Elchmus (German Edition)

schon wieder gestiegen. Leider hat er keins. Aber den Infos konnte er nicht entkommen. Man hört zur Zeit viel von Gold- und Silberpreisen hier.
    Und der Vermieter hat te auch drauf bestanden, dass Holger seine Miete „PW“ bezahlt. Pro Woche. Per Week. Gleiche Anfangsbuchstaben in beiden Sprachen. P und W. Er hätte in der Schule wohl doch besser aufpassen sollen. Morgen fängt die fünfte Woche im Monat an. Und morgen geht es zurück nach Deutschland. Sachen holen und auch wegschmeißen. W wie wegschmeißen. Aber auch W wie mit dem eigenen Wagen. P wie ohne Polizei. Klauen tun eh nur die Raben. Dover hat er noch nie gesehen. Weder als Passagier noch als Wagenklauer.
    „Was denkt er da nur für n Scheiß“, brabbelt er in seinen nicht vorhandenen Bart hinein.
     
    Gott hat offenbar beschlossen, dass es mit ihm weitergehen soll. Und während er mit nur noch leichten Arschpochen zu Ralf und Elke zurückgeht, verschluckt er sämtliche Details. Ist schließlich eine Lady in der Runde. Die Seile der Segel hauen noch immer an die Masten.
    „Morgen fahren wir drei für ein paar Tage zurück. Und dann geht’s nach St. Ives “, sagt er, damit er was sagen kann. „Aber vorher hab ich noch was zu erledigen!“. Aber auch diese Details verrät er nicht, verschwindet aber alleine.
    „Mind the Gap“ , steht klar und deutlich auf dem Bahnsteig in der U-Bahn-Station Tower Hill. Hill. Hilton. Paris. Für einen kurzen Moment hat er sein Vorhaben hier schon wieder vergessen. Der alte Holger hat soeben die englische Doppelgängerin von Paris Hilton erspäht. Er wirft den Blick auf diese und den Gedanken an Sex dann aber wieder ganz schnell ab. Wie die Dulle beim Doppelkopf. Die ist beim Doppelkopf immer die beste Karte. Die Dulle. Die Frau neben ihm sieht ein bisschen aus wie die Herz-Dame. Auch nicht schlecht, wie er weiß.
    Aber wi ssen die eigentlich alle, auf was die hier sitzen? Ohne jemals selber ein Tierchen gesehen zu haben, erwischt Holgers Makro in der U-Bahn direkt ein Insektenprachtexemplar.
    Ob es wirklich ein Culex Molestus und dazu noch eins aus dem zweiten Weltkrieg ist, weiß er natürlich nicht. Aber Mückenviecherbastard hin oder her. Auf ihn und seine Kamera warten noch Dutzende von Sahneschnitten in St. Ives.
    Er wirft einen unauffälligen Blick auf den geilen Arsch der Rothaarigen vor ihm. Die Sonne geht erneut auf im dunklen U-Bahnschacht. Hat sich oben vor dem Eingang die Sonnenuhr doch vertan? Aber Holgers Gedanken sind privat und bleiben sein kleines Geheimnis.
    Er wartet zurzeit nur auf das Ende seiner Fahrt.

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    ............ Der letzte Abend. Abschied lässt sich nicht vermeiden. Und dieses Mal kann man sich sogar auf die baldige Wiederkehr freuen.
    London ist Party und die alte Welt. St. Ives ist auch Party, aber in der neuen Welt. Und die hat wieder einen Job. Und all das muss verabschiedet beziehungsweise begrüßt werden. Und London kann das Beides. Die große Stadt bietet unzählige Möglichkeiten. Die Tube wird sie ins West End fahren. Aber sie werden nicht in Musicals gehen und keine Billigtheaterkarten kaufen. Nein, sie werden einfach nur abrocken.
    Offenbar wird im Ministry of Sound heute Abend nur Musik von waschechten Engländern gespielt. „Ein versteckter langweiliger Themenabend?“ , fragt Elke „Hoffentlich nicht“, sagt Ralf und dann nach einer kürzeren Pause, „dann gehen wir halt zum Pub-Quiz Pub nebenan und danach noch woanders hin. Wir sind hier doch mitten im Leben“.
    Amy Winehouse spielt als sie reinkommen. Elke wundert das gar nicht. Wie talentiert sie doch war. Aber leider in jungen Jahren verstorben. Wie viele andere mit 27. Sie hopst trotz dieser traurigen Gedanken auf die Tanzfläche. Alle lieben Amy noch immer oder gerade jetzt. Die Stimmung ist um halb zehn wie auf dem Höhepunkt einer Party im Münsterland um weit nach Mitternacht. Fremde Vertraute. Vertraute Fremde. PJ Harvey lässt England schütteln. Peter Fox in Gedanken den deutschen Speck. The Stone Roses erobern die Herzen der Menge. Danach die Rolling Stones. Später noch The Who, die Kings und David Bowie darf natürlich auch nicht fehlen.
    Die Schlange an der Theke ist lang. Länger als lang. Alle tanzen weiter , während sie warten. In Reih und Glied, trotzdem wild. Das können nur die Engländer. Sogar Elvis Costello schafft es hier die Meute wackeln zu lassen. Und dann rocken auch noch die Sex Pistols ab. Gefolgt von Pulp. Und die Reaktion vom Publikum ist durchaus cool. Selbst Spandau Ballet