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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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antwortete, griff sie nach seinem Arm. „Trurre?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Wer hat dich gefordert?“
    „Das Eichhörnchen“, sagte er lachend.
    Torill lachte nicht mit. „Sigve Bärentod ist ein gefürchteter Axtkämpfer. Wenn du nicht in den letzten Umläufen da unten im Tiefland ständig trainiert hast, hast du keine Chance gegen ihn.“
    Trurre schwieg. Seine Schwester sah ihn misstrauisch an. „Du planst etwas, und ich habe das Gefühl, dass es mir nicht gefallen wird.“
    „Du solltest dir nicht den Kopf darüber zerbrechen. Ich weiß mich zu wehren und ich werde dafür sorgen, dass das Eichhörnchen sich wünscht, auf seinem Baum geblieben zu sein.“
    Torill sah ihn schweigend an. Trurre erwiderte den Blick mit leisem Unbehagen. Snorrgald hatte sein Vorhaben missfallen, aber Torill würde versuchen, den Kampf zu verhindern, das wusste er.
    Dann seufzte die Zwergin. „Ich kann dich nicht aufhalten“, sagte sie resigniert. „Du setzt ja doch deinen Kopf durch. Also gut, ich will gar nicht wissen, was du vorhast. Aber tu mir einen Gefallen: bleib am Leben. Ich brauche dich noch.“
    Sie ging, und Trurre blickte ihr nach. Als sie den Hof verließ, rannte eine Gruppe von jungen Zwergen durch den Durchgang. Sie redeten und lachten laut, fuhren mit den Händen durch die Luft und gaben sich gegenseitig Stöße und Knüffe. Einer von ihnen hatte sein Wams ausgezogen und wischte sich damit über den schweißglänzenden Oberkörper. Anscheinend kamen sie vom Training mit dem Waffenmeister.
    Trurre setzte sich auf einen kleinen Mauervorsprung, lehnte seinen Stock an die Wand und sah ihnen nach, wie sie zum Brunnen gingen.
    Schwere Schritte hallten im Durchgang und klirrten über die Pflastersteine des Hofes. Trurre wandte müßig den Kopf, um den Neuankömmling zu begutachten. Es war ein großer Zwerg, sicherlich der Waffenmeister, breit in den Schultern und mit langen Armen und einem eckigen, von der Sonne geröteten Gesicht. Sein Haupthaar trug er in einen einzigen dicken Zopf geflochten und den Bart ordentlich geknotet, damit er ihm im Kampf nicht im Weg war. Über seiner Brust wölbte sich ein speckiger Lederpanzer, dunkel vor Schweiß, und auch die stämmigen Beine steckten in Hosen aus dickem Leder, die wie der Panzer unzählige Schrammen aufwiesen. Er nahm den Helm ab und trug ihn in der Armbeuge, während er sich über die Stirn wischte.
    Trurre betrachtete ihn, wie er zum Brunnen ging und die jungen Zwerge achtungsvoll beiseite traten. Der Waffenmeister legte seinen Helm auf den Brunnenrand und sagte ein paar Worte, die die jungen Zwerge mit Gelächter quittierten.
    Die Winde des Brunnens quietschte, und die Kette rasselte, als die Jungen den Eimer hinunterließen.
    Trurre schmunzelte und zog seine Pfeife aus der Gürteltasche. Er streckte die Beine lang aus, lehnte sich an das sonnenwarme Gemäuer und blinzelte zufrieden ins Licht. Die Sonne wanderte langsam weiter auf ihrem Weg zum Westturm. Eine Weile saß er da, rauchte und dachte an gar nichts. Die Jungen am Brunnen wuschen sich mit dem kalten Wasser, einige von ihnen rangelten miteinander, und alles geschah unter lautem Gejohle und Gelächter, wie das unter jungen Zwergen üblich war.
    Deshalb bemerkte Trurre auch erst, dass sich ihm jemand genähert hatte, als ein Schatten über ihn fiel. Er sah blinzelnd auf und sah den Waffenmeister, der vor ihm stand und auf ihn hinabblickte.
    „Du bist Trurre Silberzunge“, sagte er. Trurre wartete. „Ottar Eisenfaust“, fuhr der Zwerg fort. Trurre benötigte eine Weile, bis er begriff, dass der Waffenmeister sich vorgestellt hatte. Trurre nickte und deutete auf den Vorsprung, auf dem er saß.
    Der Waffenmeister setzte sich neben ihn, die Fäuste auf die kräftigen Schenkel gestemmt. Er blickte über den Hof und spuckte gekonnt aus.
    „Snorrgald ist mein Onkel“, sagte er.
    Trurre begann zu grinsen. Ottar Eisenfaust war noch wortkarger als sein Onkel, das stand fest.
    „Du stammst nicht von der Burg“, sagte Trurre.
    Der Waffenmeister knurrte zustimmend. Trurre fand sich gerade damit ab, dass keine weitere Äußerung folgen würde, als Ottar fortfuhr: „Seine Schwester Solbjörg. Ging fort mit meinem Vater. Bin auf der Sverrenburg aufgewachsen.“
    Trurre nickte. Snorrgald hatte einmal davon erzählt, dass er Verwandtschaft bei den Sverren-Zwergen hatte. Nicht viel mehr, aber das sah Snorrgald ähnlich.
    Ottar rückte seinen Hintern bequem auf dem warmen Stein zurecht und fingerte seine Pfeife

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