Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Trurre. „Es tut mir leid, ich weiß nicht, wie du heißt.“
    Der andere kniff die Augen zusammen. „Dein Gedächtnis ist schlecht“, sagte er. „Ich bin Sigve, den du noch unter dem Namen ‚Eichhörnchen‘ kanntest. Jetzt bin ich Sigve Bärentod.“ Er schlug mit der Faust auf seine breite Brust.
    „Das Eichhörnchen“, entfuhr es Trurre. „Orrins goldener Hintern, hast du dich verändert!“
    Die Miene des anderen blieb grimmig. „Du hättest lieber im Tiefland bleiben sollen“, sagte er. „Denn jetzt fordere ich dich zum Kampf.“ Er spuckte vor Trurre aus.
    Trurre lachte. „Du warst damals ein ungezogenes Kind, Sigve Bärentod, und jetzt bist du ein Mann mit schlechten Manieren. Geh deiner Wege."
    Der Zwerg machte ein knurrendes Geräusch tief unten in der Kehle. „Willst du dich herausreden, Trurre Silberzunge? Noch einmal, falls du mich nicht verstanden hast: Ich fordere dich zum Kampf heraus, Missgeburt!“ Seine Hand schloss sich um den Stiel seiner Axt.
    Trurre seufzte. Er hob resigniert die Arme und deutete auf seinen nackten Oberkörper. „Erlauben es die Regeln, dass ich mich zuvor ankleide und etwas esse? Mein Magen rumpelt so laut, dass ich kaum hören kann, was du sagst.“
    Sein Herausforderer biss die Zähne zusammen. „Wir sehen uns, wenn die Sonne über dem Westturm steht“, sagte er. Er drehte sich auf dem Absatz herum und ging.
    Trurre stand da und rieb sich nachdenklich über die nasse Brust. Dann zuckte er mit den Schultern und ging wieder hinein.
    Snorrgald war wach, er stand vor seinem Lager und reckte die mächtigen Glieder. „Alles in Ordnung?“, fragte er, als er Trurres Miene sah. Als der ihm berichtete, was geschehen war, verfinsterte sich sein Gesicht zusehends. „Das Eichhörnchen. Dieses miese, hinterhältige Stück Zwergenhintern!“ Er fluchte eine Weile ohne Luft zu holen, dann schlug er die Hände zusammen. „Gut. Er will einen Kampf? Er soll einen Kampf haben!“
    Trurre hielt ihn zurück, als Snorrgald nach seiner Axt griff. „Nein. Bitte, Snorre, beruhige dich. Er hat mich gefordert, und ich werde hingehen.“
    Der alte Kämpe starrte ihn aufgebracht an. „Sigve ist einer der besten Kämpfer, die ich kenne. Du hast keine Chance gegen ihn. Wann hast du das letzte Mal mit einer Axt gekämpft, hm?“
    Trurre schüttelte den Kopf. „Du weißt es so gut wie ich. Aber ich werde nicht mit der Axt gegen ihn antreten.“ Er lächelte grimmig. „Ich denke, ich werde den Gerüchten über mich endlich mal ein wenig handfestere Nahrung geben.“
    „Was meinst du damit?“
    „Ich meine, dass ich jetzt erst einmal ein ordentliches Frühstück brauche. Begleitest du mich?“
    Die kleine Halle war leer bis auf ein paar Zwerge, die in einer Ecke des großen Raumes an einem langen Tisch saßen und schweigend Suppe in sich hineinlöffelten. Trurre durchquerte den Raum und ging durch die niedrige Tür an seinem Ende, hinter der die Küchen der Burg lagen. Auf einem langen Tisch lagen große Brotlaibe und allerlei Würste und Schinken, ein angeschnittenes Rad Käse und geräucherte Fische, und auf einem der vielen Herde dampfte ein riesiger Kessel mit einem dicken Eintopf. Die Küche war leer bis auf einen dicken Zwerg, der auf einem Schemel stand und mit einer großen Kelle in dem Kessel herumrührte. Er drehte sich um, als Trurre ihn anrief, und wischte sich die Hände an seiner bespritzten Schürze ab.
    „Kann ich einen Imbiss für zwei sehr hungrige Männer bekommen?“, fragte Trurre.
    Der Koch sprang von seinem Schemel und watschelte zum Tisch. „Hier, nimm dir ein Tablett und greif zu“, sagte er geschäftig, und begann, dicke Scheiben von einem riesigen Brotlaib abzusäbeln. „Wollt ihr auch von der Suppe?“
    Wenig später kehrte Trurre mit einem hoch beladenen Tablett zu Snorrgald zurück. Als letztes hatte der Koch ihm noch zwei Humpen mit hellem Bier dazugestellt, und danach griff Snorrgald als erstes, als Trurre das Tablett abstellte.
    „Ah“, seufzte er, nachdem er in einem Zug den halben Humpen geleert hatte, „das war gut. Ich hatte Durst.“
    Er zog sich einen Napf mit Suppe heran und begann zu löffeln. Trurre tat es ihm gleich, und einige Zeit lang herrschte Schweigen, während sie ihren Hunger stillten.
    Endlich schoben sie die Teller beiseite und lehnten sich zurück. Snorrgald nahm sein Messer, um einen Span aus dem Tisch zu schneiden, und säuberte sich die Zähne damit.
    „Also gut“, sagte er schließlich und legte die Arme auf den Tisch.

Weitere Kostenlose Bücher