Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)
erleichtert und befreit.
„Danke fürs Zuhören, Frau Maier“, sage ich leise und putze mir mit dem von ihr gereichten Taschentuch die Nase.
„Ich danke dir für dein Vertrauen, Lucas“, entgegnet sie mir. „Und dein Problem mit der Wohnung - ich glaube, da habe ich auch schon eine Lösung gefunden. In meinem Haus ist die Dachgeschosswohnung frei. 92qm, Einbauküche mit allem Schnick-Schnack, großes Wohnzimmer, Schlafzimmer, Arbeitszimmer oder so, Vollbad und einen kleinen Balkon. Zwei kleine Mankos hat die Wohnung allerdings. Es sind sehr viele Dachschrägen da und das schlimmste – du würdest mit deiner Chefin unter einem Dach wohnen.“
„Also“, sage ich breit grinsend, „Problem eins finde ich nicht so weltbewegend. Schließlich können Dachschrägen doch eine schöne Atmosphäre zaubern. Und Problem zwei – darin sehe ich keins. Auch wenn wir zusammen arbeiten und wohnen sollten, so heißt das ja nicht, dass wir auch zusammen essen müssen, oder?“
„Wie, du willst nicht mit mir zusammen essen? Hm – eigentlich auch nur gut für dich, denn ich bin eine miserable Köchin. Aber natürlich hast du recht. Vor der Haustür trennen sich unsere Wege. Du gehst nach oben und ich bleibe unten. Also, wenn du damit einverstanden bist und deine Mutter auch, dann würde ich sagen, dass ihr euch die Wohnung in den nächsten Tagen einfach mal anseht.“
Das geht jetzt alles ziemlich schnell. Aber warum auch nicht? So kann ich endlich einen dicken Strich unter mein bisheriges Leben machen!
Kapitel 22
Die Trauerfeier von Papa haben wir absichtlich ziemlich schlicht gehalten und haben wirklich nur im engsten Familienkreis Abschied genommen. Auch wenn er unser Vater war, so haben weder Lisa noch ich großes Verlangen danach, ihn auf dem Friedhof zu besuchen. Deshalb haben wir ihn auch anonym beerdigt.
Die Sache mit der Wohnung sieht allerdings ganz anders aus. Schon als ich das Haus sehe, steht für mich fest, dass ich hier einziehen will. Und als ich dann ein Zimmer nach dem anderen erkunde, kommen meine Augen aus dem Leuchten überhaupt nicht raus. Lisa betrachtet ebenfalls alles ziemlich neidisch.
„Ich will auch mal solch eine Wohnung haben.“
„Ach Süße, du bist doch wohl noch ein bisschen jung für so etwas. Aber eins kann ich dir versprechen. Wann immer du willst und Zeit und Lust hast, kannst du mich besuchen kommen und dann ist das kleine Zimmer Dein!“
Strahlend fällt sie mir um den Hals. „Du bist echt der beste große Bruder, den man haben kann, Luci!“
Die ganze Woche über richten wir alles bei mir ein. Lisas Kinderzimmer wird komplett in mein Arbeitszimmer gestellt. Ein paar Sachen aus der alten Wohnung nehme ich mit. Aber nicht viel. Schließlich will ich einen Neuanfang und nicht durch die alten Sachen an alles immer wieder erinnert werden.
So machen Mama und Sven mit mir als vorzeitiges Geburtstagsgeschenk einen Bummel durch IKEA und ich darf nach Herzenslust shoppen. Was ich auch, glaube ich, zum ersten Mal in meinem Leben ausnutze. Neben dem neuen Wohnzimmer hole ich mir ein großes Bett. Schrank und Nachtschrank werde ich dann doch wieder aus meinem alten Zimmer übernehmen. Aber einen neuen Schreibtisch suche ich mir noch aus. Und dann mache ich lieber Schluss. Schließlich will ich die beiden ja nicht schröpfen. Als wir alles erledigt haben, gehen wir noch auf eine Portion Kottbuller mit Pommes essen. Lachend beenden wir unseren „Schwedentag“ und versuchen dann, mit vereinten Kräften, die ganzen Kartons in den Wagen zu laden. Ein bisschen kommen wir uns vor wie die Familie aus der Werbung. Bis unters Dach bepackt!
In der Zeit, in der ich arbeite, bauen Mama und Sven alles auf. Und ganz ehrlich – ich bin wirklich froh, denn ich habe einmal versucht, ein Regal aufzubauen und bin fast daran verzweifelt. Aber Lisa meint, dass Sven ein wirklicher Spezialist in dieser Beziehung ist und als ich am Freitag nach Hause komme, ist alles fertig. Und nicht nur das!
Mit meinem eigenen Schlüssel öffne ich das erste Mal die Tür zu meiner ersten eigenen Wohnung. Da im Flur alles dunkel ist, nehme ich an, dass Mama, Lisa und Sven wieder in unserem alten Zuhause sind. Als ich das Licht anschalte, sehe ich mich erstaunt um.
Ein heller Braunton scheint von den Wänden, immer wieder unterbrochen von einem kräftigen Streifen im Schokoladenton. Ein Spiegel im Wellenmuster hängt an der Wand, daneben ein Kleiderhaken. Ein kleiner Schuhschrank und ein paar Bilder an der Wand
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