Elbenzorn
systematisch betrieben, und der König hat sich von ihnen weichkochen lassen! Er ist beinahe entmachtet und weiß es selbst nicht.«
Kjetil nickte ihm ernst zu. »Und wir haben keine Alternative zu bieten«, fuhr er fort. »Wir wollen Eirik Hammerstirn und seine Kumpane aus der Burg jagen, ja. Aber wir planen keine Revolte gegen den König und sein Haus. Wir sind königstreu wie jeder gute Zwerg!« Er sah sich um, und die Umsitzenden spendeten ihm Beifall.
»Königstreu!«, brüllte eine Stimme.
»Aber der König hat keinen Erben«, fügte ein anderer hinzu und fixierte Trurre dabei.
»Ich bin immer noch dagegen, dass er hier ist«, murrte Tord Schielauge. »Er wird alles weitererzählen, was wir hier besprechen. Da nützt es gar nichts, wenn wir laut verkünden, wie ach so königstreu wir doch alle sind.«
Kjetil sah ihn beinahe mitleidig an. »Tord, du Schwachkopf«, sagte er. »Für wen soll Trurre deiner Meinung nach denn spionieren? Für Eirik, der damals dafür gesorgt hat, dass er verbannt wurde?«
Tord kniff die Lippen schmal zusammen. »Er ist und bleibt ein Risiko«, beharrte er. »Er ist nicht wie wir. Seht euch doch an, was er da mit sich herumschleppt. Das ist schließlich keine Axt!«
Trurre griff nach dem knotigen Stock, der über seinen Beinen lag, und hob ihn hoch über den Kopf, während er aufstand. Es wurde schlagartig still, und alle blickten ihn an, manche mit echtem Schrecken in den Augen.
»Ich bin Trurre Silberzunge«, sagte er ruhig. »Manche von euch kennen mich so lange, wie sie sich selbst kennen. Ich habe noch nie in meinem Leben einem anderen Zwerg Schaden zugefügt – von ein paar blauen Augen einmal abgesehen –, und ich bin so königstreu und stolz auf meine Sippe wie ihr alle.« Er blickte kurz hoch zu dem Stock, den er immer noch in die Luft gereckt hielt. Der schieläugige Tord fixierte den Stock wie das Kaninchen die Schlange und leckte sich dabei unablässig über die Lippen.
»Das hier ist meine Waffe«, sagte Trurre. »Sie ist ein wenig anders als die euren, und ich nutze sie nur selten. Ich habe sie noch nie verwendet, wenn ein Zwerg in meiner Nähe war, weil ich weiß, dass Zwerge verabscheuen, was ich bin und was ich kann.« Er senkte den Stock langsam, bis er auf Tord Schielauge zeigte. Der Zwerg schluckte trocken.
»Auch gegen dich, Tord, der du mich verfolgst, obwohl ich dir nie etwas getan habe, würde ich meinen Stab nicht erheben«, sagte Trurre mit einem sanften Lächeln. »Außer, um ihn dir über den Schädel zu ziehen.«
Einige lachten. Kjetil brummte zufrieden und stieß Snorrgald den Ellbogen in die Seite.
Trurre senkte den Stock und stützte sich auf ihn. »Ich denke, es war falsch von mir, dem König nicht die Stirn zu bieten, als er mich verbannte«, sagte er ernst. »Ich hätte bleiben müssen und dafür sorgen, dass Zwerge wie ihr – und ich! – wissen, wofür sie kämpfen sollen. Es war falsch von mir, zu gehen und Eirik Hammerstirn kampflos den Platz zu überlassen.«
Kjetil hämmerte mit seinem Bierkrug auf den Tisch und brüllte begeistert: »Hört, hört!« Einige zögernde Stimmen schlossen sich ihm an, aber die meisten Zwerge schauten sich unschlüssig an.
Trurre lächelte. »Ich weiß, dass ihr mir nicht traut«, sagte er. »Aber ich bin Trurre, Groffins Sohn – und ich schwöre bei Orrins Bart, dass ich ein Zwerg bin wie ihr und nichts anderes will als ihr. Ich bin zurückgekehrt, um den König vor einem drohenden Krieg zu warnen, doch meine Warnung stieß auf taube Ohren. Deshalb werde ich die Kronburg erneut verlassen, und dort draußen werde ich tun, was in meinen Kräften steht, um den Frieden zwischen den Sippen und den Elben zu erhalten. Aber ich werde zurückkehren, und an den Gedanken solltet ihr euch besser schon mal gewöhnen.«
Er setzte sich. Snorrgald legte ihm schweigend eine Hand auf die Schulter und drückte sie kurz und herzlich.
»Gut gesprochen, Trurre Silberzunge«, rief einer der Zwerge.
»Orrinverdammt gut gesprochen«, knurrte Kjetil Einauge. »Es wurde Zeit, dass du vernünftig wirst, Trurre. Deine Schwester braucht jede Unterstützung, die sie bekommen kann. Sie kämpft einen verflucht einsamen Kampf!«
Trurre sah ihn erstaunt an. Kjetil senkte verlegen den Blick. Über Trurres Gesicht huschte ein warmes Lächeln.
Die Gespräche wandten sich nun Themen zu, denen Trurre nicht folgen konnte, weil er zu lange außerhalb der Burg gelebt hatte. Er sah, dass Snorrgard aufmerksam lauschte, und lehnte sich
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