Elbenzorn
Wieder ertönte ein klingendes Geräusch, aber diesmal flog die Waffe aus Sigves Hand und landete mit einem lauten Klirren auf dem Pflaster. Sigve sprang hinterher, um sie aufzuheben, da traf ihn der Stock hart zwischen den Schulterblättern. Der Zwerg jaulte auf und fiel, aber seine Finger fanden den Stiel der Axt, er riss sie hoch und schleuderte sie im Fallen nach Trurre.
Trurre riss den Stock hoch und wirbelte ihn um die Hand. Ein grünlicher Schild stand vor ihm in der Luft, von dem die Axt wirkungslos abprallte.
Sigve war indessen im Flug abgerollt und wieder auf die Füße gekommen, wobei er seinen Helm verlor. Ohne darauf zu achten, hechtete er nach seiner Axt, die kurz vor ihm gelandet war, und warf sich mit einem wütenden Schrei auf seinen Gegner, der ruhig abwartend dastand, den glühenden Stock in der Hand. „Verfluchter Hexenmeister“, brüllte der Zwerg und setzte zu einem Hieb an, dessen Wucht ausreichen sollte, um Trurre vom Kopf bis zu den Füßen in zwei Hälften zu hauen. Seine Gefährten feuerten ihn lautstark an, und wenn nicht Snorrgald und der Waffenmeister ihnen gegenüber gestanden hätten, die Hände wachsam an ihren Waffen, hätten sie sich wahrscheinlich selbst in den Kampf gestürzt.
Mit einem angewiderten Laut hob Trurre den Stock über den Kopf und schlug ihn scharf nieder. Ein grüner Blitz fuhr aus seiner Spitze und entlud sich zischend in Sigves Axt. Sie begann zu glühen und ihr Stiel fing an zu rauchen. Sigve warf sie fort, zog ein Messer aus seinem Stiefel und stürzte sich brüllend auf Trurre. Er hatte die Zähne gefletscht und seine Augen rollten in besinnungsloser Wut.
„Schluss damit“, sagte Trurre laut und bestimmt. Er packte seinen Stock fester, dessen Glimmen schlagartig erlosch, und drosch ihn dem angreifenden Sigve hart über den Schädel. Der Zwerg krachte zu Boden wie ein gefällter Baum und blieb besinnungslos liegen.
Trurre zog seinen Helm ab und warf ihn Ottar zu, der ihn grinsend auffing. Snorrgald nickte nur ernst und reichte Trurre eine kleine Feldflasche. Trurre schraubte sie auf und nahm einen kräftigen Schluck. Der scharfe Inhalt trieb ihm die Tränen in die Augen und er hustete, bevor er einen zweiten Schluck nahm. Ottar klopfte ihm auf den Rücken und grinste dabei immer noch.
Die Freunde Sigves hatten den Zwerg inzwischen aufgerichtet und an die Mauer gelehnt. Einer von ihnen feuchtete ein Tuch an und legte es ihm auf die Stirn. Sigve stöhnte und seine Augen öffneten sich halb. Er stierte blicklos vor sich hin, bevor er wieder zusammensackte. Der Zwerg,der vor dem Kampf mit Trurre gesprochen hatte, wechselte ein paar leise Worte mit seinem Begleiter, dann stand er auf und kam zu ihnen hinüber.
„Wir geben uns geschlagen“, sagte er grimmig. „Du solltest es aber besser vermeiden, Sigve wieder über den Weg zu laufen. Er wird dich töten, wenn er dich in die Finger bekommt, Hexenmeister.“
Trurre, der sich mit einem Tuch das Gesicht trockenrieb, lächelte. „Er kann es ja probieren“, sagte er sanft.
„Wenn seine Kopfschmerzen weg sind“, warf Ottar ein und schnaubte vergnügt. Er hieb Trurre auf die Schulter, dass der in die Knie ging. „Aus dir würde ich einen Axtkämpfer machen“, sagte er geradezu gesprächig. „Du bist nur ein bisschen aus der Übung.“
Trurre lachte und nahm seinen Arm. „Danke für das Angebot. Aber ich glaube, ich kann mich auch so ganz gut behaupten.“
Sie sahen zu, wie die beiden Zwerge den taumelnden Sigve mehr vom Hof trugen, als dass er selbst ging. Dann stieß Snorrgald den Atem aus und schüttelte den Kopf. „Der Kampf entsprach zwar nicht ganz den Regeln“, sagte er. „Aber Sigve hatte ein Messer im Stiefel und ich denke, das hätte er dir bei passender Gelegenheit zwischen die Rippen gejagt.“ Er grinste. „Außerdem hat er selbst bestimmt, dass es keinen Richter geben sollte. Also kann er sich jetzt schlecht beschweren.“
Trurre wiegte den Kopf. „Ich hatte keine Wahl“, sagte er. „Ich hätte ihn mit der Axt niemals besiegen können – und es auch nicht gewollt“, fügte er heftig hinzu. „Jetzt hat er nicht mehr als einen Brummschädel. Ich finde, es reicht, wenn unsere Feinde uns zu töten versuchen, das müssen wir nicht auch noch selbst in die Hand nehmen.“
Ottar schnaubte. „Du hättest ihn besser getötet“, sagte er.
Snorrgald nickte mit bedenklicher Miene. „Ottar hat Recht. Ich habe schon länger vermutet, dass Sigve mit Eirik sympathisiert. Jetzt weiß ich
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