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Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)

Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe)

Titel: Elchtest - Liebe ohne Grenzen (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Bauer
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den Anfang machen?“, fragt er in die Runde. Keiner meldet sich.
    Okay, denke ich so bei mir. Ich bin ja nicht zum Spaß hier. Also melde ich mich und werde dafür mit einem aufmunternden Lächeln von ihm bedacht.
    „Sehr schön. Den Mutigen gehört die Welt. Auf jeden Fall erst einmal unsere Aufmerksamkeit.“
    „Also, mein Name ist Lucas Reuter und wer Zeitung liest, der kennt mich auch. Ich bin der Junge, der von seinem Vater missbraucht, verprügelt und beschimpft wurde. Ich bin 18 Jahre alt“, fragend sehe ich „Albert“ an, weil ich nicht weiß, ob ich noch etwas sagen soll. Doch der nickt nur anerkennend.
    „Sehr schön, Lucas. Und jetzt werden die anderen sicherlich auch was sagen können. Vielleicht Susi?“, damit wendet er sich an das Mädchen neben mir. Die verzieht genervt das Gesicht.
    „Ich bin immer noch Susi, 19 Jahre alt und wurde von meinem „lieben“ Onkel mehrfach vergewaltigt. Ach ja, ganz neu ist allerdings, dass mein Onkel verurteilt wurde. Zu zwei Jahren auf Bewährung und dreitausend Euro Geldbuße“, leiert sie runter. Auch wenn sie nach außen hin völlig cool wirkt, so merke ich doch, dass ihr das Ganze an die Nieren geht. Nicht nur ich empfinde das Urteil für eine Lachnummer.
    „Das ist alles? Zwei Jahre dafür, dass er dein ganzes Leben zerstört hat?“, frage ich leise.
    „Ja“, erwidert sie trotzig, „reicht doch. Ich habe mich schließlich nicht gewehrt. Ich habe ihn einfach machen lassen, weil ich Angst hatte, dass er mir sonst noch mehr wehtut. Habe es ertragen, dass er seinen dicken, dreckigen Schwanz in mich reingesteckt hat. Sich an mir gescheuert hat. Und seinen widerlichen Saft in mich gespritzt hat. Immer wieder gesagt hat, dass ich kleines Luder es nicht anders verdient hätte. Und dass ich ja niemanden ein Wort sagen soll, weil mir ja eh niemand glauben würde.“ Sie ist immer lauter geworden und irgendwann bricht sie zusammen. Ich kann sie gerade noch festhalten, sonst wäre sie auf den kalten Boden geknallt. Wie ein Häufchen Elend kauern wir beide auf dem Boden und werden von den anderen angestarrt. Es dauert eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hat und wir es schaffen, uns auf die Stühle zu setzen. Zaghaft lächelnd wische ich ihr mit meinem Taschentuch die schwarzen Tränenspuren, die ihre Schminke verursacht hat, aus dem Gesicht.
    „Danke“, flüstert sie leise, „du bist der Erste, bei dem ich wirklich Halt finde. Selbst meine Eltern haben sich von mir abgewandt, weil sie meinten, ich würde nur Märchen erzählen und Papas Bruder schlecht machen.“
    Verstohlen greift sie nach meiner Hand und ich lasse es zu. Lasse zu, dass sie sie die ganze Zeit über hält und drückt. Und sie hält sie auch noch, als die Stunde längst vorüber ist und wir wieder vor dem Gebäude stehen.
    Still stehen wir da, Hand in Hand, und keiner weiß, was er sagen soll. Schließlich räuspere ich mich leise.
    „Ich würde jetzt gerne nach Hause gehen, Susi. Kann ich dich irgendwo hinbringen?“
    „Nein. Wo soll ich denn hin? Zu meinen Eltern? Die reden nicht mehr mit mir wegen der Sache. Und zu meinem Onkel kann ich ja wohl schlecht.“
    „Aber irgendwo musst du doch hin. Du kannst doch nicht unter der Brücke schlafen“, beharre ich.
    „Ich hab ein Zimmer im Wohnheim für gestrandete Mädchen. Die sind aber alle so komisch. Und auch da glaubt mir keiner. Also versuche ich, so wenig wie möglich da zu sein. Eigentlich nur zum Schlafen und Duschen. Die meiste Zeit lauf ich durch die Stadt.“
    „Und sonst? Gehst du zur Schule oder Arbeiten?“
    „Schule – eigentlich wollte ich Abi machen. Aber nach der ganzen Sache fehlten mir einfach der Mut und die Kraft. Trotzdem habe ich meinen Realschulabschluss geschafft. Vielleicht irgendwann, wenn ich alles verarbeitet habe, dann kann ich mich auch um einen Job kümmern. Im Moment ist da aber noch nicht dran zu denken. Jedes Mal, wenn ich einen Mann sehe, der mit meinem Onkel eine gewisse Ähnlichkeit hat, dann zittern mir die Knie und ich bekomme Herzrasen. Und dann stell dir doch mal vor, ich arbeite zum Beispiel als Friseuse. Die armen Kunden würden alle mit einem Ohr weniger nach Hause gehen.“
    Erstaunt sehe ich sie an und finde es bewundernswert, dass sie über ihre Situation auch noch Witze machen kann. Und dann fangen wir beide gleichzeitig an zu lachen.
    „Du bist wirklich eine unglaubliche Frau, Susi. Also, wenn du willst, dann kannst du mit zu mir kommen. Das soll jetzt kein unmoralisches Angebot sein

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