Elbenzorn
heraus. Trurre schob ihm den Tabaksbeutel hin, und kurz darauf pafften beide einträchtig blaugraue Wölkchen in die klare Luft.
Die Jungen am Brunnen hatten aufgehört zu kreischen wie junge Mädchen und waren nun eifrig damit beschäftigt, sich im Ringen zu beweisen. Das ging aber nur unwesentlich leiser vor sich als die Waschungen davor.
„Ich habe von dir gehört“, sagte Trurre nach einer Weile, die sie schweigend und rauchend den jungen Zwergen zugesehen hatten.
„Hm“, brummte der Waffenmeister. Seine hellen Augen waren gegen das Sonnenlicht eng zusammengekniffen und von einem Netz von sonnenverbrannten Fältchen umgeben.
„Kjetil ist ein Freund von dir?“
„Hmmm“, machte Ottar zustimmend.
„Und Eirik Hammerstirn?“
Der Waffenmeister spuckte aus.
Trurre steckte die Pfeife wieder zwischen die Zähne und schwieg.
Irgendwann blickte der Waffenmeister zum Himmel und klopfte seine Pfeife aus. „Wir müssen“, sagte er und stand auf.
Trurre wunderte sich nicht, als Ottar schweigend neben ihm her zum Waffenhof schritt. Snorrgald wartete dort bereits auf sie. Er hielt Trurres Axt in der Hand.
„Ich würde gerne für dich antreten und mein Neffe ebenso“, sagte der alte Kämpe. „Du weißt, dass du nach den Regeln einen anderen benennen darfst, der für dich kämpft.“
Trurre gab ihm seinen Stock, nahm ihm die Axt ab und hängte sie an seinen Gürtel. „Ich danke euch beiden“, sagte er. „Aber diesen Kampf muss ich alleine bestehen, das weißt du ebenso gut wie ich.“
Snorrgald nickte und sah seinen Neffen an. Der rückte kurz an seiner Axt und senkte das Kinn. „Ich bin bereit“, sagte er.
Trurre sah von einem zum anderen. „Ihr erwartet Ärger.“
Snorrgald nickte wieder. „Ich habe halb und halb damit gerechnet, dass sie versuchen würden, dich schon vor dem Kampf zu erledigen.“
Trurres Augen verengten sich kurz. „Das wäre allerdings gegen jede Regel“, sagte er lachend.
Ottar knurrte tief in der Kehle. „Es gelten nicht mehr alle Regeln, seit Eirik Hammerstirn sein Unwesen treibt.“
Das war der längste Satz, den Trurre bisher von ihm zu hören bekommen hatte, und er war aus tiefstem Herzen gekommen. Der Hass in Ottars Stimme sprach eine deutliche Sprache.
Waffen klirrten, und Schritte dröhnten über das Pflaster. Eine Gruppe von Zwergen betrat den Waffenhof. Sie hielten kurz inne, als sie sahen, wer Trurres Begleiter waren, dann trat sein Herausforderer auf ihn zu.
„Trurre Silberzunge – ich dachte nicht, dass du den Mut aufbringen würdest, dich zu stellen. Aber wie ich sehe, hast du jemanden mitgebracht, der für dich kämpfen soll“, sagte er verächtlich.
Der so Angesprochene musterte seinen Gegner vom Kopf bis zu den Füßen und ließ sich Zeit mit der Antwort. Seine Miene ließ Sigve Bärentod vor Ärger erbleichen.
„Ich pflege für gewöhnlich meine Kämpfe selbst auszutragen, Eichhörnchen“, sagte Trurre gemächlich. „Hattest du denn geplant, dich zu drücken?“ Sein Blick glitt abschätzend über die beiden Begleiter des anderen, die murmelten und an ihren Waffen rückten.
Nachdem Sigve Bärentod zuvor blass geworden war, stieg ihm nun zornige Röte ins Gesicht. Er hob die Faust wie zum Schlag, dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging zu seinen Begleitern hinüber. Er sprach kurz mit ihnen und blieb dann mit verschränkten Armen und grimmiger Miene stehen, während der Kleinere seiner beiden Freunde sich nun Trurre näherte.
„Du bist der Geforderte“, sagte er. „Sigve Bärentod überlässt dir also den ersten Schlag. Der Kampf geht so lange, bis einer von euch kampfunfähig ist.“ Er blickte auf Snorrgald und den Waffenmeister. „Keiner von uns darf während des Kampfes eingreifen oder einem von euch zur Hilfe kommen. Es gibt keinen Richter. Bist du damit einverstanden?“
Trurre nickte und wandte sich zu Snorrgald und Ottar. „Ihr wisst Bescheid“, sagte er und sah Snorrgald an. Der nickte, aber seine Miene zeigte, dass er sich unbehaglich fühlte. Er reichte Trurre einen runden Schild und einen Helm und trat dann ein paar Schritte zurück, die Hand an dem Stiel seiner Axt.
Ottar Eisenfaust schlug Trurre fest auf die Schulter und grüßte ihn mit erhobener Faust. „Zeig’s ihm“, sagte er. Trurre zwinkerte ihm zu, richtete den Schild an seinem Arm und wandte sich um.
„Ich bin bereit“, sagte er und zog seine Axt aus dem Gürtel. Breitbeinig stand er da, wog die Axt in den Händen und erwartete seinen Gegner, der
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