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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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Karriere täte ihm wirklich sehr gefallen.
    Vielleicht fehlten der Handynummer nur die deutschen Vorwahlzahlen und es war mal in Deutschland registriert, auch wenn es mittlerweile abgemeldet ist? Bringt er klar und deutlich auf Englisch hervor. Schließlich war die ganze Nachricht auf Deutsch verfasst , fügt er wissend hinzu. Und das sei seine Muttersprache weiß nun auch der Polizist in Dover. „Ja, es gibt guten Grund, diesem gutem Hinweis nachzugehen“, schmiert ihm der englische Polizist völlig sachlich und emotionslos ums Maul.
    Aber s päter wird man es ihm schon danken. „Ich wusste doch, dass ich ein guter Polizist bin“, lobt er sich nach dem Telefonat selber. Er wäre sehr gerne derjenige, der dieses Auto wiederbeschaffen täte. Auch wenn er sich damit vielleicht nicht gerade in seiner Nachbarschaft beliebt machen würde. Aber die Welt ist ja größer als diese, versucht er sich zu beruhigen.
    Aber der langersehnte Ruhm muss trotzdem noch ein wenig warten, auch wenn die Geduld dazu jetzt fehlt. Er ist seiner Zeit dieses Mal voraus. Schließlich hatte Herr Blitz einfach noch nie die Chance gehabt, einen gestohlenen Wagen wieder zu finden.
    Er grübelt und grübelt und überlässt nichts dem Zufall. Auch als er müde ist, fällt sein Kopf nicht auf die Tischplatte. Auch wenn ihn keiner sieht an seinem Schreibtisch, kann er den Ruhm später mit anderen teilen. Den Belohnungs-Rum trinkt er dann heute schon mal alleine. Herr Blitz glaubt nicht an die Liebe. Es macht das Leben einfacher. Aber sein Herz ist doch ein wenig einsam und er vermisst schon eine Frau. Aber jedes Mal, wenn ihn diese düsteren Gedanken packen, schiebt er sie ganz schnell wieder weg. Erfolgreich bislang. Denn die Frauen laufen den Kommissaren eh nur weg. Das hatte er oft genug im Tatort gesehen.
    Außerdem hat er eine tolle Nachbarschaft. Hoffentlich muss er die nicht vergraulen. Elkes Mutter und er kennen sich schon seit sie klein sind. Da hingen noch die IRA-Plakate in der Post. Andreas Baader und andere Verbrecher haben ihm schon damals schlaflose Nächte bereitet. Sein Vater war ein verschlossener Mann.
    Er schließt die Augen und versucht sich seinen Vater in seinem jetzigen Alter vorzustellen: als dieser so alt war wie Herr Blitz heute, trug dieser mit Stolz seine grüne Streifenuniform. Seine Mutter fand die grünen Hosen nicht nur kacke, sondern auch unförmig und unvorteilhaft dazu. Er muss diese Gedanken an früher doch besser abstellen. Das Heute zählt.
    Und h eute ist er immerhin Polizeioberkommissar und hat es damit weit gebracht. Zumindest in Schapdetten. Wenn man ihn auf der Straße trifft, kommt man nicht an ihm vorbei und damit leider auch nicht weiter. Auch wenn er dienstfrei hat, läuft er ständig durch die Gegend, so als hätte er Dienst. Muss sich ja irgendwie beschäftigen und hier ist leider sonst nichts los. Und sowieso nichts top secret. Es gibt hinter vorgehaltener Hand Gerüchte, dass er Sonntags abends den Tatort mit seinem noch immer funktionierenden Video-Rekorder aufnimmt und ihn sich dann Montags auf der Arbeit zur Fortbildung nochmal anschaut. Für den Fall der Fälle. Alles was er zweimal sieht, kann er besser behalten. Das ist halt so. Sein Fernsehanschluss ist zwar schon digital, aber er ist ARD und ZDF treu geblieben. Werbepausen vergeuden seine äußerst knappe und wertvolle Zeit.
    In seiner Freizeit flaniert er wichtig durch die Nachbarschaft. Trifft er jemanden, schnappt er sich diesen oder diese. Trifft er niemanden, sucht er Stimmen und findet diese. Mit ihren zugehörigen Opfern. Je größer das Stimmengewirr, desto größer der Grillgeruch. Äh? Oh Mann, er hatte das Grillfest drüben bei den Nachbarn fast vergessen.
    Eine Minute später versucht Elkes Mutter ihm gerade zu erklären, wie froh sie doch ist, dass ihre Tochter nun endlich sesshaft werden wird in England. Herr Blitz nickt zustimmend. Was sollen die jungen Dinger auch hier? Die Sparkassenfiliale in der Nachbarschaft hat bereits dichtgemacht. Und ist in über 40 Jahren nicht ein einziges Mal überfallen wollen. Selbst ein EC-Automat wurde hier nie aufgestellt. Aber diese Neuerung hätte den älteren Herrschaften in der Nachbarschaft auch nicht gefallen. Der Automat würde auch nicht nur technische Anwenderprobleme geben. Er würde den kleinen und großen Nachbarschaftstratsch rauben und damit das schlimmste Verbrechen in dieser Gegend sein. Für Herrn Blitz als Nicht-Rentner noch kein Thema, aber Elkes Mutter kann das schon

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