Elbenzorn
Laternenviertel eine Heilerin aufgetrieben, die bereit ist, uns zu begleiten. Für Erkundigungen über sie war die Zeit ein wenig knapp, aber ich habe den Eindruck, dass sie brauchbar ist.«
Die Elbin verschwand wortlos im Dunkel des Schuppens. Nach einer Weile tauchte sie wieder auf, einen Reisesack unter dem Arm.
»Wann ist die Heilerin reisebereit?«, fragte sie Lluigolf und hob das Bündel auf die Schulter.
»Sofort, sagte sie.«
»Hol sie ab und bring sie zum Lager«, sagte Rutaaura. »Wir haben alles, was wir brauchen, und ich möchte vor der Finsterstunde schon ein gutes Stück des Wegs geschafft haben.«
Rutaaura leitete den Sandläufer durch ein unscheinbares Tor, das hinaus aus der Stadt führte. Tamayout schritt neben ihr her, und sein Gesicht war nachdenklich.
»Er war nicht betrunken«, sagte er.
»Nein. Lluigolf trinkt nie, wenn er eine Aufgabe für mich erledigt. Nicht, dass ich ihn nicht hin und wieder betrunken gesehen hätte«, fügte sie mit einem schwachen Lächeln hinzu.
Tamayout runzelte die Stirn. Sie kletterten einen kiesbedeckten Weg hügelaufwärts, und ihre Schritte ließen eine kleine Lawine von Steinchen hinter ihnen den Hang hinabkullern.
Als sie Tamayouts Lager erreicht hatten, begann der Sandläufer damit, sein Zelt abzubrechen, während Rutaaura den Inhalt ihres Reisesacks in der Sonne ausbreitete und Stück für Stück sorgfältig begutachtete.
Ein melodischer Pfiff ließ sie den Kopf heben, als sie den gepackten Reisesack wieder verschnürte. Lluigolf kletterte mit flotten Schritten über die Kuppe des Hügels, er hatte ein Bündel über die Schulter geworfen. Eine kleinere, dunkel gekleidete Gestalt folgte ihm etwas langsamer.
»Da sind wir«, sagte er, als er in einem Sandwirbel vor ihr hielt. Die lichtbraunen Augen seiner Begleiterin musterten Rutaaura neugierig.
»Das ist Graina«, stellte Lluigolf sie vor. »Rutaaura, die J’Xchan unserer Reise.«
Die Heilerin reichte ihr zögernd eine sommersprossige Hand. Rutaaura drückte sie leicht und ließ sie gleich wieder los. Sie würde sich an diesen Menschenbrauch nicht gewöhnen, es war ihr immer ein wenig unangenehm, die Finger eines Fremden in ihrer Hand zu spüren.
»Wunsch, Wasser unter deinen Füßen. Du Taywwa was Stamm?«, fragte Graina in holprigem Tya’n’tawa . Rutaaura registrierte die schauderhafte Aussprache und neigte lächelnd den Kopf.
»Es ist nicht nötig, die Sprache der Stämme mit mir zu sprechen, aber ich danke dir für deine Höflichkeit«, sagte sie.
Die Heilerin sah enttäuscht aus, aber dann siegte die Neugier. »Wie lange werden wir unterwegs sein? Der Seemann sagte nur, es sei eine weite Reise, bis in die Südlichen Territorien.«
Rutaaura fragte sich kurz, wen Graina mit »Seemann« meinte, dann dachte sie an Lluigolf in seinen salzwassergebleichten Kleidern und lachte. »Ah, ja. Wir werden heute noch bis zum ersten Randstein reiten. Von dort aus sind es sechs Tagesreisen, schätze ich.«
»So weit«, sagte die Heilerin. Ihre Augen funkelten begeistert.
Ein scharfer Ruf und das Geräusch von brechenden Zweigen ließen sie den Kopf wenden. Ihre Lippen formten ein stummes »Oh«.
Dicht neben ihr schob sich ein schmaler braungrüner Kopf aus dem Gebüsch, gefolgt von einem langen Hals und mächtigen, mannshohen Schultern. Der Skrall sah sie gleichgültig an und stapfte auf seinen stämmigen Beinen mit den gekrümmten schwarzen Klauen an ihr vorbei. Sein langer, kräftiger Schwanz schleifte über den Boden und hinterließ eine charakteristische, tiefe Furche. Kurz hinter ihm folgte ein zweites Tier, das mit seiner gespaltenen Zunge nach der Heilerin züngelte, um ihre Witterung aufzunehmen. Runde gelbe Augen mit geschlitzten Pupillen sahen die kleine Frau an.
»Die sind aber groß«, hauchte Graina. Sie war unwillkürlich ein wenig näher an Lluigolf herangerückt, als die Echse sie passierte.
»Das sind Jungtiere, Weibchen. Sie tragen das Gepäck«, bemerkte Rutaaura. »Wir werden auf den Vätern reiten.« Lluigolf räusperte sich unbehaglich. »Ich habe keine Erfahrung mit dieser Art von Reittieren«, sagte er. »Wie hast du dir das vorgestellt?«
Rutaauras Antwort ging in einem heiseren Brüllen unter, gefolgt von dem Krachen, mit dem eine kleine Kiefer zu Boden ging. Mit schaukelnden Schritten, die den Boden erbeben ließen, stampfte ein Skrall-Riese heran und ließ sich dicht neben Rutaaura mit einem donnernden Stöhnen auf die Knie nieder. Sie trat furchtlos heran und
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