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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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es.“ Er deutete mit dem Kinn auf den Durchgang, durch den Sigve gerade gehumpelt war. „Der Kleine, der mit dir geredet hat – das ist einer von Eiriks Leuten.“
    Trurre nahm es achselzuckend zur Kenntnis. Er reckte die schmerzenden Arme und stöhnte leise. „Wenn ich mir jetzt etwas wünschen dürfte, dann wäre das eine Wanne mit heißem Wasser und danach eine gute Mahlzeit!“
    Onkel und Neffe grinsten sich über seinen Kopf hinweg an. Dann nahmen sie ihn wortlos rechts und links am Ellbogen und schoben ihn auf die Burg zu.

Andronee Mondauge, Verborgenes Licht
    D ie Ersten waren, ehe alles andere war. Schulter an Schulter standen sie, hoch aufragend, grün und mächtig.
    Ihre Kinder waren Embul und Askur, und so nannten diese fortan auch alle Sprösslinge aus dem ersten Zweig.
    (…)
    Askur und Embul lebten auf dem Rücken der Welt, als sie noch jung und ungebärdig war. Mit ihr alterten sie und wuchsen an Geist und Körper. Sie hegten und umsorgten die jungen Sprösslinge, die ihre Geschwister waren, auch wenn sie nicht ihnen, sondern ihren Eltern glichen. Keins von ihnen sollte ohne ein Geschwister sein, und deshalb schufen die Ersten weitere Kinder, die beweglich an Geist und Körper waren wie Embul und Askur.
    (…)
    Sommer kamen und gingen. Die Wälder breiteten sich aus und bekleideten die Erde. Askur und Embul waren nun die Ältesten. Sie zogen sich zurück, als die jungen Völker über den Rücken der Welt zu stürmen begannen. Sie, die einst alleine durch die Welt gewandert waren, lebten nun wie ihre Eltern, an einem Ort, von dem sie nicht mehr wichen.
    (…)
    Die Ersten fielen. Embul und Askur weinten.

25
    D er Wind hatte weiter an Stärke zugenommen. Er blies so heftig, dass sie im Schatten eines Felsens Schutz suchen mussten. Stoffe knatterten in seinem Zug, und das Feuer, das sie in einem ausgehobenen Loch im steinigen Boden entfacht hatten, brannte mit beinahe unsichtbarer Flamme.
    Der Schweigsamste von Rutaauras Rettern hatte einen Kessel mit Wasser darüber gehängt, in dem ein Sud aus übelriechenden Kräutern kochte. Die Flüssigkeit schäumte bräunlichgrün, und es roch nach faulen Eiern.
    »Ich hoffe, ich muss nichts davon trinken«, murmelte Lluigolf, der inzwischen wieder seine eigene Gestalt angenommen hatte. Er trug immer noch die schreiend bunten Kleider des Sklavenhändlers und fühlte sich offensichtlich nicht allzu wohl darin.
    Er und der Gras’dau saßen, fachmännisch gefesselt, an den Felsen gelehnt und sahen zu, wie die Elben-Männer im Handumdrehen ein provisorisches Zelt als Schutz gegen die Sonne und den unbarmherzigen Wind aufbauten. Die immer noch bewusstlose Rutaaura lag nun in seinem Schatten, und die Frau und der schweigsame Mann kümmerten sich um sie.
    »Wenigstens leben wir noch«, stellte Izayan trocken fest. »Ich war einigermaßen überzeugt davon, dass sie uns gleich von unseren Köpfen trennen.« Er sah zu den Männern hin, die sich so geschmeidig und gefährlich wie große Katzen bewegten. »Mein Stamm hat hin und wieder Kontakt mit ihnen, sie sind den Taywwa wohlgesonnen. Aber ich weiß, dass nicht alle Bewohner der Wüste sie so friedlich erleben.«
    Lluigolf schnalzte mit der Zunge. »Der Große hatte Blut auf seinem Burnus. Ich schätze, die Jamalli haben ihren letzten Raubzug unternommen.«
    Sie schwiegen. Die Frau erhob sich von Rutaauras Lager und kam zu ihnen. Sie hockte sich neben Lluigolf und betrachtete ihn aufmerksam und neugierig.
    »Er ist ein Taywwa «, sagte sie und deutete mit dem Kinn auf Izayan. »Aber was bist du?«
    Lluigolf blickte in ihre Augen, die die Farbe eines klaren Winterhimmels hatten. Er schluckte trocken. »Ich bin Lluigolf, Rutaauras Gefährte«, sagte er heiser. »Sie wird froh sein, euch zu sehen, wenn sie wieder wach ist.«
    Die Frau schien seiner Antwort nachzuschmecken wie einem etwas schwer genießbaren Bissen. »Darf ich?«, fragte sie und hob die Hand, um Lluigolfs Haar beiseite zu streichen. Sie lächelte, als sie sein spitzes Ohr sah.
    »Du bist ein seltsamer Elb«, bemerkte sie.
    »Nicht seltsamer als du«, antwortete er.
    Sie lachte. Dann erhob sie sich und rief einem der Männer zu: »Sturmtänzer! Komm her und berate dich mit mir. Ich möchte die Männer losbinden.«
    Der Große mit den Mondsteinaugen und dem kurzen Haar von der Farbe sommerreifen Weizens legte seinen Burnus beiseite, den er gerade säuberte, und kam mit langen Schritten an ihre Seite. Sein helles Untergewand flatterte ihm heftig um die

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