übernehmen.«
Die Aussicht war selbstverständlich extrem verlockend, und doch
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