Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
hineinzuschicken, um nach den Elben zu suchen, egal, wie lange es gedauert hätte. Sogar ein ganzes Volk konnte sich zur Not über Jahre hinweg in den Höhlen verstecken, selbst wenn man eine Armee danach suchen ließ. Es hätte die von Khraátam selbst befehligten Truppen im Norden aufgehalten, während Lhiuvan den Rest des Heeres nach Süden führte. Getrennt wären sie wesentlich leichter zu schlagen gewesen, doch leider kam der Mahr rechtzeitig wieder zur Vernunft und machte sich nun auch mit seinem Teil des Heeres auf den Weg nach Süden.
Wie befohlen führte Lhiuvan das Heer durch den Osten Radons. Behinderungen durch die radonische Armee hatten sie nicht zu befürchten, dafür sorgte Aila mit ihrem mittlerweile extrem großen Einfluss auf König Lorian. Er hatte sämtliche Dörfer und Gehöfte, die auf ihrem Weg lagen, so überhastet evakuieren lassen, dass sie überall Vorräte fanden, mit denen sie die Lebensmittel, die vor allem die Craal mit sich führten, ergänzen konnten.
Wenn sie trotzdem einmal auf Widerstand trafen, so war dieser schnell gebrochen, doch selbst diejenigen, die sich entschlossen hatten, ihre Dörfer oder Höfe nicht zu verlassen, flohen zumeist Hals über Kopf, sobald sie die Größe des heranrückenden Heeres bemerkten.
Und es rückte schnell heran. Die Geschwindigkeit, mit der es nach Süden vordrang, überraschte sogar Lhiuvan. Keines der Ungeheuer liebte das Tageslicht. Es schwächte sie, aber sie ertrugen es ohne Schwierigkeiten und marschierten selbst im hellen Sonnenlicht weiter. Drei bis höchstens vier Stunden Rast täglich reichten ihnen, der Wille des Schattenmahrs peitschte sie voran.
Lhiuvan wünschte, es gäbe irgendeine Möglichkeit für ihn, den Vormarsch zu verlangsamen, aber die hatte er nicht. Nachdem durch Illuriens Befreiung die drohende Gefahr den Völkern inzwischen bekannt war, würde ihnen jede Stunde nützen, um Vorbereitungen für die Schlacht zu treffen. Aber die Zeit war knapp, solange er gezwungen war, mit seiner Armee weiterhin so schnell vorzurücken.
Und Khraátam folgte ihnen mit dem Rest des Heeres in Eilmärschen.
26
DER KAMPF UM ELAN-DHOR
Oktober 9430 neuer Zeitrechnung der Elben
Kaum hatten sie den Palast betreten, teilte man Warlon und Ailin mit, dass sie im Ratssaal erwartet würden. Die Sitzungen des Hohen Rates von Elan-Dhor fanden normalerweise im Thronsaal statt, doch da sich zurzeit auch die Ratsmitglieder von Zarkhadul hier befanden, bot dieser ihnen allen nicht genug Platz. Der Ratssaal hingegen war ein Beratungszimmer mit einer langen Tafel, an der zahlreiche Personen sitzen konnten. Es wurde vor allem für Gespräche mit ausländischen Würdenträgern genutzt.
So verblüfft die Anwesenden waren, als sie Barlok und Thalinuel erblickten, so verblüfft war umgekehrt auch Barlok, als er nach allem, was Warlon ihm erzählt hatte, außer König Kalmar und einem weiteren Menschen auch zwei Elbinnen bei den Ratsmitgliedern bemerkte. Eine von ihnen war Gelinian, er kannte sie bereits vom Kampf gegen die Thir-Ailith. Die andere war …
»Illurien!«, stieß Warlon scharf hervor. »Und General Tajir. Was hat das zu bedeuten?« Er wandte sich an Tharlia, die am Kopfende des Beratungstisches saß. »Ich hoffe, das sind keine Verhandlungen über eine Kapitulation?«
Die Königin erhob sich.
»Nein, keine Kapitulation, ganz im Gegenteil. Der Krieg ist vorbei. Es ist gelungen, die Elbenherrin von dem fremden Einfluss zu befreien, der sie dazu zwang, uns anzugreifen«, berichtete sie, während sie auf sie zukam. Gleich darauf umarmte sie Barlok herzlich. »Du lebst wirklich und bist zurückgekehrt! Obwohl ich Warlon erlaubt habe, in die Stadt der Thir-Ailith zu gehen, konnte ich nicht wirklich glauben, dass er dich dort vorfinden würde.«
Auch die anderen Ratsmitglieder kamen nun herbei und begrüßten Barlok voller Begeisterung über seine unverhoffte Rückkehr, doch spürte er die Nervosität, die von ihnen Besitz ergriffen hatte. Unter anderen Umständen hätten Herolde die Nachricht in der ganzen Stadt verbreitet, und man hätte zu Ehren seiner Rückkehr große Freudenfeste gefeiert, jetzt aber wurde sie von anderen wichtigen Ereignissen überlagert.
Hätte es sich nicht um eine so immense Gefahr gehandelt, wäre Barlok fast froh darüber gewesen. Er liebte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen und sich feiern zu lassen. Wenn es wirklich zu einem Friedensschluss mit den Elben und der radonischen Armee gekommen war, bot dies allerdings
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