Elchmus (German Edition)
alles ein Ende“, wirft Holger ein, aber macht die Stimmung nicht kaputt. „Die Kleine lassen wir einfach hier.“
Ralfs Herz klopft im Kopf. Die ganze Situation läuft irgendwie voll aus dem Ruder. „Muss ich mir etwa Sorgen machen?“, fragt Elkes mutiger Händedruck ganz unauffällig. „Musst dir keine Sorgen machen“, drückt Ralf unauffällig zurück und guckt Holger dabei böse an. Und so liegen sie die ganze Nacht nebeneinander. Ralf und Elke Hand in Hand. Holger ahnungslos daneben.
Die Fledermäuse kreisen am ansonsten menschenleeren Strand. Ein Krebs huscht leise vorbei. Vermutlich sind sie das seltsamste Gespann, das hier jemals genächtigt hat.
Die Nacht zieht sich. Unerfüllte Begierde. Die Hand fühlt sich warm und weich an. Ralfs Gehirn liefert schlechtes Kino: wie er Elke auf der Cheapside die Tasche wegreißt, wie sie cool vor ihrem Auto am Finsbury Circus steht, wie sie in der Dusche steht, wie er Holger das ganze beibringen soll und und und.
Die Nacht schleppt sich endlos dahin. Morgen früh muss er es endlich Holger sagen. Kann Elke nicht einfach hier zurücklassen. Das neue grüne Top ist ihr leicht hochgerutscht. Ihre Haut ist bestimmt ganz weich. Er kann nicht anders und legt seine andere Hand einfach darauf. Sie grunzt selig und lächelt ihn an.
„Kannst auch nicht schlafen?“, fragt Elke, als sei sie seine Freundin , wartet dann aber seine Antwort gar nicht ab.
„Lass uns abhauen hier“, flüstert sie in seine Richtung. „Nach Cornwall. Rosamunde Pilcher Land“
„Das ist ja wohl der letzte Kitsch“, hört er sich tatsächlich antworten. „Als Kind hab ich mir immer gewünscht, da mal hinzufahren“. Die Träume, die sie als kleines Mädchen hatte, sind immer noch da. Ralf kann kein schlechter Mann sein. Er hatte nur noch keine Chance ihr das alles zu erklären. Was für ein Leben er eigentlich führt.
Immer ist Holger dabei. Holger nervt. Zurzeit reicht schon alleine der Name. „Lass uns die Nacht drüber schlafen“ , sagt er dann aber doch nach einer längeren Pause und denkt dabei auch an Jane Austen. „Ok“, sagt sie und ihr Magen schüttelt sich. Sie hat einfach nie Glück mit den Männern.
Mit Ralfs Morgenlatte steht dann der Plan aber doch. Fest wie seine Morgenlatte. Die Meereswellen rauschen einfach weiter. Ralf spricht sich selber Mut zu, während er immerhin zwanzig Pfund unter einen Kiesel neben Holger legt. Der Stein bringt noch immer Wärme von der Sonne vom Vortag. Holger schnarcht laut und schläft tief und fest weiter. Elke nicht. Sie hat es noch gar nicht richtig verpackt, dass Ralf mit ihr durchbrennen will. Die Möwen schlafen noch und das Meer hat über Nacht keinen neuen Müll angespült.
Dann s itzen sie im fahrenden Auto. Sie dieses Mal auf dem Beifahrersitz. „Und nun immer der Sonne entgegen!“, schreit sie. Wollte sie kurz nach Sonnenaufgang schon immer mal sagen. Holgers Auto fährt schon wieder ohne Holger. Nur hat er dieses Mal keine Ahnung, was gerade abgeht, schläft er doch noch tief und fest.
„Willst du doch umkehren?“ , fragt Elke kurze Zeit später. Ralf schüttelt den Kopf. „Wenn wir jetzt zurückfahren, bist du morgen spätestens ohne mich und das will ich nicht“.
Elke nickt und stellt aus lauter Verlegenheit das Radio an. Es gibt aber überall nur das Wetter. Es wird wieder ein heißer Tag. Die Waffe. Die Waffe ist noch immer in seiner Hose. Soll te aber ins Handschuhfach. Elke lächelt in sich hinein, als Ralf sie dort ablegt. Sie wird die Insel zusammen mit Ralf erobern. Sie ist die schöne Elkie Sammer, die ihren Traumtypen getroffen hat und er ist John Wayne, der sie immer beschützen wird.
1 7
............ Ein Vogel hockt auf einem der Riesensteine in Stonehenge und trällert munter in die Lüfte. Megalithen. Konzentrische Steinkreise. Rund 200 Meilen sind sie durchgebrettert, als ob Holger sie im Sauseschritt in Siebenmeilenstiefeln einholen könnte. Der Vogel trällert, dass ein neues Leben angefangen hat und begrüßt lauthals ihr neues Leben.
Elke spürt jeden einzelnen Knochen in ihrem Körper. Müde sucht Ralfs Geist nach einer Melodie. Elke hat Scones beim Imbissmann geholt und Kaffee einer berühmten Kette. Sie sind einfach abgehauen. Er mit seiner Geisel und er ohne seinen besten Kumpel. Er hört Holger im Geiste fluchen „Der hat doch wohl den Arsch auf! Haut mit der Tusse ab. Alter. Und wie komm ich hier weg. Ohne Auto! Ohne Knete? Dich mach ich platt, wenn du wieder auftauchst. Du weißt doch,
Weitere Kostenlose Bücher