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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Unzufriedenen ist dem König und seinen Beratern bekannt. In den meisten Fällen erfahren wir sogar aus erster Hand, was bei dieser Gelegenheit gesprochen wurde. Es ist alles nicht sehr geheim und ein bisschen lächerlich.“
    Trurre blieb stehen und sah sie an. Torill erwiderte seinen Blick mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. „Ich glaube, ich weiß, was du denkst“, sagte Trurre langsam. „Niemand nimmt diese unglaublich geheimen Treffen ernst.“
    Torill nickte, und das Lächeln in ihrem Gesicht vertiefte sich.
    „Ein paar Zwerge, von denen jeder weiß, treffen sich, trinken und schwingen große Worte, prügeln sich, schimpfen auf die Regierung und gehen danach brav wieder nach Hause und ins Bett. Die ganze Burg ist bestens darüber informiert, was dort geschieht – nicht zuletzt, weil ein Informant dafür Sorge trägt.“ Trurre lachte und hieb sich auf die Schenkel. „Das ist gut!“
    Torill gluckste. Die beiden gingen weiter. „Wer ist es?“, fragte Trurre.
    „Kjetil Einauge“, erwiderte Torill.
    Trurre blieb wieder stehen und starrte sie an. „Das wagt er nicht!“, sagte er fassungslos.
    Torill nickte vergnügt. „Er ist ein orringesegnetes Schlitzohr“, erwiderte sie. „Ich weiß nicht, wie er es eingefädelt hat – aber er hat es geschafft. Ich glaube, er hat sich von Eirik kaufen lassen. Für eine ordentliche Summe, so munkelt man.“
    Trurre ließ sich gegen die Mauer sinken und verbarg das Gesicht in den Händen. „Ich war zu lange weg“, sagte er erstickt. „Das hier geht über meinen Verstand.“
    Torill wartete geduldig. „Ausgelacht?“, sagte sie nach einer Weile. Trurre nickte und wischte sich die Augen trocken.
    „Und, was denkst du darüber?“
    Torill wiegte den Kopf. „Hammerstirn und seine Gefolgsleuten sind nur so lange eine echte Gefahr, wie der König sie gewähren lässt. Die Jarls der anderen Sippen würden Eirik niemals zum König wählen, und das weiß er.“
    „Aber wenn er den Thron erst einmal besetzt hat, wird es schwer werden, ihn wieder zu verjagen“, gab Trurre zu bedenken.
    Seine Schwester zog eine skeptische Miene. „Er hat hier in der Kronburg keine große Anhängerschaft. Ich glaube nicht, dass er über seine Leute hinaus noch Unterstützung bekäme. Nein, sein Einfluss ist allein der Einfluss, den er auf Groffin ausübt. Der allerdings ist gewaltig“, setzte sie mit einem müden Seufzer hinzu.
    Trurre nickte langsam. „Also hat er jedes Interesse daran, den König bei guter Gesundheit zu halten.“
    „Bei guter Gesundheit, bei guter Laune und bei möglichst vernebeltem Verstand“, sagte Torill heftig. Sie packte Trurre bei den Armen. „Du kommst zurück, hast du gesagt.“
    Trurre sah sie an. Torills Augen blitzten. „Du hast gesagt, du kommst zurück und kämpfst um deinen Platz.“
    Trurre wandte den Blick als erster ab. „Wer hat es dir berichtet? Kjetil?“
    Sie grinste und warf die Zöpfe zurück. „Ich habe meine eigene Quelle, Bruder.“
    Er nickte geistesabwesend. „Bei Tageslicht halte ich den Gedanken für irrsinnig“, sagte er leise. „Sie würden mich nicht als Thronfolger akzeptieren. Torfinn besaß ihre Herzen.“
    „Unser Bruder ist tot“, sagte Torill hart. „Du bist der einzige Sohn des Königs. Willst du zusehen, wie die Jarls sich eines Tages um den Thron raufen wie eine Horde wilder Hunde?“
    „Die Jarls müssten meinen Anspruch bestätigen“, sagte Trurre mit Spott in der Stimme. „Eher würden sie eine Frau auf den Thron lassen, das darfst du glauben.“ Er sah sie scharf an. „Hast du darüber schon einmal nachgedacht?“
    Torill wandte den Blick nicht ab. „Ja“, sagte sie knapp. „Natürlich habe ich das. Ich halte es aber nicht für praktikabel.“
    Ihr Bruder sah sich gedankenverloren um. Der Innere Hof war kleiner als der Äußere und er war komplett eingeschlossen von den hochragenden Mauern der Burg. In den Ritzen der moosigen Steine wurzelten kleine, zähe Pflanzen, die ihre Häupter entschlossen dem Sonnenlicht entgegenreckten. Trurre blickte empor. Hoch oben konnte er die Silhouette eines lautlos kreisenden Raubvogels erkennen. Die Sonne stand noch einige Längen von der Spitze des Westturms entfernt am Himmel. Trurre seufzte.
    „Was ist?“, fragte Torill.
    „Ich bin herausgefordert worden“, entgegnete er mit einem kleinen Lachen. „Kaum zwei Nächte hier und schon will mich jemand in Orrins Reich schicken.“
    „Du hast hoffentlich abgelehnt“, sagte Torill. Als Trurre nicht

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