Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
Gesamtbild ab. Auf den Lippen trägt sie einen farblosen Gloss, der ihre vollen Lippen leuchten lässt.
Staunend sehe ich sie an und weiß gar nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Und auch sie scheint nicht zu wissen, was sie machen soll. Doch dann auf einmal ist sie wieder ganz meine kleine Prinzessin. Lachend kommt sie auf mich zugelaufen und fällt mir in die Arme. Mit so viel Schwung, dass ich zischend die Luft einziehe, weil sie gegen meine Prellungen kommt. Erschrocken sieht sie mich an.
„Alles klar bei dir, Lucas?“
„Aber ja, ich war mit den Jungs Schlittschuh laufen, da bin ich blöde gefallen. Wird schon wieder“, sage ich leise und wundere mich, dass meine Stimme nicht ihren Geist aufgibt. „Aber sag, was ist denn mit dir geschehen?“
„Ich war mit Mama und Sven shoppen. Und sie haben mich ganz neu eingekleidet. Sven meint, wenn ich in der Stadt zur Schule gehe, dann müssen meine Sachen dazu passen. Und stell dir mal vor, in meinem neuen Zuhause, da habe ich noch viel mehr Klamotten. Ich nehme fast gar nichts von hier mit. Ist das nicht toll?“, fragt sie mich und strahlt übers ganze Gesicht.
„Aber natürlich“, antworte ich. Und ich freue mich wirklich für sie. Sie soll es auf jeden Fall besser haben als ich.
„Komm“, meint sie und greift nach meiner Hand, „ich will Papa meine neuen Sachen zeigen.“
Zusammen gehen wir zum Wohnzimmer, wo sie erst leise anklopft, bevor sie nach seinem „Herein“, die Tür öffnet und eintritt.
„Hallo, Papa, ich bin wieder da.“
„Das ist ja wohl nicht zu überhören. Was machst du denn für einen Krach? Und wie siehst du überhaupt aus? Willst du mit den Sachen anschaffen gehen? Wer hat dich so ausstaffiert? Deine Mutter und ihr neuer Stecher?“, fragt er sie und ich sehe, wie sie bei jedem seiner Worte zusammenzuckt. Mit Mühe schafft sie es, ihre Tränen zurück zu halten. Beschützend lege ich meinen Arm um sie.
„Ich finde, Lisa sieht wunderschön aus. Und Mama und Sven haben wirklich sehr viel Geschmack. Kann ja nicht jeder nur in Jogginganzug durch die Gegend laufen so wie du“, gebe ich meine Meinung kund. Auch wenn ich weiß, dass ich beim nächsten Mal wieder dran bin. Aber ich lasse nichts auf meine kleine Schwester und auf Mama kommen. Und auch nicht auf Sven.
„War ja klar, dass du Schwuchtel auf ihrer Seite stehst. Aber was soll man von einem Lutscher auch anderes erwarten. Ich glaube, es ist besser, wenn ihr beiden aus meinen Augen verschwindet. Bevor ich mich noch vergesse.“ Damit wendet er sich wieder seinem Fernseher zu. Ich bin nur froh, dass er das normale Programm ansieht und nicht einen seiner Schmuddelfilme. Ich glaube, das würde Lisa für heute den Rest geben.
Vorsichtig lege ich meinen Arm um Lisa und führe sie in mein Zimmer. Stelle dort den Stuhl unter den Griff, damit wir unsere Ruhe haben. Kaum sitzt Lisa auf meinem Bett, fließen auch schon die Tränen.
„Wieso ist er so gemein? Er war doch sonst nicht so? Wie hältst du das bloß mit ihm aus? Und wieso sagt er solche Wörter zu dir?“ Fragen über Fragen sprudeln aus ihrem Mund, während sie immer wieder die Nase hochzieht. Traurig sehe ich sie an. Armes Mädchen - wenn du wüsstest, was hier so alles abgeht - deshalb ziehe ich sie einfach in meine Arme und kuschele sie an mich.
„Er ist krank, Lisa. Ich glaube, er will das eigentlich gar nicht sagen. Aber eine Stimme in ihm gibt den Befehl dazu. Du darfst gar nicht auf das hören, was er sagt. So mach ich es auch und es ist am besten“, flüstere ich leise und streiche ihr über den Rücken. Lange liegen wir so da. Doch irgendwann richtet Lisa sich auf.
„Darf ich heute Nacht bei dir schlafen? Ich habe ein bisschen Angst vor Papa“, fragt sie und ich kann sehen, dass sie sich wirklich fürchtet.
„Aber natürlich, Schatz. Komm, wir machen uns fertig und dann gehen wir in die Heia. Und morgen früh stehen wir zusammen auf und ich bring dich zur Schule. Keine Angst, Prinzessin. Ich passe auf dich auf. Ich lasse dich nicht im Stich!“
Kapitel 19
Es ist gar nicht so einfach, meine und auch Lisas Interessen unter einen Hut zu bringen. Ich kann von Glück reden, dass mein Training erst Ende des Monats wieder anfängt. Und dann ist Lisa schon auf dem Weg zu Mama.
Und ich wieder alleine mit ihm.
Ich versuche mich so wenig wie möglich zu Hause aufzuhalten. Aber immer wieder erwischt er mich und ich bin dran. Mit Lisa ist auch meine Stimme wieder verschwunden.
In der Schule
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