Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
gebe ich auf die mir gestellten Fragen Antworten, ansonsten bleibe ich stumm!
Meine Klassenlehrerin versucht des Öfteren, mit mir zu reden. Doch egal, was sie sagt, ich sage kein Wort zu meiner Verteidigung. Was soll ich ihr denn auch sagen? Dass mein Erzeuger sich an mir vergeht? Dann würde die Frage kommen, warum ich mich nicht wehre. Und dann? Dann würde sicherlich bald irgendeine Tante von der Jugendfürsorge kommen und ich müsste wahrscheinlich ins Heim. Lisa würde ich dann erst einmal nicht zu Gesicht bekommen. Und alleine aus diesem Grund schweige ich.
Beim Fußball ist es auch nicht anders. Ich komme zum Training, wenn die anderen schon da sind, spiele meinen Stiefel runter und bin danach schon wieder auf dem Weg nach Hause.
Oftmals gehe ich auch auf den Spielplatz, sitze Stunden lang in der kleinen Hütte und denke an früher. Wo alles viel besser war und wo ich Benny noch hatte.
Benny! Immer noch sind meine Gedanken bei ihm und ich habe das Gefühl, ich werde ihn nie vergessen. Auch wenn er es wohl schon lange getan hat.
Meinen Profivertrag habe ich so gut wie in der Tasche, bis … ja bis die ganze Situation eskalierte.
Rückblick
Wir hatten unser erstes Spiel nach der Winterpause. Ich war wie jedes Mal ziemlich spät, damit ich mich alleine umziehen und keiner meine blauen Flecken sehen konnte. Als wir auf den Platz aufliefen, kamen schon die ersten doofen Sprüche, von wegen, die schwule Mannschaft und so.
Eigentlich stand ich ja über solche Sprüche. Aber an dem Tag davor, hatte er wieder seinen Spaß mit mir … und deshalb war ich auch etwas empfindlich.
Nach dem Anpfiff dauerte es auch nicht lange und wir lagen 2:0 in Führung. Beide Tore hatte ich geschossen. Und somit gab es immer wieder auf die Socken für mich. Nach einem besonders rüden Foul lag ich gekrümmt auf dem Boden und hielt meine eh schon geprellte Rippe. Das Atmen viel mir sehr schwer und ich wusste nicht, wie ich wieder aufstehen sollte. Als mein Gegenspieler, der, der mich umgenietet hatte, mir aufhelfen wollte, schlug ich seine Hand weg. Daraufhin beschimpfte er mich leise als Schwuchtel und meinte, ich sollte mich nicht so tuntig anstellen. Das brachte das Fass wohl zum Überlau fen. Ich sprang auf die Beine und schlug auf ihn ein. Immer wieder versuchte ich, meine Faust in sein Gesicht zu platzieren. Nach dem dritten Schlag legten sich zwei Arme um mich und versuchten mich daran zu hindern. Es dauerte, bis Simon es schaffte, mich zu beruhigen.
Das Ende vom Lied war eine rote Karte für meinen Gegner und mich und für mich noch eine Disziplinarstrafe. Als das Urteil feststand, ein halbes Jahr Sperre für mich, war klar, dass sich meine Karriere damit erledigt hatte.
Rückblick Ende
Die Hälfte der Zeit ist nun herum. Und für mich steht eins fest, Fußball wird es für mich nicht mehr geben. Zu sehr schmerzt die Erinnerung daran, was hätte sein können. Den Kontakt zu Simon und den anderen habe ich auch komplett abgebrochen. Simon hat sich allerdings sehr dagegen gesträubt. Aber ich habe ihm einfach die kalte Schulter gezeigt. Und irgendwann, ja irgendwann hat er dann begriffen, dass ich es wirklich ernst meine.
Nach meinem sportlichen Aus habe ich noch mehr zu leiden. Schließlich habe ich ihn um seinen sonntäglichen Rausch gebracht. Es setzt Schläge. Und auch bei dem anderen macht er nicht mehr halt. Ich geh ja nicht mehr zum Training und brauch mich somit niemand mehr zeigen. Und in der Schule achtet eh keiner auf den anderen. Außerdem kann ich mich meistens um den Sportunterricht drücken.
Meine Klassenlehrerin fragt zwar oft nach, warum ich so still geworden bin, aber ich gebe ihr einfach keine Antwort und zucke nur mit den Schultern. Nach wie vor rede ich kaum ein Wort. Dafür sind meine schriftlichen Noten bei einem Level angekommen - ich kann nur sagen, Benny wäre sehr stolz auf mich.
Die Regelmäßigkeit der Übergriffe meines Vaters, die er sonst immer an den Tag legt, hat sich ein wenig verändert. Zuerst waren aus den vierzehn Tagen zehn Tage geworden und nun ist es fast jede Woche. Ich bin nur froh, dass Lisa nicht mehr bei uns wohnt.
Zu den Abi Prüfungen lässt er mich ein wenig in Ruhe. Vielleicht sieht er ein, dass ich meine ganze Kraft dafür brauche, vielleicht hat er aber auch mal wieder einen kleinen lichten Moment.
Als ich mein Abschlusszeugnis endlich in den Händen halte, bin ich froh, dass nun alles vorbei ist.
Wie Benny schließe ich als Jahrgangsbester ab und nehme
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