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Elbenzorn

Elbenzorn

Titel: Elbenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Lluigolf kniete sich neben ihre Bündel.
    Das Licht einer Fackel tanzte über den Pfad zu den Hütten. Wenig später trat Graina zwischen den Bäumen hervor und ging gähnend auf die zweite Hütte zu. Sie musterte Lluigolf von der Seite und grüßte zögernd.
    Er wandte sich um und zog mit einer schwungvollen Gebärde den Hut vor ihr.
    Graina juchzte erschreckt, dann begann sie zu lachen. »Wie siehst du denn aus?«
    »Wie ein ehrbarer Händler, hoffe ich doch«, erwiderte er.
    »Eher wie ein ehrbarer Papagei«, sagte Rutaaura spöttisch. Sie trat aus der Hütte und stemmte die Hände in die Seiten. »Also?« Lluigolf stieß einen Pfiff aus. Graina blinzelte mehrmals und legte verblüfft die Hand auf den Mund. »Wenn ich nicht so müde wäre …«, sagte sie. »Was habt ihr vor? Für ein Kostümfest finde ich das hier weder den passenden Ort noch die richtige Tageszeit.« Sie gähnte wieder. »Erklärt es mir morgen«, murmelte sie. »Ich falle sonst tot um.« Sie winkte kurz und ging in ihre Hütte. 
    »Sehr hübsch«, sagte Lluigolf anerkennend. Er ging mehrmals um Rutaaura herum. »Sehr, sehr hübsch. Du wirst großes Aufsehen erregen, meine Schöne.«
    Rutaaura nickte ernst. Das leichte Gewand umspielte ihre schlanken Glieder und ließ ihre Haut noch dunkler erscheinen. »Ich muss an meinem Äußeren noch ein paar Veränderungen vornehmen«, sagte sie. »Aber erst, wenn wir an unserem Ziel sind.«
    »Kannst du in dem Zeug überhaupt reiten?«, fragte Lluigolf besorgt.
    »Ja«, erwiderte sie knapp. Sie lüpfte den Saum des weiten Gewandes und zeigte die enggeschnittene Hose aus Echsenleder, die sie darunter trug. Lluigolf pfiff wieder, und es klang anzüglich. Sie hob die Hand und drohte ihm, aber ihre Augen lächelten dabei. »Hast du alles, was wir brauchen? Dann auf, mein Freund. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Auf dem Dorfplatz standen schon ihre gesattelten Skralls, ein größerer für zwei Reiter und ein kleinerer, auf dem Izayan gerade einen Ledersack befestigte. Der ))Gras’dau(( nickte ihnen gelassen zu, ohne ein Zeichen von Überraschung über ihre abenteuerliche Aufmachung zu zeigen.
    Anders Azaoua, die neben ihm stand. Sie sah Lluigolfs bunten Aufzug und lachte laut auf.
    Rutaaura schnallte ihr Bündel auf den Rücken des großen Skralls, raffte ihr Kleid um die Schenkel und stieg in den Sattel. Lluigolf kletterte hinter ihr her, sie griff nach den Zügeln und schnalzte mit der Zunge. Der Skrall erhob sich schwerfällig und schlug dabei unruhig mit dem Schwanz.
    »Sie laufen nicht gerne in der Nacht«, erklärte Azaoua. »Aber sie werden euch gehorchen, es sind brave Tiere. Ich wünsche euch, dass ihr unter einem guten Stern reitet.«
    Sie hob die Hand und sah ihnen hinterher, wie sie im Dunkel der Bäume verschwanden.

Andronee Mondauge, Persönliche Aufzeichnungen
    W ir haben uns zu sicher gefühlt. Die Zeit der großen Kriege lag lange zurück, wir lebten in der Glücklichen Ära. Die leidigen Fehden mit den Zwergen wurden von unserer Garde ausgetragen, und wenn es galt, die Drachen in den Feuerklüften im Zaum zu halten oder einen Herrscher der Menschen in seine Schranken zu weisen, war auch das nicht die Aufgabe unseres Königs. Es gab immer genügend heißblütige junge Elbenfürsten, die sich in solchen Kämpfen beweisen wollten.
    (…)
    Oft flieht mich der Schlaf, auch nach so langer Zeit noch, und ich denke darüber nach, dass ich für Onabiirutes Wahnsinn die Verantwortung trage.
    Der König war gefallen und mit ihm alles, was er an Erinnerungen und Wissen besaß. Onabiirute hatte darauf verzichtet, sich einweihen zu lassen, als sie den Thron bestieg. Vielleicht lag dort sogar mein eigentliches Versäumnis. Ich hätte es nicht zulassen dürfen.
    (…)
    Onabiirute war unsere Königin, sie konnte ohne das Gedächtnis unseres Volkes nicht herrschen. Ich weiß, welche Last das bedeutet, aber ich hielt sie für stark genug, es zu tragen, auch wenn sie nicht vollkommen darauf vorbereitet war. Meine Bewahrerinnen und ich taten alles, was nötig war.
    Es hätte gelingen können.

19
    A n dem Tag, an dem Iviidis und Nekiritan ihren Ausflug zum Roten See machen wollten, saß Iviidis morgens noch geruhsam mit Indrekin im kleinen Frühstückszimmer und knackte frische Mandeln, als einer der Diener eintrat. Er verneigte sich ehrerbietig und reichte ihr ein gefaltetes Blatt, auf dem sie das Siegel und die Handschrift Nekiritans erkannte.
    Iviidis fegte die Schalen auf dem Tisch in der hohlen Hand

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