Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
wie ich dir versprochen habe.«
    Der Sandläufer hob widerstrebend den Ledersack von seiner Schulter und öffnete ihn. Er zog einige Beutel und verschnürte Päckchen hervor und legte sie zögernd auf den Tisch.
    Rookhan knurrte und zog sich einen Stuhl heran. Er ließ sich nieder, ohne Rutaaura und Tamayout ebenfalls einen Platz angeboten zu haben. Ruta biss die Zähne zusammen. Rookhan schien entschlossen zu sein, sie so unhöflich wie möglich zu behandeln, und das war bei seinem üblen Charakter kein besonders glücksverheißendes Zeichen.
    Der Seelord öffnete eins der mit Lederschnüren verschlossenen kugeligen Päckchen und blickte hinein. Er feuchtete mit der Zungenspitze seinen dicken Mittelfinger an und stippte ihn in das blaugrüne, körnige Pulver. Prüfend rieb er es zwischen Daumen und Finger, roch daran, besah es gegen das Licht und leckte es schließlich ab.
    Er nickte und öffnete einen der größeren Beutel, entnahm einen der milchigen weißgelben Kristalle, um ihn ebenso gründlich zu prüfen. Er schabte mit einem kleinen Messer etwas von der Substanz ab und legte sie beiseite. Dann wischte er seine Hände an einem feinen Seidentüchlein ab und befühlte den größten Beutel, der mit feuchtem Moos gepolstert war. »Glühsteine?«, fragte er. Rutaaura nickte.
    Rookhan nahm eine hübsch gearbeitete, silberne Zange und öffnete den Verschluss des Beutels. Er zog einen kleinen Stein heraus, legte ihn auf ein silbernes Tellerchen und ließ die vorher abgeschabten Kristallharz-Flöckchen auf den Stein fallen. Es zischte leise, und ein aromatisch nach Zimt, Nelken und Kardamom riechendes grünliches Wölkchen stieg auf. Rookhan wedelte sich etwas davon mit dem Tüchlein zu und schloss die Augen.
    Tamayout verlagerte das Gewicht von einem Fuss auf den anderen. Rutaaura spürte seine wachsende Unruhe und Besorgnis. »Schhhh«, hauchte sie ihm zu wie einem scheuenden Skrall.
    »Also gut«, sagte Rookhan, nachdem er eine Zeit lang mit finsterer Miene dagesessen hatte. Er faltete die Hände über dem Bauch und lehnte sich zurück. Seine kalten Augen fixierten Rutaaura. »Ich kaufe das Zeug. Es ist von annehmbarer Qualität.«
    »Es ist von ausgezeichneter Qualität«, widersprach Ruta sanft. »Rook, du weißt, du schuldest mir noch was. Nenne uns einen anständigen Preis.«
    Der Seelord verengte seine Augen zu Schlitzen. Er öffnete leicht den Mund und zischte sie an: »Machst du mir etwa Vorschriften, Elbenweib? Ich könnte euch die Kehlen durchschneiden oder ins finsterste Loch meines Gefängnisses werfen und dort verrotten lassen, und niemand würde mich dafür zur Rechenschaft ziehen.«
    Rutaaura zuckte nicht zurück. Sie erwiderte unbeirrt seinen Blick und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich erinnere dich nur an dein Wort, Rookhan«, sagte sie.
    Er knirschte mit den Zähnen. »Zwölf Familien für alles«, presste er hervor.
    »Dreiundzwanzig«, erwiderte Rutaaura kühl. Tamayout hielt den Atem an.
    »Vierzehn«, konterte Rookhan ergrimmt.
    Rutaaura lächelte ihn an. »Ist die Magiergilde noch immer dein Hauptabnehmer für Skrallblut?«, fragte sie. »Ich weiß, was Magister Sonnbart für eine Blase von dieser Qualität zahlt. Zwanzig.« Rookhan funkelte sie an. »Sechzehn Familien und keinen Dan mehr.«
    »Wenn du Achtzehn sagst, bist du uns los«, ermunterte sie ihn.
    Er starrte sie an. Dann erhob er sich, ging zu einem Schränkchen und holte eine Schatulle heraus. Seine massige Gestalt verdeckte seine Hantierungen, aber als er sich umwandte, hielt Rookhan einen kleinen Stoffbeutel in der Hand.
    »Siebzehn Familien«, flüsterte er heiser, »und ich lasse euch lebend gehen. Damit sind wir quitt, Elbin.« Er wies mit abfälliger Geste auf die Beutel auf seinem Tisch. »Das hier ist illegale Ware. Ich hätte sie ebenso gut beschlagnahmen und dich und deinen zahmen Sandkriecher für alle Zeiten aus dem Sonnenlicht verschwinden lassen können – und genau das werde ich tun, wenn einer von euch mir noch mal unter die Augen kommt. Und jetzt raus!«
    Rutaaura nahm den Beutel und zog Tamayout mit sich zur Tür. 
    Sie schwieg auf dem Weg hinaus und auch, während sie die breite Allee in Richtung Hafen hinuntergingen.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Tamayout nach einer Weile. Rutaaura sah ihn an, als hätte sie vergessen, dass er neben ihr ging. Dann lächelte sie und hob mit einer entschuldigenden Geste die Hand. »Du warst sehr geduldig mit mir, Tamayout. Verzeih mir, dass ich dir nicht gesagt habe, wer

Weitere Kostenlose Bücher