Elchmus (German Edition)
Vermutlich ist der junge Mann hinter ihr wieder nur ein Urlauber, der schon morgen wieder nach Hause fährt. Sie hätte früher alles für Kost und Logis und eine Arbeit gegeben.
Ralf merkt mittlerweile seine Arme nicht mehr. Jammert nicht, und läuft tapfer weiter. Die Lady pausiert vor einem Bed & Breakfast. Aber das kennt er ja schon. Gleich läuft sie wieder weiter. Aber ein Schlüsselbund gaukelt einem nichts vor. Oder? Ralf schüttelt seine Arme unauffällig.
„Und, sind wir da?“ , fragen seine Augen das Haus vor ihm. Sie nickt, blickt sich um, und geht die Stufe zur Haustür hoch. Ralf schleppt sich mit letzter Kraft hinterher. Gefühlte 200% Steigerung hat diese eine Stufe. Im Treppeneingangsbereich kippt er wirklich fast um. Er hatte noch nicht gefrühstückt.
Ein junger Mann hüpft beschwingt die Treppe runter und freut sich auf seinen freien Tag. Der Frühstücksraum hat 6 Tische. Nur ist noch nichts vorbereitet. In seiner hungrigen Situation nicht gerade gut. Die Lady hat Schwierigkeiten, das hier alles hinzukriegen. Seine Chance auf Essen, findet Ralf. Und packt mit an, unaufgefordert. Die Lady haut mit neuer Kraft die Eier gekonnt in die Pfanne. Sein Magen grummelt und er atmet den Duft tief ein.
Offenbar hat die alte Dame eine feste Routine. Mit seinen langen Boxershorts und dem T-Shirt wirkt er wie ein Lehrling ohne Knete, der sich eine Hose nicht leisten kann. Eine Einkaufstasche steht auf dem Tisch in der Küche. Als er sich auspacken will, lässt eine Anzeige auf dem Tisch sein Herz höher schlagen. Die alte Dame sucht einen Verwalter. Dafür gibt es Kost und Logis. Das ist der perfekte Job für Elke und ihn.
Die Sonne scheint vor Freude ins Zimmer zu fallen und sein Herz scheint hell und voller Pläne. „Das wäre echt der Hammer“ , freut sich Ralf und kann Elke in Gedanken vor Begeisterung schon schreien hören.
Elke, die gerade mit dem Surfbrett und den blonden Männern beschäftigt ist. Aber auch die Elke, die sich in England und in ihn verliebt hat.
Er lächelt die alte Dame an. „Ralf, pleased to meet you“.
„ Mary“, lächelt sie zurück. „Das ist ja eine klasse Möglichkeit“, sagt Ralf und kann sein Glück noch gar nicht fassen. „Was ist mit meiner Freundin?“, wagt er zu fragen.
„ Ein Pärchen wäre mir sogar lieber. Dann bleibt ihr vielleicht auch länger.“
Das Leben hat ihm dieses Mal nicht in die Fresse gegongt. Glück muss auch Ralf mal haben. In der Tat war dies mehr als das. Allerdings ist das Zimmer mehr ein Zimmerchen, aber immerhin ein Dach über dem Kopf. Der Schrank befindet sich unter der Treppe vor dem Zimmer und im Wildblumengarten steht noch ein kleiner Schuppen samt Feldbett, das sie auch nutzen können.
Und während er das Alles noch immer nicht fassen kann, fährt Elke galant die Wellen rauf und runter und ahnt noch nichts von ihrer Zukunft. Wieder am Strand hüpft er Elke im Wasser entgegen. Die sieht ihn ganz verblüfft an und versteht erst Mal nur Bahnhof. „Machste jetzt Scherze?“, fragt ihr ungläubiger Blick dann doch laut.
Gerade war sie noch Königin des Meeres, und mehr nicht. Die Welt war nur im Urlaub in Ordnung. Vor der Zeit danach war noch nie die Rede gewesen. Und deswegen freut sich auch Ralf so. „Es geht endlich weiter“, lacht dieser laut und schmeißt Elke dabei gekonnt in die L üfte. Es gibt doch noch einen Plan für ihn und sein Leben.
Er wird es dieses Mal mehr als gerne versuchen. Er will noch in fünfzig Jahren mit dieser Frau zusammen sein und sein eigenes Bed & Breakfast leiten. „Komm, zieh dich an. Wir holen den Vertrag von Mary“, sagt er, „dieses Mal machen wir alles richtig“. Elke nickt begeistert. Sie gibt das Surfbrett dem Blonden zurück und lässt ihn dabei einfach links liegen.
40
............Elke lächelt am nächsten Morgen noch immer und fächelt sich mit der Sonnenbrille eine kleine Brise zu. Auch London ruft noch immer und Newquay liegt auf dem Weg, ungefähr 2 Stunden weiter. Die Fahrtzeit so angenehm wie möglich gestalten. Die schöne Landschaft wird heute einfach vorbeigefahren. Aber Newquay ist für Urlaub wie gemacht. Und Urlaub machen geht gerade jetzt mit dem neuen Job in Aussicht richtig gut.
Und auch Newquay lädt zum Surfen ein. Die Wellen sind gigantisch. Der Sandstrand überall im Ort phänomenal. Die Sommerferien liegen in weiter Ferne. Viel ist daher hier noch nicht los. Elke hat ihren Tauchanzug aus St. Ives wieder an. Ralf hat keinen. Für ihn aber trotzdem kein
Weitere Kostenlose Bücher