Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
Anlass zur Hoffnung.
Er stellte Thalinuel vor und nahm auf dem Stuhl Platz, den man ihm anbot, obwohl er formell kein Ratsmitglied war.
»Mir scheint, ich bin in einer Stunde zurückgekehrt, in der sich bedeutende Veränderungen abspielen«, sagte er. »Und so glücklich ich über meine Rückkehr bin, so unglücklich sind die Nachrichten, die ich bringe. Uns allen droht schreckliche Gefahr. Ich glaube nicht, dass jemand aus unserem Volk weiß, was ein Schattenmahr ist, aber die Elben werden den Krieg nicht vergessen haben, den ihre Vorfahren einst gegen diese schrecklichste Geißel aller freien Völker geführt haben.«
»Wie kommt es, dass Ihr von ihnen wisst?«, fragte Gelinian aufgeregt. »Rasch, Ihr müsst uns alles darüber berichten.«
»Ich war dort und habe die Flucht Khraátams miterlebt. Thalinuel stammt aus der Zeit, als die Thir-Ailith in den Höhlen tief unter dem Schattengebirge eingekerkert wurden. Genau wie ich war sie eine Gefangene des Tores, wenn auch für sehr viel längere Zeit. Schließlich aber stieß es uns wieder aus – viele Jahrtausende in der Vergangenheit. Thalinuel war es, die dem Elbenkönig geheime Wege in Khraátams Festung Tal’Orin zeigte. Aber der Schattenmahr hatte seinen Rückzug gut vorbereitet. Er ist nicht einfach nur geflohen, sondern mit einem beträchtlichen Teil seines Heeres in unsere Zeit gekommen, um diese Welt erneut zu unterjochen.«
Illurien gab einen erstickten Laut von sich. »Das ist unglaublich«, keuchte sie. »Obwohl Eure Warnung nicht so unverhofft kommt, wie Ihr glauben mögt. Ich war gerade dabei, vor derselben Gefahr zu warnen. Khraátam ist mit seiner Armee in diese Zeit gekommen und marschiert gegen das goldene Tal und gegen uns. Er hat alles bereits von langer Hand vorbereitet, und Ihr wart daran nicht ganz unbeteiligt, wenngleich völlig schuldlos, denn das Verhängnis begann, als Ihr in das Tor gestürzt seid. Der Krieger Lhiuvan – Ihr werdet Euch vielleicht noch an ihn erinnern – versuchte damals, Euch festzuhalten, doch geriet er dabei selbst mit dem Tor in Kontakt. Dies genügte Khraátam, ihn mit seinem finsteren Geist zu infizieren und so auch in dieser Zeit seine verderblichen Netze zu spinnen. Der winzige Splitter vom Bewusstsein des Mahrs wuchs über Jahre hinweg in Lhiuvan heran, bis er ihn sich schließlich völlig unterwarf. Das war vor wenigen Monaten. Schon zu dieser Zeit versuchte Lhiuvan, das Tor für Khraátam zu öffnen, doch hatte er keinen Erfolg damit.«
»Vor wenigen Monaten?«, rief Thalinuel. »Dann muss das den Sog verursacht haben, der uns aus dem Tor heraus und in die Vergangenheit riss!«
»Das ist möglich, denn für Bruchteile von Sekunden war das Tor offenbar geöffnet, ehe es wieder in sich zusammenbrach, weil Lhiuvan nicht stark genug war. Aber seine Kraft wuchs, und mit boshafter Geschicklichkeit hetzte er die Völker in Kriege gegen das Zwergenreich, ehe es ihm schließlich sogar gelang, mich zu infizieren und seinem Willen zu unterwerfen. Sein Ziel war das Tor unter Elan-Dhor, doch um dieses zu erreichen, musste zuerst Euer Volk besiegt werden. Dann aber erhielt er aus der Vergangenheit Nachricht über ein weiteres, bislang unbekanntes Tor in den Weißbergen und konnte dieses öffnen.«
»Das Tor, durch das Thalinuel und ich hinausgeschleudert wurden.« Barlok spürte, wie er blass wurde. »So hat er davon erfahren. Die Elben unterhielten damals einen Stützpunkt in den Bergen, doch wurde er von den Schattenhorden erobert. Einer der Elben muss das Geheimnis des Tores preisgegeben haben.«
»So ist es«, bestätigte Illurien. »Ihr seht, ohne dass Ihr es ahnt, ist Euer Schicksal in mehrfacher Hinsicht mit allem verknüpft, was hier in den vergangenen Jahren geschah. Ich war lange Zeit mit dem Bewusstsein des Schattenmahrs verbunden und kenne deshalb seine Pläne. Leider erfolgte meine Befreiung erst zu spät, sonst hätten wir versuchen können, Lhiuvan abzufangen und am Öffnen des Tores zu hindern. Ich weiß nicht, was hoch im Norden geschieht. Es besteht keine Möglichkeit, das goldene Tal vor der Gefahr zu warnen, und ich habe wenig Hoffnung, dass es einen Überfall Khraátams abwehren könnte, selbst wenn man dort um die Gefahr wüsste. Möglicherweise ist es bereits gefallen. Ich versuche, nicht daran zu denken. Uns bleibt nur, uns hier in der Kürze der Zeit auf den Kampf vorzubereiten. Wir müssen standhalten, koste es, was es wolle, sonst wird diese Welt und wir alle mit ihr in einem tosenden
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