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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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großen Routen unterwegs.« Sie wandte sich an Azaoua. »Wisst ihr, ob einer der anderen Stämme in der letzten Zeit von Jamalli überfallen worden ist?«
    Eine Frau, die bisher stumm dagesessen hatte, meldete sich zu Wort. »Mein Bruder lebt in der Schwarzen Wüste. Er sagt, die Sklavenjäger haben sich dort seit dem letzten Winter nicht mehr blicken lassen. Damals haben sie bei einem Überfall einen ganzen Stamm ausgelöscht.«
    Rutaaura übersetzte für Lluigolf. »Die Schwarze Wüste liegt etwa sechs Tagesreisen nordöstlich von hier«, erklärte sie. »Gleich an der Route, die von der Südküste des Runden Meeres bis hinunter nach Sandanger führt.«
    »Bis dahin werden sie die Kinder kaum mitschleppen wollen«, sagte Lluigolf. »Gibt es zwischendurch noch Handelsplätze?«
    »Keine von Belang.« Rutaaura rieb sich die Nase. »Wie machen wir es?«
    »Ich habe schon eine Idee«, sagte Lluigolf. »Schade, dass Trurre nicht bei uns ist, ich könnte ihn und seine speziellen Fähigkeiten brauchen. Frag bitte die Sprecherin, ob sie uns ein paar Kleider leihen kann – und was ihr Dorfzauberer taugt.« Er skizzierte in kurzen Worten seinen Plan.
    Rutaaura wandte sich an Azaoua. »Wir werden die Kinder befreien«, sagte sie. »Aber ich brauche dazu eure Hilfe.« Sie erklärte, was Lluigolf vorhatte, und die ältere Frau verzog zweifelnd das Gesicht.
    »Das ist sehr mutig von euch«, sagte sie. »Aber glaubt ihr wirklich, dass es reicht, euch zu verkleiden?«
    Rutaaura schüttelte ernst den Kopf. »Nein, das allein wird nicht reichen. Aber ich habe noch ein paar Möglichkeiten mehr, uns zu tarnen. Euer ))Gras’dau(( – kann er den Geist träumen machen?«
    Azaoua nickte stolz. »Das kann er, Syan’kka. Er ist ein guter ))Gras’dau((, stark und jung.«
    »Das ist gut. Dann können wir uns die Arbeit teilen«, sagte Rutaaura erleichtert. »Wir werden uns jetzt ein wenig ausruhen, Azaoua. Ich möchte aber noch heute Nacht aufbrechen, damit wir nicht zu spät in der ))Kervansaray(( eintreffen. Am besten wäre es, wenn wir vor den Jamalli dort wären.«
    »Wir werden Reittiere für euch satteln. Was benötigt ihr noch?«
    Rutaaura besprach sich kurz mit Lluigolf, woraufhin die Kleine ))J’Xchan(( schnell und energisch Anweisungen zu geben begann. Die Frauen in der Runde erhoben sich und liefen geschäftig davon.
    Azaoua blieb mit den beiden Elben zurück. »Nochmals: ich danke euch«, sagte sie. »Auch wenn ihr keinen Erfolg haben solltet – ihr bringt euch für meinen Stamm in große Gefahr, und das, obwohl ihr Fremde seid.« Sie verneigte sich tief.
    Dann hob sie die Hand und wies hinter sich. »Folgt mir nun, Freunde der ))Taywwa((. Ich habe Befehl gegeben, euch ein Bad zu bereiten und frische Kleidung für euch zurechtzulegen. Ihr solltet euch ein wenig ausruhen, bis alles nach euren Wünschen vorbereitet ist.«
    Es war Nacht geworden. In den Büschen sangen laut die Grillen, und die Luft war warm. Die beiden Reisenden folgten Azaoua auf einem schmalen Pfad, der sich, vom Dorf wegführend, zwischen der Bepflanzung hindurchwand. Es duftete betäubend nach Zitronen und den vanilleartig riechenden Blüten, die ihnen auf dem Hinweg schon aufgefallen waren.
    Sie erreichten zwei winzige Hütten, die inmitten eines kleinen Waldes aus Zitronenbäumen standen. Vor einer der Hütten war ein Zuber aufstellt, aus dem es verlockend dampfte. Zwei Mädchen füllten gerade eine große Kanne mit Wasser hinein, die sie beide gemeinsam hielten. Sie knicksten und kicherten, als Azaoua mit ihren Gästen herankam, und deuteten auf einen Stapel mit weichen Tüchern, die bereitlagen.
    »Ah«, sagte Rutaaura. »Ein heißes Bad. Wie wunderbar!«
    »Ah«, sagte Lluigolf, der mit Kennerblick gesehen hatte, was neben den Handtüchern auf sie wartete. »Kaltes Bier – wie wunderbar!« Sie lächelten sich an.
    »Wir haben Eis«, sagte Azaoua. »Aus den Bergen im Süden geholt und im alten Turm gelagert«, sie deutete in die Richtung, wo die Ruinen der alten Festung lagen. »Unsere ))Taywwa’na’cho(( lieben kaltes Bier, seit eine Karawane uns eine Lieferung davon verkauft hat. Es ist Zwergenbier.«
    »Sollen wir losen, wer zuerst baden darf?«, fragte Rutaaura, als Azaoua sie allein gelassen hatte, um den ))Gras’dau(( zu ihnen zu schicken.
    Lluigolf winkte ab. »Geh du zuerst, sonst wird dieses wunderbare Bier warm. Außerdem mag ich’s gar nicht so gerne, wenn das Wasser so heiß ist.«
    »Ich schon«, sagte Rutaaura aus tiefstem Herzen.

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