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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Gesicht an seinem staubigen Hemdzipfel trocken. »Ach, Olko«, sagte sie. »Du bist so ein großartiger Kerl, aber manchmal frage ich mich, ob du wirklich ein Elb bist.« Sie hakte ihn unter. »Komm, wir müssen hier nicht herumstehen. Warum hast du nicht drinnen auf mich gewartet?«
    Sie führte ihn zu ihrem Zimmer. Er stand unbeholfen mit seinem Rucksack zwischen all den zierlichen Möbeln und zarten Stoffen und sah sich um. »Hübsch hier«, sagte er. »Wo darf ich mich denn hinsetzen?«
    Iviidis blieb in der Tür stehen. »Wo du möchtest«, sagte sie ein wenig ärgerlich. »Olkodan, stell dich nicht so an. Das ist mein Zimmer, also leg dich meinetwegen aufs Bett! Ich kümmere mich inzwischen darum, dass du ein Bad bekommst.«
    Sie ging hinaus, und der junge Elb ließ sich auf der Kante eines cremefarbenen Sesselchens nieder. Er blickte auf seine staubigen Schuhe auf dem hellen Seidenteppich und versuchte vergeblich, sie an den Hosenbeinen sauber zu reiben. Dann seufzte er, verschränkte die Arme und bemühte sich, nichts zu berühren.
    Iviidis kam zurück, mit einem dunkelgrünen Hausmantel über dem Arm. »Ich habe mir bei Vaters Diener etwas für dich ausgeliehen«, sagte sie. »Komm, raus aus den Sachen. Ich gebe sie gleich zum Ausbürsten.« Sie musterte kritisch seine Hose. »Besser zum Waschen«, murmelte sie.
    Olkodan begann sich auszukleiden, während Iviidis seinen Rucksack auspackte.
    »Ich habe dir ein Bad bereiten lassen«, sagte sie und breitete seine Habseligkeiten über den Diwan. »Darf ich dir den Rücken schrubben?«
    Olkodan brummte verlegen und wickelte sich in den zu großen Hausmantel. Iviidis lachte ihn an. »Was ist los? So lange war ich doch nicht weg, Olko.«
    Er lachte. »Es ist nur eine komische Vorstellung … Wenn jetzt dein Vater hereinkommt, während ich im Wasser sitze …«
    »Er kommt nicht«, erwiderte Iviidis und nahm seine Hand, um ihn energisch aus dem Zimmer zu ziehen.
    Ein heißes, duftendes Bad später lag Olkodan rosig geschrubbt mit feuchtem Haar auf einer der Ruhebänke in dem winzigen Innenhof, in dem Iviidis wenige Abende zuvor mit Nekiritan gesessen hatte. Er blickte in den Himmel, über den kleine Wölkchen wanderten, und genoss die kraulende Hand seiner Frau, in deren Schoß sein Kopf lag.
    Er lächelte. Indrekin hatte neben der großen hölzernen Badewanne gestanden und mit großen Augen in das dampfende Wasser geschaut, während sein Kindermädchen ihm erklärte, wie das Badewasser durch ein Feuer erhitzt wurde.
    Als Iviidis mit Olkodan eintrat, juchzte der Kleine vor Freude und warf sich in die Arme seines Vaters, der ihn hoch in die Luft hob.
    Danach hatte Iviidis ihre beiden Männer mit einer Bürste und einem weichen Schwamm abgeschrubbt und mit heißem Wasser übergossen, bevor sie alle in die große Wanne gestiegen waren und sich dort hatten einweichen lassen.
    Indrekin war nun wieder in der Obhut seines Kindermädchens, weil Iviidis nach dem Bad kategorisch erklärt hatte, sie wolle schließlich heute noch ein paar ruhige Augenblicke mit Olkodan genießen, und das sei ja wohl komplett unmöglich, wenn der mit seinem Sohn über den Boden tobe.
    Er seufzte wohlig. Iviidis kämmte seine Haare mit den Fingern und sagte: »Erzähl mir, was du erlebt hast. Du hast mir eine Nachricht geschickt, dass du Besuch hattest.«
    Olkodan seufzte wieder. Iviidis streichelte die kleine Falte, die über seine Stirn lief, und musterte ihn fragend. »Drücken dich Sorgen, mein Liebster?«
    Er lächelte sie an, aber die Falte blieb. »Erzähl du zuerst«, sagte er. »Womit bist du so beschäftigt, dass du einfach nicht mehr nach Hause zurückkehren konntest?«
    Jetzt war es an ihr, zu seufzen und die Stirn zu runzeln. Beide sahen sich an und begannen zu lachen.
    »Gib es zu«, neckte Olkodan sie. »Du hast es schamlos ausgenutzt, dass ich weit weg war, und mit deinem alten Galan Nekiritan wieder etwas angefangen.«
    Iviidis wurde blass und hörte auf zu lachen. Olkodan starrte sie an. »Nein«, sagte er fassungslos und setzte sich auf.
    Iviidis gestikulierte schwach. »Ich habe nicht … In Wirklichkeit … Ach, Olko, sieh mich nicht so grimmig an! Ich habe versucht, etwas herauszufinden und dazu habe ich auch ein wenig mit Nekiritan geschäkert. Glaube mir, er ist noch genauso eingebildet wie früher!«
    Olkodan verschränkte die Arme vor der Brust. »Findest du nicht, du bist mir eine etwas längere Erklärung schuldig?«
    »Was soll das denn?«, gab Iviidis zurück.

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