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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ihnen auf die Schultern zu klopfen und hakten die Daumen in die Gürtel oder stemmten die Hände in die Seiten, und alle sahen Trurre und Snorrgald an – einige mit einem kleinen Lächeln oder begrüßenden Nicken, aber die meisten misstrauisch oder gar offen feindselig.
    »Trurre Silberzunge«, rief Kjetil Einauge und löste sich aus der Gruppe starrender Zwerge. »Willkommen. Ich freue mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist!«
    »Mut hat er«, murmelte ein Zwerg.
    Kjetil wandte sich zu den anderen und breitete seine Hände aus. »Trurre ist willkommen«, rief er. »Denkt daran: Jeder, der kommt, um mit uns zu singen, ist hier willkommen, Freunde!«
    »Wenn er singen kann«, erwiderte skeptisch, aber nicht unfreundlich ein untersetzter Zwerg, dessen schwarzer Bart Löcher hatte, als seien Motten hineingekommen, und dessen Gesicht und Hände mit Brandnarben übersät waren. Trurre erkannte Halfdan Schwarzfinger, den Köhler. Er blickte ihn an, und Halfdan nickte ihm mit ernster Miene zu.
    »Ich weiß nicht, wie eure Lieder heutzutage lauten, Halfdan Schwarzfinger«, erwiderte Trurre mit weit klingender Stimme. »Aber ich bin bereit, die Strophen mit euch zu singen, die ich kenne und die ich für richtig halte.«
    Die Zwerge murmelten und einige murrten. Kjetil Einauge hieb mit der Faust auf den Tisch, dass die Krüge darauf hüpften. »Haltet das Maul!«, brüllte er. »Ich habe ihn eingeladen, das ist mein Recht. Er ist ein ehrenwerter Zwerg, so gut wie jeder von euch – wenn nicht besser als manch einer!«, fügte er mit einem Seitenblick auf die verbeulten Gesichter der beiden Streithähne hinzu, die beschämt grinsten. »Jetzt nehmt euch zu trinken und setzt euch hin«, knurrte der Einäugige. »Wir sind für heute vollzählig, soweit ich sehe.«
    »Wo ist Ottar Eisenfaust?«, wollte ein schmächtiger Zwerg wissen, der sich bisher mit Äußerungen zurückgehalten hatte. »Ottar ist unterwegs«, erteilte Kjetil ihm Auskunft. »Ich berichte dir später von ihm.«
    Die Zwerge nickten und wandten sich zum Fass, um sich ordentliche Humpen von dem starken dunklen Bier zu zapfen. Kjetil kam an Trurres Seite und klopfte ihm auf die Schulter. »Schön, dich zu sehen, alter Dachs«, sagte er warm. Dann blickte er Snorrgald an und nickte ihm zu. »Mit dir hätte ich nicht zu rechnen gewagt«, sagte er. »Bist hier, um ein Auge auf ihn zu haben, hm?«
    Snorrgald hob den Krug und prostete ihm zu. »Eigentlich um ein Auge auf euch zu haben«, erwiderte er.
    Die anderen Zwerge unterbrachen ihre Unterhaltungen und sammelten sich um den Tisch. »Was gibt es Neues?«, fragte ein dickbäuchiger Zwerg, dessen gutmütiges Gesicht mit der feuerroten Nase von seinem Hang zu einem guten Tropfen zeugte.
    »Das Neueste? Trurre Silberzunge ist zurück und spioniert uns aus, und Kjetil hält ihm Händchen dabei«, spottete ein schieläugiger Zwerg und wischte sich den Mund mit dem Jackenärmel ab.
    »Orrins Hammer«, fluchte Kjetil Einauge und packte den Zwerg beim Kragen, um ihn über den Tisch zu ziehen. »Tord, du bist eine verdammte Plage, weißt du das? Ich hätte nicht übel Lust, dir das Auge gerade zu hauen!«
    Dröhnendes Gelächter rollte um den Tisch. Die Zwerge hieben ihre Krüge auf die Platte, dass es donnerte, und feuerten den Einäugigen an: »Mach das Schielauge zu Kleinholz, Kjetil! Zeig ihm, wo Orrins Hammer hängt!«
    Kjetil ließ den Zwerg los und brüllte: »Ruhe, ihr verdammten Schwachköpfe! Es wundert mich gar nicht, dass wir uns hier im hintersten verlausten Stollen verstecken müssen, statt uns stolz in der Halle des Königs zu zeigen und Hammerstirn und seinen verlausten Freunden zu sagen, wo sie hingehören!«
    »In die Drachenkluft«, schrien alle im Chor. Die Krüge donnerten erneut auf den Tisch.
    Trurre und Snorrgald sahen sich an. Kjetil bemerkte den Blickwechsel und zuckte mit den Achseln. »Es sind gute Jungs«, murmelte er. »Nicht alle sind sehr helle, aber alle haben ein Herz aus Stein, und das am rechten Fleck. Du fehlst uns hier«, fuhr er fort. »Wir haben kein rechtes Ziel. Natürlich sind wir unzufrieden damit, wie manches in der Kronburg läuft. Der König hört auf schlechte Berater – damit meine ich nicht deine Schwester, Trurre! Er ist schwach geworden, seit er seinen Erben verloren hat. Beeinflussbar.«
    »Dem König geht es schon lange nur noch darum, was bei der nächsten Mahlzeit auf seinem Teller liegt«, warf ein Zwerg ein, der neben ihm saß. »Eirik und seine Freunde haben das

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