Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
sprechen und Euch alles berichten, was wir wissen. Sie und ich sind bereit, uns als Zeichen unseres guten Willens allein und waffenlos in Eure Gewalt zu begeben.«
»So sei es«, stimmte Tharlia nach kurzem Zögern zu. »Aber eine Frage habe ich noch. Was ist ein Schattenmahr?«
Überrascht riss Gelinian die Augen auf. »Mir scheint, Ihr habt bereits selbst viel mehr in Erfahrung gebracht, als ich erwartet habe«, sagte sie. »Ein Schattenmahr ist der schlimmste Fluch, der jemals das Antlitz dieser Welt verdunkelt hat, eine Kreatur, so unsäglich und mächtig, dass Ihr sie Euch in Euren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen könnt. Und sie ist mit einem gewaltigen Heer auf dem Weg hierher.«
Tagarin erlebte ein Chaos an Gefühlen wie nie zuvor, aber schließlich hatte er sich auch noch niemals zuvor in einer auch nur entfernt ähnlichen Lage befunden.
Von der Notwendigkeit, all diejenigen, die nicht kämpfen konnten, in das weit verzweigte System von Höhlen zu evakuieren, das sich unter der von ewigem Eis bedeckten Oberfläche der Einöde rund um das goldene Tal erstreckte, hatte er die anderen noch vergleichsweise leicht überzeugen können.
Viel schwerer war es gewesen, sie einsehen zu lassen, wie aussichtslos ein Kampf gegen so überlegene Angreifer wäre – dass er nur unzählige Tote fordern und ihr Heer möglicherweise vollständig auslöschen würde, ohne dass es die geringste Aussicht gab, die Niederlage abzuwenden. Aber wie er erwartet hatte, war es zu einem regelrechten Aufstand gekommen, als er vorgeschlagen hatte, die Krieger stattdessen zum Schattengebirge zu schicken.
Niemand konnte begreifen, wie er auf die Idee kam, das goldene Tal aufzugeben, ihre Heimat dem Feind kampflos auszuliefern, dafür aber in einen Krieg weit im Süden zu ziehen. Wertvolle Stunden waren mit Diskussionen verstrichen, die so heftig geworden waren, dass einige ihn sogar als Feigling und Verräter beschimpft hatten.
Erst nachdem die anfängliche Aufregung etwas abgeklungen war, hatte er es geschafft, mit seinen Argumenten wenigstens einige besonnenere Elben auf seine Seite zu ziehen. Nur ihrer Fürsprache verdankte er es, dass schließlich auch die anderen nachgegeben hatten, wenn auch widerstrebend und manche ohne wirkliche Überzeugung. Aber Tagarin wusste, dass es keinen anderen Weg gab, dass ihre einzige Hoffnung auf einen Sieg gegen den nach wie vor unbekannten Feind nur in einer Bündelung der Kräfte aller freien Völker lag. Diese aber konnte nur am Schattengebirge stattfinden.
Einige Stammesfürsten aus Udan hatten mit ihren Truppen Angriffe auf das feindliche Heer durchgeführt, das durch ihre Ländereien marschierte, waren aber so mühelos und blutig zurückgeschlagen worden, dass sie keinen weiteren Versuch mehr unternommen hatten. Von ihnen war keine Hilfe zu erwarten, und sonst gab es in dieser abgelegenen Gegend am Rande der bekannten Welt niemanden, von dem sich die Elben Unterstützung erhoffen konnten, zumal die Zeit drängte. Der Feind rückte mit unglaublicher Schnelligkeit heran.
Erst am Vortag hatten sich die Krieger schließlich auf den Weg nach Süden gemacht. Sie hatten die westliche Route gewählt, würden den Grenzwall im Westen der Weißberge passieren und weiter südlich Elem-Laan durchqueren. Der Weg war zwar weiter, aber dafür bestand nicht die Gefahr, zwischen die beiden feindlichen Heere zu geraten, und auch das Risiko, von den geflügelten Reitern entdeckt zu werden, war wesentlich geringer.
Tagarin hatte sich den Kriegern schweren Herzens nicht angeschlossen und war auch nicht mit den anderen in die unterirdischen Höhlen geflohen, zumindest noch nicht. Auch wenn er das goldene Tal nicht verteidigen würde, hatte man ihm doch die Verantwortung darüber übertragen, und er würde bis zum bitteren Ende hierbleiben.
Obwohl er nur schwache Kräfte besaß, konnte er spüren, wie der magische Tarnschirm, der das Tal überspannte und verhindern sollte, dass Fremde den Weg hierher fanden, unter dem Ansturm fremder, zerstörerischer Magie nachzugeben begann. Er flackerte und brach dann in sich zusammen. Im gleichen Moment schwand auch die Illusion des stets schönen Wetters.
Die Sonne, die gerade noch strahlend vom blauen Himmel geschienen hatte, wurde zu einer milchigen Scheibe hinter dichten Wolken. Ein eisiger Wind brach über das Tal herein und trug wirbelnde Schneeflocken mit sich. Auf dem kleinen Plateau hoch über dem Tal, auf dem er aus der Deckung einiger Felsen heraus
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