Elchmus (German Edition)
weißen Stiefel, die ihr aber schon mal eine Blase gegeben haben und damit nun eingelaufen sein sollten. Sie wirkt wie ein Model aus einer Illustrierten, das Werbung für den neuesten Style macht.
Füß e sind nie dick und hässlich. Und für Schuh-Shopping ist London wie gemacht. Camden ist Plan A, Plan B ist Tottenham Court Road (in Laufnähe zur Oxford Street und auch zur Bond Street) und Plan C Embankment Station (Hobbs hat auch Schuhe und wartet noch immer). Plan D bis Z gäbe es zur Not auch noch. London ist schließlich burning.
Camdens Schuhläden sind für einen Münsterländer wie ein rotes Eichhörnchen für den Engländer. Camden ist einfach nur cool. Männer haben echt keine Ahnung, was sie verpassen. Mit ihren immer gleichen langweiligen schwarzen Tretern. Sie erinnert sich an einen Ex, der sie bei ihrem ersten Besichtigungstermin mal mit Krokodilspantoffeln zu Hause begrüßt hatte. Pantoffeln für einen wilden Kerl gibt es aber leider nicht.
Aber jetzt muss sie dranbleiben und sich nicht von solchen dummen Gedanken ablenken lassen. Das Sortiment des Ladens, indem sie sich befindet, muss durchforstet werden. Ganz systematisch. Sobald sie die Verkäuferin abgewimmelt hat, legt sie los. Fachmännisch scannt sie das gesamte Repertoire, spitzt die Nase gekonnt dazu, und zieht dann auch schon das schönste Paar mit den Augen an. Der Krokodilspantoffel-Held ist schon lange wieder gestorben. Exfreunde, die nicht wichtig waren, kommen trotzdem ab und zu noch mal wieder angenehm hoch und fallen dann sofort wieder um wie Dominosteine.
Elke könnte in diesem Laden alle kaufen. Kleinere Kaufentscheidungen kann sie bei so einer so großen Auswahl echt nicht treffen. Daher verschwindet sie vier Stunden später aus Camden, ohne sich Camden Market oder andere Schuhläden angeschaut zu haben und ohne den Abstecher zur Haltestelle Tottenham Court Road oder sonst wohin gemacht zu haben.
Die Jungs warten…
54
............ Es hat gut getan, alleine durch die Stadt zu stromern. Auch wenn es strenggenommen nur ein Laden war. Sie war sich heute selbst ein dankbares Publikum.
In China Town ist gut was los. Enten und noch mehr tote Enten hängen in den Fenstern der Restaurants. Kopf nach unten. Erstaunlich, dass diese toten Viecher niemanden komplett verschrecken. Dass die Hitze des Sommers nötig für eine gute Peking-Ente ist, weiß sie nicht. Elke setzt ihre Scheuklappen auf und versucht das Restaurant zu finden, in dem sie mit Ralf und Holger verabredet sind.
Aber Enten sollten nicht tot in die Fenster gehangen werden. Auch nicht von bekannten Gunthers. Da, Gerrard Street. Endlich. Selbst das Straßenschild trägt chinesische Schriftzeichen. Dass sieht sie erst jetzt. Dass die Ente neben ihr gerade gezuckt hat, ist ihr aber nicht entgangen. Es ist noch immer warm draußen. Spielende Kinder sind hier nicht zu sehen. Und falls es hier irgendwelche gäbe, sängen diese hier auch nicht „Alle meine Entlein“. Zumindest nicht freiwillig. Endlich taucht das Restaurant vor ihr auf.
Der Duft chinesischen Essens liegt drinnen in der Luft. „Table for one?“ (Tisch für einen?), fragt ein Kellner, um sie zu ärgern? Dass sie verabredet ist, hatte sie doch gerade gesagt.
„Haben Sie Bier mitgebracht?“ , fragt er weiter. Sie hat das sicher nicht richtig verstanden und bleibt daher einfach ruhig. Dinner for one geht schließlich anders. Holger und Ralf haben beide ein Glas Cola vor sich. Der Typ am Nebentisch holt sich gerade sein Guinness aus dem Rucksack und gießt es in sein Glas, sieht dann zu ihr herüber und prostet ihr auch noch zu.
„Schon ganz schön dreist“, sagt sie leise zu den Jungs. Dass dieses Restaurant keine Alkohollizenz hat und man Alkohol mitbringen darf, weiß sie auch nicht.
Dann bringt der Kellner auch schon ihre bestellten 8 Kostbarkeiten. Sie haben alle keine Ente bestellt. Und auch nichts mit Ente. 3 Chinesen mit dem Kontrabass, puff puff. Was wohl mit der Glog geschehen war? Mit einem Grinsen im Gesicht verkündet Ralf dann doch, sein „Chinese“ sei „nice“ und er wolle nie mehr über chinesisches Essen und ihre 8 Kotzbarkeiten lästern.
Nie mehr, will auch Holger gerade einwerfen, als ihm der chinesische Mongole mit Buffet für 4.99 Euro einfällt, vor den Toren der Bochumer Innenstadt. Chinesische Mongolen könnten gut und gerne auch durch London spazieren. Immerhin leben hier fast 1.5 Millionen Nicht-Engländer.
Mittlerweile hat Elke ihren Teller geschafft. Und
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