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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Wir haben später genug Zeit dazu, und ich will wissen, was du darüber denkst. Aber jetzt sollten wir nicht zu spät zum Essen kommen.«
    Seine Miene hatte sich verdüstert, aber er nahm ihren Arm und verließ mit ihr das Zimmer.
    Zinaavija begrüßte Olkodan kühl, aber höflich, um sich dann wieder dem hübsch gedeckten Tisch zuzuwenden. Sie zupfte an den Blumen der Dekoration herum, wischte einen imaginären Krümel von der glänzend polierten Oberfläche des Tischs und tat sehr geschäftig, bis Glautas endlich eintrat.
    Er sah müde aus, aber er lächelte seine Tochter an und ließ sich von ihr auf die Wange küssen, ehe er seinem Schwiegersohn die Hand gab und ihn prüfend und mit gewohnter Strenge musterte. Olkodan schien die Prüfung zu bestehen, denn Glautas murmelte ein paar durchaus freundliche Begrüßungsworte und forderte dann alle auf, sich zu setzen.
    Sie aßen schweigend die klare Suppe, die aufgetragen wurde, und erst nachdem die Teller abgeräumt worden waren, fragte Iviidis ihren Vater, ob er mit dem Ergebnis seiner Reise zufrieden sei. Glautas hob die Braue und sah sie fragend an.
    »Nekiritan sagte, du seist einer Spur nachgereist. Der Mordfall«, fügte sie hinzu, als Glautas sie immer noch verständnislos anblickte.
    »Ah. Ja, richtig«, sagte ihr Vater. »Entschuldige, ich war in Gedanken schon bei einer anderen Angelegenheit. Der Rat hat einige Dinge während meiner Abwesenheit beschlossen, mit denen ich nicht ganz einverstanden bin«, wandte er sich zu Zinaavija, die nickte. »Ich werde dir heute Abend ein paar Briefe diktieren«, sagte Glautas. »Ich möchte, dass du dich auch persönlich um die Zustellung kümmerst.« Zinaavija nickte wieder.
    Beim Hauptgang wandte sich das Gespräch anderen Themen zu. Glautas fragte Olkodan höflich nach seiner Arbeit und erzählte dann ein wenig von den entlegenen Gegenden des Wandernden Hains, die er besucht hatte. »Ich war sogar gezwungen, zwei Tage dort draußen zu verbringen«, sagte er mit leisem Widerwillen in der Stimme. Zinaavija murmelte teilnahmsvoll und legte eine Hand auf seine Finger, die mit einem Stück Brot spielten.
    »Es war lehrreich für mich«, fuhr er fort. »Ich bin sogar in einem Gasthof eingekehrt, der von Menschen und Unterirdischen besucht wird. Glücklicherweise waren nur Menschen anwesend, als ich dort übernachtete. Und das war schon schlimm genug.« Zinaavija verzog das Gesicht und schob ihren Teller beiseite, als hätte ihr allein die Vorstellung den Appetit verdorben.
    Danach redeten sie nur noch über allgemeine Themen, bis Zinaavija aufstand und sich entschuldigte. Glautas sah seine Tochter an und machte eine einladende Handbewegung. »Wollen wir in mein Arbeitszimmer gehen?«
    Das Zimmer war nicht allzu groß und gut abgeschirmt von der Betriebsamkeit des restlichen Hauses.
    Glautas ließ sich in seinem bequemen Lehnstuhl nieder und fixierte Iviidis und Olkodan aufmerksam. Seine Finger spielten mit dem Ring an seiner Hand. Iviidis sah seinen erwartungsvollen Blick und beschloss, den Anfang zu machen.
    Als er ihr aufmunternd zunickte, hob sie das Kinn, sah ihrem Vater gerade in die Augen und erzählte ihm alles, was sie und Broneete gehört und sich zusammengereimt hatten. Als sie die Worte Zinaavijas wiederholte, die Broneete ihr übermittelt hatte, verengten sich seine Augen für einen Moment, aber dann hörte er wieder mit unbewegter Miene zu.
    »Broneete hätte dir gerne selbst Bericht erstattet«, schloss Iviidis, »aber sie wurde heute für den Ehrendienst in der Hohen Halle eingeteilt. Du kannst sie ja später noch einmal selbst befragen.« Sie nickte Olkodan zu, der sich ein wenig unruhig räusperte.
    »Auch ich habe Beunruhigendes gehört«, begann er, und seine Stimme gewann an Sicherheit, als er von seinen Begegnungen mit dem Zwerg Trurre Silberzunge erzählte.
    Glautas lehnte sich vor und legte die Hände vor seinem Mund zu einem spitzen Dach zusammen. Er starrte Olkodan mit zusammengezogenen Brauen an und nickte gelegentlich ungeduldig, wenn der junge Elb ihn ansah, um zu erfahren, ob Glautas ihm folgte.
    Olkodan beendete seinen Bericht. Glautas schloss die Augen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Seine Finger strichen über die Armlehnen.
    Iviidis griff nach Olkodans Hand und drückte sie fest. Seltsamerweise war sie so aufgeregt, als könnte jeden Augenblick etwas Wunderbares oder Schreckliches geschehen.
    Es war still. Irgendwo in den Tiefen des Hauses rumpelte etwas Schweres, vielleicht ein

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