Elchmus (German Edition)
sind. Und mit denen muss die Grillparty einfach ein Erfolg werden.
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............ „Ihr übernachtet ja heute hier“, sagt ihre Mutter bestimmt und bezieht schon die Betten. Ralf ist trotz guter Würste mittlerweile ein wenig gestresst, Holger bereits auf dem Weg nach Bochum. „Am besten“, wir fahren auch zu mir, will er gerade sagen, als sich die Gartentür öffnet und ein Mann reinkommt, so als wohne er auch da.
„Gestatten, Blitz, Polizeioberkommisar aus Schapdetten“ , stellt dieser sich vor und hört das Zucken in Elkes Magen sofort. Da stimmt doch was nicht, denkt dieser. Aus langjähriger Erfahrung schweigt er aber. Glaube mir, denkt er, ich erfahre Alles, spricht er zu sich selber.
Herr Bernhard B. aus S hat diese wundervolle Gabe. Die Detektivader sitzt einfach in seinen Genen. Hat die DNA wahrscheinlich von seinem Vater geerbt, der auch schon Polizist in Schapdetten gewesen war und bei nicht einer Gelegenheit echten Spürsinn bewiesen hatte.
Aber Herr Blitz Stimme verrät nichts. Sie klingt immer gleich. Das hat er sich erfolgreich selber beigebracht. Sie zeigt weder Euphorie noch Angst. Verrät nichts, ist schlicht und einfach, aber durchaus höflich. Denn höfliche Fragen werden auch immer höflich beantwortet. Seine Augen sind wach und blau und schlau. Herr Blitz ist einfach nicht wegzudenken aus der Siedlung. Er kommt immer und überall vorbei. Sagt er, er ruft dich zurück, tut er es auch und das auch schon eine halbe Stunde später.
In England würde er alle verschrecken. „We call you back“ , ist dort nur eine Floskel, denkt Elke. Bei dem Gedanken an England, durchzuckt der nächste Blitz ihren Magen. Herr Blitz ist doch nur ein Bulle aus der Nachbarschaft. Jemand, den sie schon seit Ewigkeiten kennt. Besser gesagt, jemand, der sie kennt seit sie auf der Welt ist.
Ralf möchte nun doch nur noch weg. Das wird ihm hier alles zu viel. Packschwierigkeiten hatte er vorgegeben. Und das versteht der Vater natürlich. Nur Herr Blitz riecht, dass hier was faul ist.
R alf denkt an die Waffe, die er verloren hat, mit immerhin seinen Fingerabdrücken drauf. Die Waffe, die nie auf ihn registriert war und die er auch nie benutzt hatte. Außer für seine Fingerabdrücke. Bestimmt hatte sie mittlerweile das Meer geschluckt und weit in die Tiefen des Atlantiks herausgebracht.
„Ok“, sagt Elke ganz traurig , beißt aber die Zähne zusammen. Je eher Holger und Ralf gepackt haben, desto eher ist ABFLUG. Denkt sie im Holger-Jargon.
Kurze Zeit später setzt Elke Ralf an einer Bushaltestelle in der Pampa ab. In einer Gegend in der der Fuchs dem Hasen vor lauter Langeweile Gute Nacht sagt, statt ihn zu verspeisen.
Busfahren ohne Haltestellenansage macht ihn nervös, wenn er sich nicht auskennt. Und das ist hier und jetzt der Fall. Bislang hat er noch kein Schild, das Appelhülsen ankündigt, auf der Straße stehen sehen. Appelhülsen. Irgendein mieser Vorort vom spießigen Münster. Von dort fährt immerhin ein Zug direkt ins Ruhrgebiet.
In sein Dortmund, das nie wirklich seins war , denn eigentlich kam er ja aus Bochum. Bochum ich komm aus dir, singt Herbert in Gedanken und wie gerufen. Aber seine damalige Freundin wollte von einer Fernbeziehung Bochum–Dortmund nichts wissen und war eine waschechte Dortmunder-Zicke. Aus Dortmund kann sie nie weg, hatte sie gesagt.
Als Ralf dann bei ihr eingezogen war, glaubte sie dann doch erst an sich und dann auch noch an das Sprachenstudium in Saarbrücken. Und Ralf unterstützte sie auch, fand er doch auch, dass sie ganz gut Französisch konnte. Die Ex ist dann aber komplett nach Saarbrücken abgehauen. Dafür hing er im Dortmunder Norden fest. Verkehrsgünstig mit einer Wohnung, in die er alles reingesteckt hatte, was er hatte.
Natürlich hätte er nach Bochum zurückziehen können, aber das wär e ein Zeichen von Schwäche zeigen gewesen. Und hätte auch schon wieder gekostet. Daher pendelte er. Mit dem immer vollen und mindestens ein paar Minuten zu spätem NRW-Express. Wie viele andere. Leute, die er nicht kannte, standen jeden Morgen mit ihm auf dem Gleis und dann im Zug. Sitzplätze konnte und kann man noch immer nicht im Regionalverkehr reservieren.
Er kannte den Schweißgeruch vieler, aber nicht d ie dazugehörigen Namen. Auch nach drei Jahren noch nicht. Auch nicht die Namen der Dortmunder Ausgehstätten. Dank Holger. Holger, der in Bochum wohnte und daher nur dort neue Kneipen auftat. Wie seine Ex mochte er die zehn Minuten lange Zugfahrt
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