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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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er sich plötzlich laut sagen, denn er hat plötzlich Angst, dass er die Wohnung, die nicht ihm gehört, komplett neu renovieren wird, wenn er noch länger hier rumgeistert.
    An der Kasse sitzt eine scharfe Braut. Richtiger Ort für eine Frau, aber falsches Timing für ihn. Das Schlimme ist, dass er offensichtlich mal wieder gut ankommt. Er setzt daher schnell sein fieses Holger-Lachen auf, das auch die schöne Frau sofort mit Erfolg abtörnt. Das hat gut getan. Er fühlt sich stark und frei. Draußen auf dem Parkplatz fährt er den Einkaufswagen selbstbewusst durch die Gegend. Erstaunlich, dass so ein kleiner PVC-Boden so viel wiegt.
    Der Einkaufswagen schaltet von alleine auf Autopilot. Er wird ihn direkt im Anschluss zurückbringen. Ist definitiv kein Vollasi, der einen Einkaufswagen klaut und die Straßen dann vollmüllt. Der Bodenbelag passt zwar nicht ganz rein, aber der Wagen lässt sich trotzdem ganz gut schieben. War ein guter Schachzug, seine Wohnung aufzumöbeln. Bald erstrahlt das Badezimmer in schönerem Licht. Er beschließt, weiter an seinem Leben zu arbeiten.
    Eine gute Stunde später steht der Einkaufswagen dann wie geplant wieder beim Baumarkt. Der Nachmittag auf den Straßen ist ruhig. Es ist noch Bürozeit. Er kann gemütlich über die Einkaufsstraße nach Hause laufen und nutzt die Gelegenheit, die Waren in den Fenstern, zu betrachten. Früher oder später wird er auch ihn diesem Tempo zu Hause ankommen. Er kennt sich überhaupt nicht aus in dieser Gegend. Straßennamen weiß er überhaupt keine, aber verlaufen kann er sich hier nicht. Die Einkaufsstraße verläuft nur geradeaus. Ein Klamottenladen, eine Woolworth, ein Wimpy. Wimpy hat es nicht nach Deutschland geschafft, Woolworth hatte es in der Vergangenheit mal, zumindest hatte es mal eine in Dortmund gegeben. Apotheken haben es in England nicht mal in eigene Gebäude gepackt.
    Mittlerweile steht Holger vor einem Fotoladen. „Sale“ ist auch hier angesagt. Das ganze Jahr scheint hier Ausverkauf zu sein. Ein Makroobjektiv lächelt ihn an. Millionen von Teppichuntermietern tanzen zurzeit noch immer in seinem Badezimmer. In Kürze wird er ihnen ihr zu Hause nehmen. Ohne Mitspracherecht. Sollten sie doch alleine zum Speakers Corner in den Hyde Park krabbeln und sich beschweren. Aber warum sollte er dieses Ereignis nicht festhalten? Ohne das Makro kann er das aber nicht richtig. Wenn er es kauft, kann er die besseren Fotos machen. Und die 150 Pfund machen den Braten auch nicht mehr fett.
    „Thank you“, sagt da auch schon wieder eine äußerst attraktive Verkäuferin. Er legt das Restgeld ins Portemonnaie zurück. „You are welcome...“ , sagt seine eigene Stimme. „Good-Bye and have a nice day“, flötet ihm die weibliche Stimme hinterher, während seine Beine einfach weiterlaufen.
    Reportagen hat er schon immer gern gemacht. Er knipst eifrig und nickt sich immer wieder zu. Er hätte nicht gedacht, dass das so gut funktionieren würde. Sein Mund ist schon ganz sprachlos und trocken. Irgendwann überspielt er die Fotos dann doch auf sein Laptop. SIM-Speicher voll. Nickt noch mal. „Heiliger Strohsack“. Das Makroobjektiv war der beste Kauf seines Lebens. Die Fotos kommen auf dem Laptop definitiv noch besser rüber. Besser als sämtliche Sonnenuntergänge an palmenbewachsenen Lagunen. Gruselaufnahmen der Kleinstlebewesen in Nahformat. Das ist definitiv die beste Idee gewesen, die er seit langem gehabt hatte. Dass er die Aufnahmen in seiner Wohnung gemacht hat, braucht ja niemand zu wissen und seine Kamera hat noch keine integrierte GPS-Überwachungsfunktion. Er schaut noch mal alle durch, kennt die Reihenfolge schon auswendig. Irgendwo hat er mal gelesen oder gehört, dass Fotografen oft Naturtalente sind. Holger scheint auch eins zu sein. Er hofft inständig, dass er das auch morgen noch findet. Kurze Zeit später liegt er mit hunderten von Fotos in Gedanken auf seinem Bett, ohne die haarigen Gesellen aus dem Bad. Stattdessen umgarnt ihn leise kichernd eine Wanze.
    Am nächsten Morgen findet er seine Fotos noch immer gut und knipst sofort weiter. Er hätte nicht gedacht, dass sich die Fotos vom Vortag noch verbessern könnten. Tatsächlich haben sich die kleinen Ungeheuer über Nacht aber herausgeputzt, angestachelt vom plötzlichen Erfolg als Supermodels. Berühmt über Nacht. Geilomat, denkt Holger. Er schüttelt den Kopf und kann es nicht fassen. „Ich und meine Mitbewohner“, denkt er laut. Das riecht nach Kohle und er weiß, dass

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